Bateman, Colin
alleine für seine Familie sorgen musste; und ich war nur ein
kleiner Hobbydetektiv, der das unverschämte Glück hatte, dass ein attraktives
Mädchen zu ihm aufstrahlte.
»Es tut mir echt total leid«,
bekräftigte sie. »Als ich gestern Mittag zur Arbeit zurückgekommen bin, war
ich so durcheinander, dass meine Chefin wissen wollte, was mit mir los ist. Sie
hat sich schon vorher ein bisschen Sorgen gemacht wegen unseres Treffens, weil
sie irgendwo gehört hat... ach, egal, was sie gehört hat. Jedenfalls, sie hat
mir geraten, nicht zu gehen, aber in solchen Fällen mache ich automatisch das
Gegenteil. Also hab ich dich getroffen, und du hast diesen komischen Spruch
gebracht, aber als ich dann in Tränen aufgelöst zurückgekommen bin und ihr
davon erzählt hab, ist sie in schallendes Gelächter ausgebrochen und hat mich
gefragt, ob ich denn nie Bogie und Bacall im Kino gesehen hätte. Mir war völlig
schleierhaft, wovon sie redet, aber sie hat mir erklärt, das wären alles
Zitate aus einem Film, den offensichtlich die ganze Welt kennt, nur ich nicht.
Du hättest nur Spaß gemacht, und du würdest doch in einer Krimibuchhandlung
arbeiten, und all diese anspielungsreichen Dialoge wären doch genau das, womit
du dich bestens auskennst. Also weiß ich jetzt, dass du kein Perverser bist,
und ich wollte dich fragen, ob wir wieder ins Starbucks gehen können, um uns zu
versöhnen. Ich lade dich ein, auf was immer du willst, und selbst wenn es eins
von diesen exotischen Getränken ist, werde ich auch eins trinken. Und wir
werden beide unsere Lippen spitzen, den Kaffee aus Strohhalmen schlürfen und
uns darüber ausschütten, was für einen misslungenen Start wir hatten. Was
hältst du davon?«
Ich spähte hinter zu Trevor,
der auf dem Sofa hockte und ins Leere starrte.
»Lass mich nur kurz diesen
Clown hier loswerden«, erwiderte ich.
»Bist du sicher, dass es okay
war, ihn allein zurückzulassen? Er wirkt ziemlich verwirrt.«
»Er kommt schon zurecht.
Ehrlich.« Ich hatte alles Mögliche versucht, um ihn aus dem Laden zu komplimentieren,
aber er hatte sich strikt geweigert.
»Wie ist dein Cinnamon Dolce
Frappuccino?«
»Schmeckt irgendwie nach Zimt.
Was ist sein Problem? Ist es ein Fall, an dem du arbeitest? Ich hab mir
überlegt, wenn du vielleicht mal einen Klienten mit gestohlenem Schmuck hast,
könntest du eine Expertin gebrauchen.« Sie deutete auf sich selbst. »Ich
berechne mein Honorar stundenweise.«
»Es geht nicht ums Geld«,
entgegnete ich.
»Ach so, richtig. Also bist du
so was wie eine kostenlose, öffentliche Institution?« Ich nickte. »Meiner
Erfahrung nach taugen kostenlose, öffentliche Institutionen nichts. Taugt
deine Arbeit was?«
»Meistens. Ja.«
»Erzähl mir von ihm.«
»Er ist einfach ein
Verrückter.«
»Ein Verrückter, den du in
deinen Laden eingeschlossen hast, bei runtergelassenen Rollläden.«
»Wir schließen immer über
Mittag.«
»Normalerweise nicht.«
»Ich wollte mit dir ausgehen,
aber ich hab niemanden, der mich vertritt, und er hat mir leid getan.«
»Bitte erzähl mir davon. Ich
bin neugierig.«
»Seine Frau ist abgehauen, und
ich soll sie für ihn finden.«
»Und so was kannst du?«
»Können schon. Aber ich will
nicht.«
»Warum?«
»Das ist kompliziert.«
»Wieso kompliziert?«
Ich warf ihr einen Blick zu.
»Versteh schon. Du willst,
dass ich mich um meinen eigenen Kram kümmere.«
Um ehrlich zu sein, ich war
hin und her gerissen. Jetzt, wo wir uns wieder zu verstehen schienen und sie
mehrfach betont hatte, wie gerne sie meine Assistentin wäre, fragte ich mich,
ob es wirklich schaden konnte, wenn ich ihrer Fantasie etwas Nahrung gab. Wenn
ich den Fall kurz und knackig resümierte, wie das so meine Art ist, wäre sie
ohne Zweifel beeindruckt, und das konnte unter Umständen sogar zu einer
Knutscherei führen. Dem stand entgegen, dass ich Daniel Trevor von Anfang an
nicht gemocht hatte, denn er war eindeutig labil und wurde allmählich ein
echter Klotz am Bein, ausgerechnet jetzt, wo ich so viel freie Zeit wie möglich
mit Alison verbringen wollte.
»Kompliziert, weil er ein
bisschen paranoid ist. Er glaubt, Nazis hätten seine Frau getötet, und jetzt
wären sie vielleicht auch hinter ihm her und wegen unserer Verbindung auch hinter
mir.«
»Nazis?
Deutsche Nazis?«
»Ja, die Originale.«
»Aber warum glaubt er...?«
»Weil er eine wahnhafte
Störung hat. Offensichtlich ist er traumatisiert, weil seine Frau abgehauen ist
und er allein für seine
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