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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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auch leider nur zweidimensional.
Einige dieser Informationen blieben notwendigerweise vage. Corrigan hatte
leider keine detaillierten Studien von Mays Ohren vorgenommen, und im Grunde
basierte die Skizze der inneren Knorpelstruktur auf bloßen Vermutungen.
Immerhin hatten wir damit einen gewissen Anhaltspunkt. Wir besaßen ein gutes,
scharfes Foto von May sowie zwei weiße DIN-A4-Blätter, auf denen je ein Ohr
prangte. Sie wirkten wie perfekte Spiegelbilder.
     
    An diesem Abend sollte unsere
Tour durch die zahlreichen chinesischen Lokale der Stadt beginnen. Ich war zu
Hause und machte mich gerade fertig, um Alison abzuholen, als es an der Tür
klingelte. Sofern ich es irgend vermeiden kann, gehe ich möglichst nicht an
die Tür, daher ließ ich es läuten. Außerdem war ich gerade mit Rasieren
beschäftigt. Wer auch immer es war, er blieb hartnäckig. Aber auch ich kann
stur sein, und diese kleine Hängepartie wäre wohl so weitergegangen, hätte
Mutter nicht von oben gebrüllt: »Mach endlich auf, du Schwachkopf!«, und das so
hasserfüllt, dass meine Mach-3-Klinge über meine Oberlippe fuhr, den äußersten
Rand meines linken Nasenflügels touchierte und einen Schnitt hinterließ, der
sofort heftig zu bluten begann. Das war verständlicherweise beunruhigend für
jemanden, der wie ich unter der Bluterkrankheit litt und zudem eine
ausgesprochen seltene Blutgruppe hatte. Nichtsdestotrotz eilte ich wie befohlen
zur Eingangstür, während ich den Schnitt und die Reste von blutbespritztem
Rasierschaum mit einem weißen Handtuch abtupfte.
    Sie grinste breit. »Hey, wer
hat dich denn vermöbelt?«
    »Keiner. Was willst du hier?«
    »Wir haben eine Verabredung.
Oder einen Auftrag zu erledigen. Ich dachte, ich hol dich ab. Ich hab Hunger.«
    »Aber... woher weißt du, wo
ich wohne?«
    Sie lachte. »Wieso, ist das
ein streng gehütetes Geheimnis? Ich habe einfach meine detektivischen
Fähigkeiten benutzt. Willst du mich nicht reinbitten?«
    »Nein.« Instinktiv hatte ich
eine abwehrende Haltung eingenommen, sowohl körperlich wie geistig. »Mutter ...
sie hat Migräne. Sie hat sich hingelegt. Jedes Geräusch macht sie verrückt, du
weißt ja, wie das ist. Warum wartest du nicht im Wagen, und ich bin in einer
Minute bei dir?«
    Alison hob eine Augenbraue.
»Bist du sicher, dass keine andere Frau bei dir ist?«
    »Ja«, erwiderte ich.
    »Ja, da ist eine andere, oder
ja, da ist keine?«
    Mein Blut tropfte auf die
Türschwelle, es war absolut nicht der richtige Moment für scherzhafte
Wortspiele. »Es ist wirklich keine andere Frau bei mir. In einer Minute bin ich
bei dir.«
    Damit drehte ich mich um und
schloss die Tür hinter mir. Von oben brüllte Mutter: »Wer war das?«
    »Niemand.«
    »Irgendeine kleine Schlampe,
hab ich Recht?«
    »Nein, Mutter.«
    Fünf Minuten später stieg ich
zu Alison in den Wagen. Es war ein Mini, und er passte zu ihr. Das
Nummernschild lautete RLC 216 L, was wie ein persönliches Wunschkennzeichen klang, es aber offensichtlich nicht
war. Während sie den Motor anließ, spähte sie zu mir herüber und nickte
beifällig. »Hat was. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es halten wird.«
    Ich klappte die Sonnenblende
auf der Beifahrerseite herunter und musterte mein Gesicht im Spiegel. Da die
Blutung bei der geringsten Berührung, ja bei jedem heftigeren Atemzug wieder
beginnen konnte, hatte ich ein Pflaster zurechtgeschnitten und auf die Wunde an
meinem linken Nasenflügel geklebt. Um es an Ort und Stelle zu fixieren, hatte
ich es vorsichtshalber quer über die gesamte Nase gezogen und auf der anderen
Seite befestigt.
    »Es wirkt angemessen ... mysteriös«,
befand Alison.
    »Es ist praktisch«, erwiderte
ich. Dann zeigte ich ihr mein Armband. »Falls mir irgendwas passiert, findest
du hierauf alle wichtigen Informationen.«
    Sie runzelte die Stirn,
während sie auf das Plastikband starrte. »Falls was passiert?«
    »Wenn ich ohnmächtig werde,
zusammenbreche oder zu viel Blut verliere, dann steht alles Wichtige hier - meine
Blutgruppe und dass ich auf Penicillin allergisch bin.«
    Sie nickte. »Rechnest du denn
damit, zusammenzubrechen oder zu viel Blut zu verlieren?«
    »Vorsicht ist die Mutter der
Porzellankiste«, erwiderte ich.
    Wir haben
hundertsechsundzwanzig chinesische Restaurants in Belfast, dreihundertacht
China-Imbisse mit Lieferservice und keinen einzigen chinesischen Klempner.
Wenn Sie mich fragen, graben die sich alle gegenseitig das Wasser ab.
Vielleicht betreiben sie nebenher noch

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