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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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Durchblick und den Mut, mit einem kriminellen
Superhirn fertigzuwerden; wo doch in Wahrheit ich es war, der all die
Kenntnisse besaß und all die Bücher gelesen hatte. Sie dagegen verscherbelte
billigen Modeschmuck.
    Sie hatte mein Leben unnötig
kompliziert, und das alles nur, weil ich Mitleid mit ihr gehabt hatte, als man
sie von einem Kurs in kreativem Schreiben ausschloss. Alles, was danach
geschehen war, war allein ihre Schuld. Bereits im Anfangsstadium war ich fest
entschlossen gewesen, den Fall der jüdischen Musikanten niederzulegen, doch sie musste
uns tiefer und tiefer in den Schlamassel hineinreiten: Sie hatte mich
gezwungen, nach Purdysburn zu fahren, um Anne Radek zu befragen; sie hatte
verlangt, dass wir bei Malcolm Carlyle nebenan einbrachen; und jetzt hatte sie
mich gekidnappt und fuhr mit mir zur Künstlerenklave von Beale-Feirste-Bücher,
irgendwo in der absoluten Walachei, sehr wohl wissend, dass ich nicht in der Lage war, öffentliche
Verkehrsmittel zurück zum Kein Alibi zu nehmen. Dort hätte ich mich zumindest
auf vertrautem Terrain bewegt. Ich hätte sämtliche Fluchtrouten gekannt.
Ständig kamen Passanten vorbei, und gelegentlich betrat sogar einer den Laden,
was den Killer abgelenkt und verwirrt hätte. Außerdem konnte ich dort auf die
Hilfe meiner Botanic-Avenue-Hilfspolizisten zählen oder auf meinen Freund
Detective Robinson oder auf die Buchhändlergewerkschaft, oder ich konnte mich
der Macht des Internets bedienen, um den Killer zu jagen und zu stellen. In
meinem Viertel bestand keine Gefahr, von einer Kuh angefallen zu werden. Oder
einer Ziege. Einem Schwein. Einem Esel. Oder einer Biene. Auf der Botanic
Avenue konnte ich keiner katastrophalen Weizenallergie erliegen oder beide Arme
in einem Mähdrescher verlieren.
    Sie hatte mir komplett den
Kopf verdreht. Wie hatte ich meine früheren Fälle gelöst? Durch nüchterne
Einschätzung der Fakten; indem ich meine Kunden als verlängerte Augen und
Ohren benutzte; durch den Einsatz von Logik. Hatte ich mich jemals zuvor in
Gefahr begeben? Ein- oder zweimal höchstens, aber mehr zufällig. Nie hatte ich
mich sehenden Auges in die Gefahr gestürzt, so wie im Augenblick, wo ich mit Geschwindigkeiten
weit jenseits der fünfzig über gewundene Landstraßen katapultiert wurde, auf
Straßen, hinter deren Kurven wir jederzeit frontal mit Traktoren zusammenstoßen
konnten, die zu weit in der Mitte fuhren, oder gar mit Schafen.
    Sie hatte davon gesprochen,
Fritz in die Falle zu locken. Ich war nicht mal in der Lage, eine Maus in die Falle zu locken. Hatte
sie womöglich sogar vor, da draußen zu campen, bis er auftauchte? Ich hatte
ein Geschäft zu führen. Eine Mutter zu versorgen. Wie sollten wir je einen
Attentäter überführen, wenn wir ihn nicht in ein trickreiches
Frage-Antwort-Spiel verwickelten? Sie hatte ja keine Ahnung. Die einzige Falle, die sie je
aufgestellt hatte, war die, in die sie mich gelockt hatte.
    »Warum klammerst du dich so am
Türgriff fest«, erkundigte sie sich.
    Ich ließ los. »Tu ich gar nicht«, erwiderte ich.
»Kennst du die Adresse von dem Landhaus?« Ich schüttelte den Kopf. »Dann fragen
wir jemanden.«
    »Wir werden irgendwann schon
drauf stoßen«, versicherte ich.
    »Halten wir lieber kurz an und
fragen. Das spart Zeit.«
    »Da kommen sicher gleich
Straßenschilder.«
    »Okay«, erklärte sie, »dann
halte ich eben an und frage.«
    Als wir die Ausläufer von
Banbridge erreichten, bog Alison bei einer Shell-Tankstelle ein. Während sie an
der Kasse nach der Richtung fragte, bemerkte ich, dass sie die Schlüssel
stecken gelassen hatte. Ich hätte einfach wegfahren können. Ich hätte mein Haut
retten können. Selbsterhaltung ist der Urinstinkt des Menschen, auch wenn er in
weiblichen Wesen offensichtlich selten anzutreffen ist. Um die Aussicht auf
eine irgendwie sexuell geartete Beziehung nicht gänzlich zunichte zu machen,
hätte ich einen Notfall vortäuschen können; etwa dass Mutter gefallen war,
blutend am Boden lag und dringend meine Hilfe brauchte. Oder dass ich unter
Migräne litt. Dass Stimmen mir befohlen hätten, loszufahren. Aber während ich noch
in rasendem Tempo meine Möglichkeiten durchging, sprang sie bereits wieder in
den Wagen. »Es ist ganz in der Nähe.«
    Wir fuhren weiter. Ich nieste.
    »Alles okay?«, erkundigte sie
sich.
    »Heuschnupfen«, erklärte ich.
    Ich hatte irgendein
barackenartiges Büro erwartet, mit einem heruntergewirtschafteten Bed &
Breakfast daneben, aber Büro und

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