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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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eingepfiffen. Ich war auf kaltem Entzug. Wieder einmal
hatte ich meine Medikamenteneinnahme versäumt. Ich schwitzte, alles juckte, die
Lichter waren zu hell, ich wurde innerlich von Nüssen vergiftet, die ein alter
Mann abgelutscht hatte, und ich konnte jeden Augenblick sterben, und dann wäre
Alison schutzlos. Ich musste es ihm sagen, ich musste ihm vertrauen, es gab
sonst niemanden, an den ich mich wenden konnte. Aber trotzdem ... ich konnte
... noch immer nicht... ganz ...
    »Woher haben Sie überhaupt
gewusst, dass ich hier bin?«
    »Weil ein Arzt bei uns Anzeige
erstattet hat, Sie hätten einer unschuldigen, jungen Frau Rohypnol verabreicht.
Genug, um sie verflucht nochmal umzubringen. Und weil Ihr Name in meinen
Ermittlungen auftaucht, gab es einen Querverweis, also hat man mich aus meinem
schönen, warmen Bett geklingelt.«
    »Und jetzt sind Sie hier, und
zwar ganz allein«, schnaubte ich. »Wie kommt es, dass Sie immer solo reisen?«
    »Einsparungsmaßnahmen.«
    Ich hob eine Augenbraue. Er
starrte mich unverwandt an. Der Schlaganfallpatient schlurfte herein und ließ
sich in seinen üblichen Stuhl fallen. Detective Robinson trat ein Stück näher und
senkte die Stimme. »Weil alle anderen wollen, dass ich den Fall ad acta lege,
weil es angeblich keine Verbindung zwischen diesen Todesfällen gibt und wir
Wichtigeres zu tun haben. Aber ich bin mir sicher, es gibt da eine Verbindung.
Also betrachte ich es als eine Art Hobby.«
    »Wie das Sammeln von
Kriminalromanen.«
    »Wow, jetzt haben Sie mich aber
durchschaut.«
    Wir starrten uns in die Augen.
Die ersten zehn Sekunden werde ich mit jedem fertig, danach knicke ich immer
ein.
    »Ich hab niemanden umgebracht«, erklärte ich. »Hab ich
das etwa behauptet?«
    »Sie unterstellen es.«
    »Wirklich? Haben Sie denn jemanden umgebracht?«
    »Nein.«
    »Haben Sie Ihrem Mädchen
Drogen in den Drink gekippt?«
    »Nein, Sir, hab ich nicht. Aber ein anderer.«
    »Und wissen Sie zufällig auch wer?« Ich nickte. »Sie
auch?«
    »Stände ich noch hier, wenn
ich es wüsste? Hören Sie, beamen Sie sich zurück in unsere Wirklichkeit, mein
Junge, dann kriegen wir die Sache vielleicht geregelt.«
    Die Zeit war reif für eine
Entscheidung. Es war der Punkt gekommen, Vertrauen zu fassen.
    »Okay«, erklärte ich. »Aber zu
meinen Bedingungen.«
    Er verdrehte die Augen.
»Warum, zur Hölle, sollte ich mich auf Ihre Bedingungen einlassen?«
    Ich verschränkte die Arme und
fixierte ihn. Nach einer geraumen Weile, in der sich keinerlei Fortschritt
abzeichnete, gab ich schließlich nach. »In Ordnung. Aber Sie müssen eines für
mich tun. Dann berichte ich Ihnen vom Fall der jüdischen Musikanten.«
    »Dem...«
    »Bestellen Sie ein paar von
Ihren uniformierten Freunden hierher, damit sie Alison bewachen.«
    Wenn ich schon den Weg ins
Jenseits antrat, wollte ich wenigstens, dass es irgendeinen offiziellen Vermerk
darüber gab, ein Dokument, das bewies, dass er hier gewesen war und in der
Sache mit drinsteckte.
    Er ließ sich das eine Weile
durch den Kopf gehen, bevor er schließlich nickte. »Aber ich hoffe für Sie«,
sagte er, indem er sein Handy hob, »dass es das wert ist.«
    »Ist es«, versicherte ich. Ich
wies mit dem Kinn in Richtung des mit Vorhängen abgetrennten Krankenbetts.
»Ich will mich nur kurz von ihr verabschieden.«
    Detective Robinson setzte sich
zwei Stühle neben den Schlaganfallpatienten, während er am Handy auf Antwort
wartete. »Bleiben Sie nicht zu lange«, rief er mir hinterher.
    »Schon klar.« Ich nickte über
die Schulter in Richtung seines neuen Nachbarn. »Und passen Sie auf, dass Ihnen
niemand was Komisches andreht.«
    »Mach ich immer«, erwiderte
er.
     
    Der
Tag der Abrechnung war gekommen.
    Oder, besser gesagt, der Abend
der Abrechnung.
    Der Abend der finalen Auflösung
des Rätsels und des Sieges der Gerechtigkeit.
    Um Letzteren zu ermöglichen,
war allerdings geschicktes Verhandeln erforderlich gewesen. Als die uniformierten
Beamten im Ulster Hospital eintrafen, um meiner Liebsten Schutz zu gewähren,
als Brian die Operation mit fliegenden Fahnen überstand, als mir klarwurde,
dass Detective Robinson trotz seiner Nachforschungen im Dunkeln tappte und
außerdem nicht die geringste Absicht hatte, mich für einen der Morde
verantwortlich zu machen - da wusste ich, meine Stunde hatte geschlagen.
Natürlich hätte ich ihm brühwarm all meine Erkenntnisse über den Fall der jüdischen Musikanten anvertrauen können, während er
mich acht Stunden lang

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