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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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interessiert, um drei Uhr morgens?«
    »Vor ein paar Stunden hat man
mich in einen Park in West Belfast gerufen. Ein Lieferwagen hat gebrannt. Ein
echtes Inferno. Ihr Kennzeichen.«
    »Dann ist er ihn wohl auf
diese Art losgeworden. Aber eigentlich hätte ich erwartet, dass Sie sich mit
wichtigeren Dingen beschäftigen als mit brennenden Autos.«
    »Das tue ich. Die Sache ist
die, jemand hat auf dem Vordersitz gesessen.«
    »Jemand hat auf dem Vordersitz
...? Sie meinen ...?«
    »Tot. Völlig verkohlt.«
    Dann schwieg er für eine
lange, lange Zeit. Vielleicht waren es auch nur Sekunden, aber wenn die Panik
in einem aufsteigt, können sich Augenblicke zu Ewigkeiten dehnen. Dabei
musterte er mich unverwandt. Ich starrte zurück und hoffte, dass mein Starren
nicht allzu wahnhaft wirkte. Normalerweise bin ich nämlich nicht so leicht zu
durchschauen. In meinem Inneren herrschte helle Aufregung. Tot? Völlig verkohlt? Wie war das möglich? Nur ein
paar Stunden zuvor war er noch ...
    Aber ich wusste, wie das
möglich war. Wusste es sehr genau.
    »Meine Kollegen haben die
Kennzeichen überprüft, die Verbindung hergestellt und mich verständigt. Ich hab
einen Blick auf den Kerl geworfen, aber gleich vermutet, dass es jemand anders
ist. Falsche Konfektionsgröße.«
    »Ist er ermordet worden?«
    »Warum fragen Sie das?«
    »Scheint mir eine ganz
natürliche Frage zu sein. War es denn ein Unfall?«
    »Können wir noch nicht sagen.
Unfall. Selbstmord. Mord. Allerdings kommt es mir so vor, als würde Ihnen der
Tod auf dem Fuß folgen.«
    Ich nippte an meinem Kaffee.
»Nicht dass ich wüsste.«
    »Malcolm Carlyle. Jetzt dieser
Kerl. Gibt es da vielleicht doch irgendwas, das Sie mir mitteilen möchten? Es
kann uns unter Umständen viel Zeit und Mühe ersparen und Ihnen am Ende jede
Menge Scherereien.«
    Natürlich hätte ich ihm von
dem Kerl erzählen können, der Mrs. Gearys Lederhosen gestohlen hatte, und von
dem wahren Grund, warum ich ihn, einen Cop, zu dem Bücherverkauf eingeladen
hatte; ich hätte ihm über Mark und Anne Radek berichten können und über das
Konzentrationslager; über das Verschwinden von Rosemary Trevor und den Tod von
Manfred, und darüber, wie ich Malcolm Carlyle entdeckt hatte. Aber ich durfte
ihm nichts davon verraten. Weil er Recht hatte. Ich hatte tatsächlich den Tod
im Schlepptau, und sobald Robinson von dem ganzen Ausmaß der Gewalt erfuhr,
wäre ich aus seiner Warte zwangsläufig das Bindeglied. Das wurde auch aus
seiner nächsten Frage deutlich.
    »Also, wo waren Sie heute
Nacht um ein Uhr?«
    »Bei Alison.«
    »Ihrer Freundin?«
    »Ich hab nur kurz
vorbeigeschaut.«
    »Sie kann das natürlich
bestätigen.«
    »Das will ich ihr geraten
haben.«
    »Finden Sie das komisch?«
    »Nein. Tut mir leid. Ich bin
einfach nur... geschockt. Vor ein paar Stunden hab ich noch mit dem Typen
geredet. Vorausgesetzt, er ist es überhaupt. Und jetzt ist er tot? Jesus.«
    »Morgen spreche ich mit dem
Pathologen. Und anschließend möchte ich eine detaillierte Aussage von Ihnen,
wie er an den Lieferwagen gekommen ist. Aber an Ihrer Stelle würde ich vorher
nochmal gründlich über die ganze Sache nachdenken. Hier ist irgendwas im Busch.
Ich weiß, Sie haben sich auf diese kleinen harmlosen Fälle spezialisiert, aber
manchmal wirft man einen Stein in den Teich, Wellen breiten sich in alle
Richtungen aus, und wenn er zu Boden sinkt, wühlt er eine Menge Dreck auf.
Verstehen Sie, was ich meine?«
    Ich nickte.
    Er erhob sich. »Danke für den
Kaffee. Und richten Sie Ihrer Mutter aus, es tut mir leid wegen der Störung.«
    Sich bei Mutter entschuldigen.
Das wäre ja ganz was Neues.
     
    Lange hockte ich in der
Dunkelheit des Wohnzimmers und beobachtete die Straße. Klar, der Lederhosen-Typ
war wütend gewesen, er hatte sein Mädchen und seinen Job verloren, und er war
pleite. Selbstmordgefährdet hatte er allerdings nicht auf mich gewirkt. Es sei
denn, der erbärmliche Zustand des Lieferwagens hatte das Fass zum Überlaufen
gebracht. Nein - er war eindeutig ermordet worden. Der Killer hatte mich im
Lieferwagen vermutet, war ihm gefolgt und hatte ihn in Brand gesteckt; wobei er
den fundamentalen Fehler begangen hatte, nicht nachzuprüfen, wer wirklich
darin saß. Immerhin gab mir das etwas Luft zum Verschnaufen, da er mich bereits
im Jenseits wähnte. Zumindest so lange, bis die Polizei die wahre Identität
des Opfers bekanntgab. Dann würde die Hätz von neuem beginnen. Daran bestand
jetzt kein Zweifel mehr.
    Das alles

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