Bateman, Colin
ist ihr auch etwas peinlich, und sie weiß
nicht, wo sie hinschauen soll, außer auf den Boden. Aber dann sagt sie ganz
leise: >Es ist nur, weil ich Sie mag.< Und ich schmelze dahin. Diese
wunderbare Schönheit mag mich. Ich kann es kaum glauben. Anschließend kommen wir ins
Plaudern, und es stellt sich heraus, dass sie ein ebenso großer United-Fan ist
wie ich. Also erkläre ich ihr, dass morgen in einem Pub um die Ecke das
Samstagsspiel gezeigt wird, falls sie Lust auf einen Drink hat, und sie sagt
begeistert zu. Und mehr als das, sie taucht tatsächlich auf, wir haben eine
fantastische Zeit und gehen ab da regelmäßig miteinander aus. Wahnsinn! Können Sie mir folgen?«
»Ich kann Ihnen durchaus
folgen«, bestätigte ich. Was er erzählte, war schließlich nicht sonderlich
kompliziert, wenn auch insgesamt etwas langatmig. Er hatte Glück, dass keine
weiteren Kunden draußen Schlange standen.
»Jedenfalls ... o Gott, jetzt
kommt der peinliche Teil, von dem ich noch nie jemandem erzählt hab ...«Er
holte tief Luft. »Jedenfalls, wir gehen miteinander, aber ich bin ein bisschen
steif, etwas altmodisch, was diese Sache mit dem... ähm... Sex betrifft, wenn
Sie wissen, was ich meine?«
Ich blickte ihn einfach nur
an.
»Und sie ist auch etwas
schüchtern, weil sie, wie sich herausstellt, noch unerfahren in diesen Dingen
ist.« Er nickte eine Weile, den Blick auf die Theke gerichtet. »Eine echte
Schönheit, ja, das ist sie. Eine echte Schönheit.«
Er verfiel in Schweigen.
»Aber...?«
»Aber...« Er seufzte. »Naja,
sie ist eine echte Schönheit. Nicht um
alles in der Welt möchte ich irgendwas an ihr ändern. Aber... ich weiß nicht,
wie ich es sagen soll...«
»Ich bin kein Polizist, Mr.
Corrigan, ich verurteile die Menschen nicht. Einfach raus damit.«
Er nickte dankbar. »Danke, Mr.
Childers. Sehen Sie - sie hat diese Ohren. Sie sind - groß. Sie sind groß und
abstehend. Große Ohren, die seitlich von ihrem Kopf abstehen. Ich meine, wovon
sollten sie auch sonst abstehen? Aber so sind sie nun mal. Nicht riesig. Aber
doch groß. Und natürlich sind sie mir aufgefallen. Ich hab sie auf positive
Art registriert, denn sie sind absolut in Ordnung. Schauen Sie mich an, ich bin
auch nicht gerade ein Ölgemälde. Aber sie ist ein Ölgemälde, sie ist
wunderschön, alles an ihr. Ich hab keine Probleme mit ihren Ohren. Ehrlich.«
»Okay.«
»Die Sache ist so. Wir kommen
ziemlich gut miteinander klar, mein Leben ist plötzlich wunderbar, und wir
sehen beide erwartungsvoll dem Augenblick entgegen, wo wir ... also, wo wir
...«, er räusperte sich, »... diese Beziehung krönen können. Wir wollen, dass
dieser Moment einfach perfekt ist. Wir treffen uns bei mir. Sie kocht uns ein
schönes Essen, wir trinken ein paar Gläser Wein, wir zünden Kerzen an, leise
Musik, alles ist einfach vollkommen ...«
»Aber...?«
»O mein Gott! Es ist die
schönste Nacht meines Lebens, Mr. Childers, wir lieben uns, und ich weiß, dass
ich den Rest meines Lebens mit ihr verbringen will, und ich glaube, sie fühlt
dasselbe für mich...«
»Nur...«
»Als ich an diesen Punkt komme
... als ich zum Höhepunkt komme - und es ist einer der fantastischsten Höhepunkte,
die ein Mann erleben kann -, als ich also jede Kontrolle aufgebe und ihr meine
ganze Seele schenke ... genau in diesem Moment, da packe ich sie bei den Ohren
und brülle: Ich
hab den Pokal gewonnen...«
Er glotzte mich an, mit
schreckgeweiteten Augen, und ich glotzte zurück.
»Ich weiß, ich weiß ... Wie konnte mir nur so was
rausrutschen? Ich erstarre, sie erstarrt. Ich versuche, ihr zu erklären, es
sei ein Kompliment gewesen; endlich mit ihr Liebe zu machen, sei wie
Pokalsieger zu werden. Aber sie bleibt ganz still. Und später liegen wir
einfach da, und ich schlafe ein. Und als ich wieder aufwache, ist sie verschwunden.
Ich versuche, sie anzurufen, aber sie nimmt nicht ab, und als ich ins
Restaurant gehe, sind alle sehr kühl zu mir und erklären mir, dass sie verreist
ist. Seit diesem Tag rufe ich immer wieder bei ihr an und beobachte das Lokal,
aber sie ist wirklich nicht mehr da. Ich habe keine Ahnung, was ich machen
soll. Ich habe mich sehr, sehr dämlich aufgeführt, und ich liebe sie, und ich
will sie zurück ...« Mittlerweile kullerten dicke Tränen seine Hamsterbacken
hinab, und meine auch, allerdings aus anderen Gründen. »Bitte, Mr. Childers,
ich muss das wieder in Ordnung bringen. Sie müssen mir helfen, sie
zurückzubekommen ...«
26
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