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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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Gästehaus von Beale-Feirste-Bücher
entsprachen meinen Vorstellungen ganz und gar nicht - in Wahrheit handelte es
sich nämlich um ein riesiges Herrenhaus mit einem gefährlich aussehenden See
davor.
    »Donnerlittchen«, staunte
Alison, »ich kenne diesen Ort.« Ich war noch bemüht, darüber hinwegzukommen,
dass sie tatsächlich Donnerlittchen gesagt hatte, da fügte sie hinzu: »Als kleines Mädchen
bin ich mal in dem Haus gewesen. Damals war es für die Allgemeinheit geöffnet.
Dieser Dingsda hat hier früher mal gewohnt, weißt du, dieser eine Schauspieler
... Ein irischer Schauspieler.«
    »Keine Ahnung, wen du meinst.«
    »Sir Terence irgendwas. Damals
in den Fünfzigern. Ich glaube, er hat es dem Staat vermacht oder so was ...«
    »Also gehört es Daniel Trevor
gar nicht?«
    »Vielleicht hat er es
gepachtet. Oder er hat es gekauft, weil es sich als Sehenswürdigkeit nicht
rentiert hat. Ich meine, wenn wir beide uns schon nicht an den Namen von dem
Schauspieler erinnern, geht es allen anderen vermutlich auch so. Aber spielt
das irgendeine Rolle?«
    Ich zuckte mit den Achseln.
Vermutlich nicht.
    Wir parkten mit Blick auf das
Haus, und während wir noch darüber diskutierten, was wir Daniel erzählen sollten,
stürmte er bereits aus der Eingangstür und quer über die kiesbestreute Auffahrt
auf uns zu, wobei er aufgeregt winkte.
    »Oh, da scheint sich aber
jemand zu freuen, uns zu sehen«, bemerkte Alison und kurbelte das Fenster
herunter.
    Als der Verleger sich zu uns
herabbeugte, wirkte er jedoch alles andere als glücklich. »Sie können hier
nicht parken!«, schrie er mit leicht näselnder Stimme. »Die Dichter müssen
einen freien Blick auf den See haben! Fahren Sie den Wagen auf den
rückwärtigen Teil des Anwesens!«
    Womit er auf dem Absatz
kehrtmachte und zurück zum Haus stampfte.
    Alison drehte sich zu mir und
deutete das universale Zeichen für Wichsen an.
     
    Als wir endlich ins Haus
gelangten - wir hatten in einem morastigen Feld geparkt und schleppten mit
unseren Schuhen pfundweise Schlamm in die offene Küche mit hölzernen
Deckenbalken und einem alles dominierenden, auf alt getrimmten Hightech-Herd -,
hatte sich Daniel wieder ein wenig beruhigt. »Es tut mir wirklich leid«, erklärte
er, während er enthusiastisch meine Hand schüttelte, »aber die Dichter ... Nur
die geringste Störung, und die Hölle bricht los. Treten Sie ein, treten Sie
ein, willkommen bei Beale-Feirste-Bücher. Welchem Umstand verdanke ich das
Vergnügen? Gibt es neue Entwicklungen? Bleiben Sie zum Dinner? Wir veranstalten
hier immer ein wunderbares geselliges Beisammensein.«
    Wenn es irgendwas auf Welt
gibt, das mir das Blut in den Adern gerinnen lässt, dann die Vorstellung eines geselligen Beisammenseins. Ich verabscheue diesen
Ausdruck. Er beschwört bei mir immer diese Fremdenverkehrsamtfotos herauf, auf
denen Männer mit muskulösen Oberarmen und weißen Zopfmusterpullovern Humpen
von Guinness hinunterstürzen und gedrungenen Rugby-Spielern markige Sprüche
zugrölen, während die Stimme irgendeiner falschen Schlampe einen dazu einlädt,
nach Irland zu kommen und ein Teil dieser Kultur zu sein. Ein geselliges Beisammensein, das waren lauter Fremde, die
man ohne triftigen Grund zusammenpferchte und zu guter Laune verdonnerte.
    »Klingt nach einem guten Plan«,
stimmte Alison zu.
    »Liebend gern«, fügte ich
hinzu, »aber leider müssen wir gleich wieder los.«
    »Was, Sie sind doch gerade
erst...«
    Alison lachte. »Das war ein
Scherz.«
    Ich warf ihr einen Blick zu.
War es überhaupt
nicht. Das
Kein Alibi war den ganzen Tag geschlossen gewesen. Ich hatte keines meiner
Medikamente dabei, weil ich nicht mit einer Safari in die Wildnis gerechnet
hatte. Und was, wenn Mutter gerade in diesem Moment auf dem Küchenboden lag,
mit gespaltenem Schädel und grauer Hirnmasse überall auf dem Linoleum? Was dachte Alison sich eigentlich? Sie
wollte Daniel wegen Fritz warnen? Kein Problem. Sie wollte das Haus
inspizieren, die Gegend nach gut getarnten Feinden absuchen? Meinetwegen. Aber bitte bring mich nach
Hause, bevor die Dämmerung einbricht! Denn mit ländlich ausgedehnter
Nachtschwärze wurde ich unmöglich fertig. Ebenso wenig wie mit erzwungener
Gemütlichkeit oder damit, Fremden aus nächster Nähe beim Essen zuzusehen. Wenn
Alison Daniel Trevor unbedingt retten wollte, konnte sie das ebenso gut
alleine tun, in ihrer privaten Freizeit. Herr im Himmel, dieses Haus war alt
genug, um von Fledermäusen bevölkert zu

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