Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
Vom Netzwerk:
Brühe auf die
Beine tropft.
    Dieser Mann, der sich Garth
Corrigan nannte, war tatsächlich mein erster Klient, der nicht über den toten
Detektiv nebenan zu mir kam; vielmehr hatte er sich allein aufgrund meiner
wachsenden Reputation als Rätsellöser und Verbrechensaufklärer hier
eingefunden. Er entschuldigte sich tausendfach dafür, meine Zeit in Anspruch
zu nehmen, und beteuerte, ihm sei durchaus bewusst, dass dies ein viel zu
unbedeutender Fall für mich sei, aber er wisse einfach nicht, an wen er sich
wenden solle. Noch bevor er die näheren Umstände beschrieb, wusste ich bereits
ziemlich genau, dass ich die Ermittlungen übernehmen würde. Mein erster
Eindruck war, dass es sich um einen ehrlichen, bescheidenen Kerl handelte, der
mit einer schwierigen Situation zu kämpfen hatte, und diese Situation roch
nicht sonderlich nach Gefahr.
    »Ich bin mir sicher, dass er
gar nicht so unbedeutend ist.«
    »Im größerem Zusammenhang der
Dinge betrachtet...«, begann er mit trauriger Stimme.
    »Im größeren Zusammenhang der
Dinge betrachtet, schlägt in Neu Delhi ein Schmetterling mit den Flügeln, und
in New York stürzt ein Gebäude ein.«
    »Ich bin mir nicht sicher...«
    »Hätte man Lee Harvey Oswald
nicht als Aushilfe bei diesem Bücherlager in Texas abgewiesen, wäre Präsident
Kennedy heute vielleicht noch am Leben. Kleine Details beeinflussen das
Gesamtbild, normalerweise bemerkt man das aber erst nach einer Weile.«
    »Tja, wie dem auch sei, ich
habe mich von meiner Freundin getrennt, sie ist verschwunden, und Sie sollen
sie wiederfinden.«
    Das Letzte, was ich im Moment
brauchen konnte, war eine weitere verschwundene Frau, aber aus Höflichkeitsgründen
wollte ich ihn zumindest bis zum Ende anhören.
    »Wissen Sie, Mr....«
    »Childers, Erskine Childers«,
erklärte ich, womit ich in die Identität des Autors des klassischen
Spionagethrillers Das Rätsel der Sandbank schlüpfte; als Geschäftsmann habe ich schließlich eine
Reputation zu wahren.
    »Mr. Childers, ich bin ein
einfacher Durchschnittstyp, arbeite in einer Bank, keine Führungsposition, kein
besonders aufregendes Leben. Ich war nie richtig verliebt, war einmal
verheiratet, gehe nicht ins Fitnessstudio. Zwei oder drei Jahre habe ich mich als
Single durchgeschlagen, war nicht sonderlich daran interessiert, jemanden
kennenzulernen, hatte kein wirkliches Sozialleben. Die meisten meiner Freunde
sind verheiratet, sie wissen ja, wie das ist.«
    Ich räusperte mich.
    »Meine einzige echte
Leidenschaft gilt dem Fußball. Ich bin United-Fan, ich lebe und atme mit ihnen.
Wie auch immer, einmal in der Woche, am Freitag, gönne ich mir ein chinesisches
Essen in diesem Lokal, nicht weit von hier, Der Blaue Panda in der Ormeau
Road.«
    Ich zuckte mit den Achseln. So
weit wage ich mich normalerweise nicht aus der Innenstadt heraus.
    »Ich gehe immer recht früh
essen, gleich wenn der Laden aufmacht, damit es noch schön leer ist. Später mag
ich es dann nicht mehr so ganz allein unter den ganzen Pärchen und Frischverliebten,
da fühlt man sich irgendwie ein bisschen merkwürdig, richtig?«
    Ich nickte steif. Besser, er
erzählte weiter, anstatt mich über mein Privatleben auszuquetschen, in dem
ausnahmsweise mal ein Aufwärtstrend zu verzeichnen war.
    »Also, ich gehe immer ganz
früh, und über die Wochen und Monate hinweg freunde ich mich mit einem der Mädchen
an, das dort arbeitet. Nur ein nettes Wort und ein kleines Witzchen hier und
da. Ihr Name ist May, sie hat offensichtlich chinesische Eltern, ist aber in
Belfast geboren und hat einen perfekten irischen Akzent. Ich muss Ihnen sagen,
für mich war sie die hübscheste Frau, die ich je gesehen hab. Aber ich kenne
meine Grenzen in puncto Frauen, und sie spielt in einer komplett anderen Liga.
Trotzdem hat mich immer nur May bedient, und irgendwann ist mir aufgefallen,
dass auf meinem Teller jeden Abend ein bisschen mehr liegt als beim vorigen
Mal. Die Portionen werden von Woche zu Woche größer. Ich denke, es ist
unhöflich, nicht aufzuessen, weil sie das aus Freundlichkeit tut, aber
gleichzeitig befürchte ich, einen Herzschlag zu kriegen, wenn sie immer noch
üppiger werden. Jedenfalls, eines Tages muss ich einfach was sagen. Obwohl es
mir ein wenig peinlich ist, erkläre ich ihr, dass ich ihr Essen liebe, die
großen Portionen schätze, aber einfach nicht so viel essen kann, und dass sie
es hoffentlich nicht als Beleidigung empfindet, wenn ich etwas davon auf dem
Teller zurücklasse. Nun ja, das Ganze

Weitere Kostenlose Bücher