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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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müssen wir gar
nichts kaputt machen.
Vielleicht haben wir einfach Eindringlinge gehört und im Interesse der
öffentlichen Sicherheit mal nachgesehen, was...«
    »Nein, Alison. Nicht mit mir.
Auf keinen Fall.«
    Wieder schenkte sie mir ein
Lächeln. Es war entzückend und warm. Aber ich ließ mich nicht täuschen. Ich
wusste jetzt, dass sie zu extremer Gewalt imstande war. Sie besaß todbringende
Hände. Die ganzen letzten Wochen hatte ich nach einer Femme fatale gesucht,
dabei hatte ich eine direkt vor meiner Nase gehabt.
    »Oh, schau dir nur dein
Gesicht an.« Sie langte hinauf und berührte es. »Ich mach doch nur Spaß. Solltest
du nicht endlich aufsperren? Machst du dir keine Sorgen, was der Verrückte mit
deinen kostbaren Büchern anstellt?«
    Sie hatte Recht. Die
Mittagspause war längst vorüber. Vor jedem anderen Geschäft in der Straße
stünde jetzt bereits eine Schlange ungeduldiger Kunden, die auf Einlass
drängte.
    Nicht bei mir.
    Während ich das Rollgitter
hochschob, erklärte Alison: »Ich müsste eigentlich selbst längst zurück sein,
aber ich will erst sehen, ob er inzwischen ermordet worden ist.«
    »Er ist nicht ermordet worden«,
widersprach ich.
    Während ich den Code eingab,
den Riegel beiseiteschob und anschließend die fünf Schlösser in einer ganz bestimmten
Reihenfolge öffnete, bemerkte sie: »In diesen kranken Büchern, die du
verkaufst, wird das Mordopfer oft ziemlich grausam zugerichtet, du weißt schon,
als wäre es gekreuzigt worden, oder die inneren Organe sind in alphabetischer
Ordnung ausgebreitet.«
    »Sei nicht albern«, brummte ich. Ich öffnete die Tür.
    Dann trat ich beiseite und ließ Alison eintreten.
Schließlich bin ich ein Gentleman. Und sie ist, laut eigenen Angaben, eine
durchtrainierte Killerin. Im Laden herrschte Zwielicht. Und absolute Stille.
Die Uhr an der Wand über Columbo tickte. Tick. Tick. Tick.
    Wir standen dicht nebeneinander. Und während wir mit
angehaltenem Atem lauschten, tickte es sechs weitere Male. Nirgendwo Blut. Kein
Schießpulverdunst. Kein Todesgestank.
    »Glaubst du ...«, flüsterte
Alison, wurde dann aber von einem Geräusch unterbrochen, das aus der kleinen
Küche im rückwärtigen Teil des Ladens drang. Ein Schatten bewegte sich in dem
schmalen Lichtspalt unter der Tür, und dann begann sie sich langsam zu öffnen.
    Alison packte meine Hand.
    Daniel Trevor erschien. »Ich
hoffe, Sie haben nichts dagegen«, sagte er, »aber ich habe mir eben eine Tasse
Tee gemacht.«
     
    17
     
    Es war mein erster
Körperkontakt mit einer Frau seit 2002. Damals hatte meine Mutter mir in die
Rippen geknufft, weil ich vergessen hatte, ihr eine Karte zum Valentinstag zu
schicken. Das Händchenhalten mit Alison währte circa acht Sekunden, bevor sie
losließ. Ich war verzückt. Wobei es für Alison vermutlich gar nichts Besonderes war. Wie ich
bemerkt hatte, fasste sie gerne Menschen an. Während mir allein schon bei dem
Gedanken, einen Menschen zu berühren - der ja ohne weiteres zum Beispiel ein
Überträger der Beulenpest sein konnte - der Schweiß ausbrach.
    Daniel bot sich an, uns beiden
ebenfalls eine Tasse Tee zu machen. Als er wieder in der Küche verschwunden
war, konstatierte ich: »Siehst du, gesund und munter.«
    »Und anscheinend kein bisschen
verrückt«, fügte Alison hinzu. »Obwohl sie ja in den Büchern, die du verkaufst,
am Anfang immer recht nett wirken, nur um einem in nächsten Moment eine
Stricknadel ins Auge zu bohren.«
    »Du hast wohl keine hohe
Meinung von den Büchern, die ich verkaufe.«
    »Du vergisst, dass ich öfter
in den Mittagspausen hier bin.«
    »Ja, aber mit einem
verblödeten Studenten als Berater. Ich könnte dir fantastische Dinge zeigen.«
    »Ich weiß. Aber haben wir
danach auch noch Zeit für die Bücher?«
    Volltreffer. Ich wurde
knallrot.
     
    Alison musste zurück in ihren Laden, wollte aber
wissen, ob sie später wiederkommen konnte. Instinktiv erwiderte ich: »Wieso?«
    Sie warf mir einen komischen
Blick zu. »Also, wenn es dir nicht passt...«
    Rasch versuchte ich, meinen
Schnitzer auszubügeln. Natürlich wollte ich, dass sie wiederkam. Aber ich hatte auch
ein wenig Angst davor, mit ihr alleine zu sein. Das Starbucks war etwas
anderes. Da saßen viele Leute um uns herum. Ablenkung. Selbst hier im Laden,
bei Tageslicht, war es kein Problem, solange Daniel anwesend war oder die
entfernte Möglichkeit bestand, dass ein Kunde hereinschneite. Aber nur wir
beide, nach Ladenschluss, bei mindestens halb

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