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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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wen
hielt sie sich? Sie verkaufte Modeschmuck, und laut Berichten - Jeffs Berichten, um genau zu
sein, obwohl er in der Sache womöglich etwas voreingenommen war - auch noch
ziemlich billigen.
    Aber sie war nicht zu bremsen.
    »Vielleicht liegt das große
Rätsel, das Rätsel für dessen Lösung du geboren wurdest, direkt nebenan. Was
geschah wirklich mit Malcom Carlyle? Warum hat er so plötzlich geschlossen?
Wohin ist er verschwunden?«
    »Ja«, bestätigte ich, »das ist
ganz sicher ein großes Rätsel.«
    Ich bewunderte ihre
Leidenschaft, aber sie schoss eindeutig über das Ziel hinaus. Hoffentlich
wurde ihr das selbst bald klar. Ich studierte den Gehweg und die Muster der
Steinplatten. Auch wenn ich sie wirklich wahnsinnig mochte, ich würde mich auf keinen Fall zu etwas drängen lassen, dass mir nicht entsprach.
    »Um die Wahrheit zu sagen«,
fuhr ich fort, »ich mag diese kleinen, harmlosen Fällchen. Für mich sind sie
wie lebendige Kreuzworträtsel. Sie nehmen nie mehr als ein paar Stunden in
Anspruch, halten das Gehirn auf Trab, vertreiben die Zeit und hinterlassen ein
nettes Gefühl der Befriedigung, wenn man sie gelöst hat. Anschließend verschwinden
sie sofort aus dem Kopf, und man freut sich schon auf das Nächste. Niemandem
wird Schaden zugefügt, und die Trennlinie zwischen Gut und Böse ist relativ
eindeutig. Diese kleinen Verbrechen sind genau meine Kragenweite. Ich mag keine großen Gesamtbilder. Mich interessieren keine
Panorama- oder Schlachtengemälde, mich faszinieren kleine Porträts. Deshalb
ist es mir auch völlig gleichgültig, was sich Daniel Trevor zufolge in
Deutschland abspielt, und darum kann ich mich auch nicht darüber aufregen, was
Malcolm Carlyle möglicherweise dazu bewogen hat, seinen Laden zu schließen und
die Düse zu machen.«
    »Himmel«, sagte Alison, »wo
kam das denn jetzt auf einmal alles her?«
    Ich zuckte mit den Achseln.
    »Hat dir schon mal jemand
gesagt, dass du ziemlich aufbrausend werden kannst?«
    »Ja. Tut mir leid.«
    »Du brauchst dich nicht zu
entschuldigen. Ich finde es toll, wenn ein Mann weiß, was er will. Selbst wenn
er komplett danebenliegt.«
    »Was soll das denn jetzt
heißen?«
    »Stalin lag komplett daneben, trotzdem
war er überzeugt, im Recht zu sein.«
    »Was? Vergleichst du mich etwa mit Stalin?«
    »Natürlich nicht. Er hat
Zigmillionen Menschen befehligt. Du dagegen scheuchst nur einen
zurückgebliebenen Studenten durch die Gegend. Stalin hat das große Gesamtbild
vor Augen gehabt und die Welt neu geformt. Während du kleine Porträts magst
und, na ja... Also habt ihr rein gar nichts gemein, außer der wilden Entschlossenheit,
mit der ihr eure Überzeugungen vertretet.«
    Ich musterte sie. »Meinst du
das ernst?«
    Sie betrachtete mich.
    Dann brach sie in lautes
Lachen aus. »Nein!« Sie boxte
mich freundschaftlich, aber dennoch recht schmerzhaft in den Arm. »Ich glaube,
das Problem besteht darin, dass du darauf brennst, einen großen Fall zu
übernehmen, aber jetzt, wo du mich kennengelernt hast, willst du mich einfach
nicht in Gefahr bringen. Und das ist total süß. Aber ich bin viel härter, als
ich aussehe. Und das muss man in einem von Frauen betriebenen Juwelierladen
auch sein, denn es vergeht kaum ein Monat, in dem nicht irgendein besoffener
Kerl in Spiderman-Maske hereingetorkelt kommt und versucht, sich eine Schublade
mit Ohrringen zu schnappen.« Sie hielt ihre elfenhaften Hände hoch. »Ich
könnte dich mit einem Handkantenschlag töten.«
    Rasch wich ich einen Schritt
zurück, und sie lachte. Natürlich hatte sie keine Ahnung, was für fragile Knochen
ich habe.
    Sie wandte sich um und
studierte erneut Malcolm Carlyles Laden. »Weißt du, was wir unbedingt tun
sollten?«
    »Nein.«
    »Wir sollten da rein.«
    » Da rein...?«
    »Begreifst du nicht? Er hat über
Nacht dichtgemacht. Da nichts von seinem Zeug rausgeschafft wurde, liegen seine
ganzen alten Akten noch da drin. Wenn du sie dir schnappst, kannst du sämtliche
Fälle, die bei dir durch die Tür spazieren, im Handumdrehen lösen.«
    »Aber das ist ja, als würde
mir jemand beim Kreuzworträtsel alle Lösungen verraten. Der Spaß besteht doch
gerade darin...«
    »Ach, Unsinn, es gibt dir nur
die Zeit, dich den fetten Fischen zu widmen. Hast du nicht erzählt, Malcolm
Carlyle wäre nach Frankfurt geflogen, wo er angeblich was herausgefunden hat?
Vielleicht steht was darüber in diesen Akten?«
    »Und was schlägst du vor?
Sollen wir vielleicht einbrechen?«
    »Vielleicht

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