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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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bilden.
    Natürlich war noch längst
nicht abgemacht, ob wir auch tatsächlich zusammenkamen. Dazu musste ich erst
einen begehbaren Pfad durch all die Absonderlichkeiten meines Lebens bahnen;
denn solange ich Alison auf diesem schmalen Weg entlangführte, würde sie nichts
über den gefährlichen Morast rechts und links davon erfahren.
    Ich zahlte den Kaffee für uns
beide. Sie wirkte beeindruckt, was sich allerdings sofort wieder gab, als ich
darauf bestand, acht Minuten lang darauf zu warten, dass die Angestellte
ungeschickt eine neue Belegrolle in die Kasse fummelte.
     
    16
     
    Auf dem Rückweg zum Kein Alibi
bemerkte Alison: »Vielleicht ist ja, während wir unsere Cinnamon Dolce
Frappuccions geschlürft haben, ein Nazi-Killer in den Buchladen eingedrungen
und hat Daniel Trevor liquidiert? Was, wenn jetzt sein ganzes Gehirn über das
Columbo-Gemälde verspritzt ist?«
    Ich lächelte nachsichtig.
Immerhin war ihr das Ölbild von Columbo aufgefallen. Es hing noch nicht lange
dort. Der Künstler war ziemlich bekannt, und das Bild hätte mich sicher an die
4000 Pfund gekostet, wäre ich dumm genug gewesen, es in Auftrag zu geben. Doch
er hatte es aus Dankbarkeit umsonst angefertigt (allerdings erst nach
mehrfachem Winken mit dem Zaunpfahl), weil ich den Fall der verschwundenen
Staffelei gelöst
hatte.
    Wir hatten schon fast die
Ladentür erreicht, als Alison stehenblieb und nachdenklich die früheren
Räumlichkeiten von Malcom Carlyle musterte. Die großen gelben Buchstaben waren
schmutzig, die Metallrollläden mit Plakaten tapeziert. Nichts ist so traurig
wie ein aufgegebenes Geschäft. Wenn man ein Gedicht schreibt, mit dem man nicht
zufrieden ist, bekommt es niemand mit. Wenn man einen Hut entwirft, der nicht
passt, kümmert es keinen. Aber wenn man einen Laden eröffnet, der den Bach
runtergeht, ist das für jeden sichtbar. Die verödeten Räumlichkeiten scheinen
zu rufen: Ich
bin nutzlos, ich bin gescheitert, ich habe keine Ahnung vom Geschäft - und das manchmal über Monate
und Jahre hinweg. Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum ich so
verzweifelt um das Überleben des Kein-Alibi-Buchladens kämpfe. Ich hab einfach
keine Lust, mir eine Pleite einzugestehen.
    »Kann es sein, dass du
vielleicht das große Gesamtbild nicht gesehen hast?«
    »Wie meinst du das?«
    »All diese harmlosen, kleinen
Fällchen, die du bisher gelöst hast...«
    »Für mich sind das keine
harmlosen, kleine Fällchen...«
    »Deswegen musst du ja nicht
gleich eingeschnappt sein. Ich meine nur, sie sind nicht gerade von weltbewegender
Bedeutung, oder? Es geht um Hosen, um Vandalismus, um verschwundene
Topfpflanzen. Und dann dieser eine mit der Ratte ...«
    »Katze, hab ich gesagt.«
    »Du weißt schon, was ich
meine. Hast du dich noch nie gefragt, was all diese kleinen Fälle gemeinsam
haben?« Ich blickte sie an. »Nein.«
    »Alle stehen in Verbindung mit
diesem Privatdetektiv Malcolm Carlyle.«
    »Das war mir auch schon klar.«
    »Aber ist er nicht das eigentliche Rätsel?«
    »Nein. Er ist pleitegegangen und hat
sich aus dem Staub gemacht, um sich vor den Folgen zu drücken. Das ist kein
Rätsel, das ist ganz gewöhnliches Geschäftsgebaren.«
    »Du kannst doch nur vermuten, dass es so gelaufen ist. Jetzt
mal ehrlich: Wie viele seiner ehemaligen Kunden sind zu dir gekommen und haben
nach ihm gefragt?«
    »Inzwischen sicher mehrere
Dutzend.«
    »Klingt das nach einem von der
Pleite bedrohten Geschäft?«
    »Äh ... nein. Aber was spielt
es für eine Rolle, warum er geschlossen hat? Vielleicht hatte er einfach die
Nase voll von diesen kleinen, harmlosen Fällchen.«.
    »Weil es so plötzlich geschah. Von einem
Tag auf den anderen. Eines Morgens sind wir beide zur Arbeit erschienen, er
aber nicht. Sein Rollladen ist nie wieder hochgegangen. Ich hab es bemerkt, du
hast es bemerkt. Noch am Tag zuvor ist er in unserem Laden gewesen, um ein
bisschen zu plaudern, aber kein Wort über eine bevorstehende Schließung.«
    »Vielleicht hat er sich
einfach davor gedrückt, zuzugeben zu müssen: Mein Geschäft war ein Flop,
und darum muss ich jetzt all meine Klienten aufs Übelste hängen lassen.«
    »Aber niemand ist je gekommen,
um den Laden auszuräumen. Weder Möbel noch Aktenschränke wurden rausgeschafft.
Bis zum heutigen Tag ist kein Mietinteressent aufgetaucht, kein Verkaufsschild
wurde aufgehängt. Und es handelt sich um eine attraktive gewerbliche Immobilie.
Findest du das nicht auch merkwürdig?«
    Ich starrte sie an. Für

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