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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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tust du nur so? So läuft das nicht! Und womöglich überleben wir
nicht mal so lange, bis sie die Leiche finden. Kapierst du denn nicht? Alles,
was ich von Anfang an vermutet habe, trifft zu! Da draußen treibt irgendwo ein
Mörder sein Unwesen. Und er macht alle nieder, die etwas über das Buch wissen.
Er hat Rosemary beseitigt, dann Malcolm und jetzt Manfred. Er streicht sie
buchstäblich von seiner Liste, und es ist lediglich nur eine Frage der Zeit,
bis er nach Daniel und mir sucht. Nach mir!«
    »Also bin ich in Sicherheit?«
    »Nein! Sobald man uns für die
Sache nebenan verhaftet, weiß er von uns, und dann setzt er deinen Namen mit
auf die Liste, bis keiner mehr übrig ist. Wir sitzen alle bis zum Hals in der
Scheiße!«
    Sie nickte. »Oder...«
    »Oder?«
    »Oder ich hab dich gerade erst
kennengelernt und hab nicht das Geringste mit deiner Verbrechensbekämpfung zu
tun. Schließlich weiß niemand außer dir, dass ich in die Sache verwickelt bin,
und weil Malcolm Carlyle ständig Klienten da hatte, stammt meine DNA einfach
daher.
    Und du kannst dich wie ein
Mann erheben und die ganze Schuld auf dich nehmen, wenn die Polizei kommt. Auf
die Weise werde ich nicht mit reingezogen, wenn man die Leiche entdeckt, und
lande auch nicht auf der Liste des Killers. Was hältst du davon?«
    »Du tickst ja wohl nicht
richtig! Du hast mich
doch in den ganzen Schlamassel reingeritten, es ist allein deine Schuld! Ich
wollte nie ...«
    Sie hob die Hände. Und lachte, verflucht nochmal, sie lachte
tatsächlich. »Ich mach doch nur Spaß.«
    »Das ist aber nicht der
richtige Zeitpunkt für Spaße!«
    »Ich weiß, ich weiß. Und
natürlich hängen wir da gemeinsam drin. Aber wir finden eine Lösung. Versprochen.«
    »Wie?«
    »Keine Ahnung, aber wir finden
eine. Wir lösen das Rätsel. Ganz sicher.«
    Dann kam sie auf mich zu und
umarmte mich.
    Es war einer der
wundervollsten Augenblicke in meinem bisherigen Leben, also vergaß ich für
einen Moment, dass ich sie eigentlich hasste und außerdem in akuter Lebensgefahr
schwebte; stattdessen schwelgte ich in ihrer Umarmung, denn sie würde nicht
ewig andauern - und das tat sie auch nicht.
    Sie ließ mich los und
schüttelte den Kopf. »Beschissene Wunderbäume. Ist der Kerl ein Genie, oder
was?«
     
    Ich dachte darüber nach,
während Alison sich zügig betrank.
    Ich trinke nur selten. Alkohol
verträgt sich nicht mit meinen Medikamenten. Und ich musste unbedingt die Kontrolle
über all meine verbleibenden Sinne behalten, denn von heute an konnte ja
jederzeit der Killer zuschlagen. Ich hatte keine Ahnung, ob Odessa immer noch
existierte - ich meine, schließlich hatten diese Burschen ja keine Website
oder so was. Aber selbst wenn, schien mir Carlyles Tod die Arbeit eines
Einzelnen zu sein, womöglich eines Deutschen. Rosemary war in Deutschland ermordet
worden, ebenso wie Manfred. Und Malcolm war dorthin gefahren, um Rosemarys
Verschwinden zu untersuchen. Ohne Zweifel war man ihm zurück nach Belfast
gefolgt und hatte ihn in seinem Büro getötet. Die Tatsache, dass der Killer die
Leiche am Tatort zurückgelassen hatte, deutete darauf hin, dass er sich
entweder nicht zutraute, sie in einer fremden Stadt zu entsorgen, oder nicht
über die nötigen Körperkräfte verfügte, um die Leiche hochzuheben. Malcolm
Carlyle war kein Riese gewesen, doch einen ausgewachsenen Mann über längere
Zeit durch die Gegend zu schleppen, war extrem anstrengend. Ich wusste das,
weil ich die Leiche meines Vaters aus dem Badezimmer getragen hatte, wo er
zusammengebrochen und gestorben war, um ihn im Schlafzimmer aufs Bett zu
legen. Er war vorher schon nicht mehr ganz bei sich und völlig entkräftet
gewesen, aber es spricht für den unbeugsamen Willen dieses Mannes, dass er sich
hochgestemmt hatte und in die Toilette gewankt war, um das Bett nicht zu
beschmutzen. Seine letzten an mich gerichteten Worte, als ich vor der Klotür
wartete, lauteten: »Ich taumele in die Dunkelheit.« Er konnte den Tod kommen
sehen. Die letzten Worte meiner Mutter an mich waren: »Kämm dir die Haare.« Sie
war allerdings nicht tot, zwischen uns herrschte nur Funkstille. Auch Dad war
kein großer Mann gewesen, trotzdem war sein toter Körper so schwer, dass ich
unter seiner Last stolperte. Ich stürzte, seine Leiche fiel auf mich, und ich
musste unter ihm hervorkriechen und ihn erneut schultern. Solange Malcolm
Carlyles Mörder also kein Champion im Gewichtheben war, hätte er definitiv
Probleme gehabt, ihn zu

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