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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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hätte er
gewusst, dass ich während neunzig Prozent unseres Gesprächs unter der Theke ein
Schlachtermesser umklammert gehalten hatte, denn mir war plötzlich aufgegangen,
dass es sich womöglich nicht um einen unschuldigen Buchsammler oder einen
neugierigen Cop handelte, sondern dass Odessa ihn angeheuert hatte, um mich zu
ermorden, jetzt, nachdem zwei Wochen vergangen waren und die Ermittler ihre
Aufmerksamkeit vom Fall der jüdischen Musikanten abgezogen hatten.
    Das
Schlachtermesser hatte meinem Vater gehört.
    Er
war kein Schlachter gewesen.
    Er
hatte einfach gerne Fleisch zerkleinert.
     
    25
     
    Die Herzensangelegenheiten
einmal beiseite, bewies Alison in der folgenden Zeit, dass sie weit mehr zu
bieten hatte als nur ein hübsches Gesicht. Sie profilierte sich als fähige
Assistentin, indem sie mir dabei half, das Rätsel zu lösen, das ich Der Fall des verschwundenen
Fußballpokals getauft hatte. Der Fall war nicht ganz so glamourös, wie er sich
anhört, aber er zeigte, dass das sogenannte schwache Geschlecht gelegentlich
etwas Wertvolles beitragen kann: nämlich weibliche Intuition. Und die lernt
man nicht auf einer Detektivschule. Auch wenn ich den Fall unzweifelhaft ganz
allein hätte lösen können, half Alisons Mitwirkung doch, die Aufklärung zu
beschleunigen.
    Wie üblich begann alles damit,
dass ich den Türöffner drückte und einen Kunden ins Kein Alibi einließ, der
offensichtlich nicht zum Bücherkaufen hier war. In letzter Zeit hatte ich mir
angewöhnt, die Tür verschlossen zu halten, solange ich allein im Laden war. So
konnte ich zunächst einen gründlichen Blick auf denjenigen werfen, der
hereinwollte, falls er zu einer weniger erfreulichen Spezies gehörte: ein
offenkundig Betrunkener, ein bettelnder Rumäne oder irgendwelche Personen in
Naziuniform. Ich besitze eine gute Menschenkenntnis (vielleicht ist das auch
der Grund dafür, dass ich mich selbst so wenig mag), und der Mann, der auf den
Türsummer drückte, machte auf mich einen einigermaßen harmlosen Eindruck. Schätzungsweise
Mitte bis Ende dreißig, trug er einen Banker-Anzug und schleppte ein beträchtliches
Maß an Übergewicht mit sich herum. Seine Wangen waren vom Gehen gerötet, und
sein schwarzes Haar war feucht auf seine Stirn geklatscht. Er nickte dankend,
während er eintrat, und begann sofort, die Regale gegenüber der Theke zu
studieren. Mir war klar, dass er nicht wirklich an den Büchern interessiert
war, denn er blickte starr geradeaus, statt den Kopf zur Seite zu neigen, um
die Buchrücken zu lesen.
    »Kann ich Ihnen behilflich
sein?«, fragte ich.
    Normalerweise hasse ich
Menschen, die mich in Geschäften auf diese Weise ansprechen. Wenn ich Hilfe
brauche, kann ich sehr gut selbst darum bitten; außerdem ist ein Verkäufer
dieser Sorte nicht im mindesten an meinen Bedürfnissen interessiert, sondern
will mir nur irgendwas aufschwatzen, das man ihm befohlen hat, den Leuten
aufzuschwatzen; oder er ist nur eine Aushilfe; oder er weiß nichts über das
Produkt, aber alles über die Versicherung, die man unbedingt haben muss, weil
einem der fragliche Gegenstand unweigerlich in Kürze um die Ohren fliegen wird.
Selbstverständlich bin ich da ganz anders. Ich biete meinen Kunden einen
Service an, den man früher mal als bibliografische Fachauskunft bezeichnet
hätte, denn Krimiliteratur kann ein tückisches Minenfeld sein, wenn man sich
nicht auskennt. Dass man ein Buch nicht nach seinem Einband beurteilen sollte, ist keineswegs nur ein
Klischee. Jedes Buch behauptet, das größte Ding seit der Erfindung des
geschnittenen Brots zu sein; und kein Verleger würde jemals »ziemlich
durchschnittlich« auf den Einband drucken lassen, auch wenn es noch so sehr den
Tatsachen entspricht. Also musste ich selbst für Qualitätskontrolle sorgen,
denn ein wiederkehrender Kunde ist ein glücklicher Kunde, und ein glücklicher
ein wiederkehrender.
    »In Wahrheit suche ich gar
nicht nach einem Buch.«
    »Ah, okay«, erwiderte ich und
fügte dann wissend hinzu: »Ich verkaufe auch Kaffeetassen mit Reproduktionen
klassischer Penguin-Covers. Ein Zehner pro Tasse, fünf für die angestoßenen.«
    »Nein, ich...«
    Natürlich erlaubte ich mir nur
einen kleinen Spaß mit ihm. In Wahrheit sind sie alle angestoßen. Jeff hatte
den ganzen Karton fallen lassen. Einige Absplitterungen sind kaum der Rede
wert, andere Tassen wiederum haben feine Haarrisse, die man erst bemerkt, wenn
man sich zu Hause einen Kaffee kocht und einem dann die heiße

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