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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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entsorgen.
    Alison schenkte sich ein
weiteres Glas Wein ein. Als es halb voll war, hielt sie plötzlich inne, da ihr
offensichtlich ein Gedanke gekommen war. Sie stellte die Flasche ab und drehte
sich zu mir. »Du täuschst dich«, erklärte sie. »Nicht nur du und Daniel und
vielleicht ich stehen auf der Liste - wen hast du vergessen?«
    »Jeff?«, schlug ich
hoffnungsvoll vor.
    »Nein - Anne Radek.«
    »Verfluchter Mist. Natürlich.«
Sie war der eigentliche Dreh- und Angelpunkt. Wenn sie in die Hände des Killers
fiel, hatte er die Hauptzeugin für all das, was ihm solche Kopfschmerzen zu
bereiten schien. Ich atmete tief durch. »Völlig richtig«, sagte ich. »Wir
müssen der Sache ein Ende setzen.«
    »Was tust du da?«, wollte
Alison wissen und kam vom Tapeziertisch herüber zur Verkaufstheke.
    »Was schon? Ich ruf die
Polizei an.«
    Sie streckte die Hand aus und
unterbrach die Verbindung. »Nein.«
    »Was soll das heißen, nein? Es ist mein Fall, mein Leben,
mein Laden - und es ist mein Telefon.«
    Erneut tippte ich die Nummer
ein.
    Eine Stimme meldete sich. »Mit
welchem Dienst darf ich Sie verbinden?«
    Alison schüttelte den Kopf.
Ich bedeckte die Sprechmuschel und flüsterte: »Ich muss das tun. Ich übernehme
nur kleine Fällchen. Nebenan liegt eine Leiche, und ein Killer ist unterwegs.
Ich bin kein Mann der Waffen, ich bin ein Mann des geschriebenen Wortes.«
    »Wir können das schaffen.«
    »Wir werden sterben.«
    »WelcherDienst,
bitte?«
    »Aber noch nicht gleich«, sagte Alison bestimmt. »Es
wird schon schwer genug werden, der Polizei die Sache mit Malcolm Carlyle zu
verklickern. Aber wenn wir erst von den ganzen Verwicklungen mit den Deutschen
und Auschwitz anfangen, halten die uns glatt für verrückt. Und selbst wenn sie
sich die Zeit nehmen, alles nachzuprüfen, bleibt dem Killer jede Menge Zeit,
die alte Mrs. Radek aufzuspüren. Wir müssen sie als Erste finden und warnen;
danach können wir meinetwegen die Cops verständigen. Aber wir sollten ihr
zumindest eine Chance geben.«
    Ich sah in ihre wunderschönen,
großen Augen, die mich flehend anblickten, und dann auf das Telefon. »Welcher Dien...«
    »O Himmelarsch«, sagte ich und
legte auf.
     
    19
     
    Schwer zu sagen, welche Lösung
die beste war. Einerseits riet mir mein Bauchgefühl - das ich den regelmäßigen
Schlägen meines Vaters verdankte, der mir Respekt vor dem Gesetz und vor Gott
hatte einbläuen wollen -, sofort zur Polizei zu gehen und alles zu gestehen.
Aber unsere Geschichte klang tatsächlich ein wenig fantastisch, und als
eifriger Krimileser wusste ich: Sobald sie sich erst mal Zugang zu meinen
Krankenakten verschafft hatten, war das so gut wie ein unterschriebenes Geständnis.
Auch eine Hausdurchsuchung in meinem Buchladen, die sicher stattfinden würde,
war wenig hilfreich; dabei würde ihnen nämlich der Nagel in die Hände fallen,
mit dem ich Autos mit persönlichen Wunschkennzeichen zerkratzte. Ihn wegzuwerfen,
war keine Option. Er war ein sorgsam gehüteter Schatz. Kopfzerbrechen bereitete
mir zudem der Umstand, dass die Polizeikräfte in Belfast dieser Tage wenig zu
tun hatten, weshalb sich ehrgeizigen Beamten kaum die Gelegenheit bot,
Verdienste zu erwerben. Sie würden sich gegenseitig über den Haufen rennen, um
eine Verhaftung wegen irgendwas zu ergattern, und das möglichst schnell. Es wäre nicht mal mehr das
klassische Schema guter Cop, böser Cop; es wäre einfach nur böser Cop, böser
Cop; und sie würden all unsere Aussagen so verdrehen, bis wir uns auf
irgendeine Art gegenseitig ans Messer lieferten.
    Also blieb uns im Grunde keine
andere Wahl - auch wenn ich kurz erwogen hatte, ob die Lösung nicht eventuell
darin bestand, Jeff den Mord im Nachbarladen anzuhängen: Ich hätte ohne
weiteres ein mit seinen Fingerabdrücken übersätes Buch in die toten Finger von
Malcolm Carlyle schmuggeln können. Der nur allzu gerechte Lohn für seine
Versuche, mir mein Mädchen abspenstig zu machen.
    »Was?«, fragte Alison. »Wie was?«
    »Du hast irgendwas von mir mein Mädchen abspenstig
machen gemurmelt.«
    »Hab ich nicht. Konzentrier
dich auf die Straße.«
    Mein Mädchen bretterte mit einer
Geschwindigkeit dahin, die weit über dem lag, was ich als sicher empfand. Keine
Ahnung, ob sie immer so schnell fuhr, aber wir kamen zweifellos vorwärts. Bei Tageslicht hätte ich mich
natürlich auch selbst hinters Steuer setzen können, doch aufgrund meiner
schlechten Nachtsicht und meinen flatterigen Nerven schien das

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