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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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Schriftsteller namens Brendan Coyle, einer Modeschmuck verkaufenden
Assistentin, die unter massiver Selbstüberschätzung litt, Daniel selbst, sowie
meiner Person. Es gab unzählige Flaschen Wein, Kerzenlicht und eine Art Eintopf,
den ein Koch in der Mitte des Eichentischs platzierte. Der Koch hieß eigentlich
Emer, wurde aber von allen nur Fanny gerufen, und verzog sich bald wieder.
Obwohl Daniel uns eine kulturelle Oase versprochen hatte, drehte sich das Tischgespräch fast
ausschließlich um Fußball und Mogeleien bei der Einkommensteuererklärung. Alison
saß neben mir, Brendan auf ihrer anderen Seite. Sie unterhielt sich fast
ausschließlich mit ihm. Aber obwohl sie mich kaum eines Wortes würdigte, rammte
sie mir doch von Zeit zu Zeit heimlich den Ellbogen in die Rippen, eine Geste,
deren Sinn und Zweck mir leider unverständlich war. Wenn sie glaubte, mich
dadurch einzubezlehen, ging ihr
Vorhaben jedenfalls gründlich in die Hose. Warum drehte sie sich nicht einfach
um und redete mit mir? Sie
hätte meine unbekannten
Tiefen ausloten können, anstatt in den seichten Gewässern von Brendan Coyles
suggestivem Blabla herumzuplanschen. Um mich abzulenken und auf Drängen der
riesigen Bildhauerin hin - die ich überreden wollte, mir für den Gehsteig vor
dem Kein Alibi eine lebensgroße Kojak-Skulptur zu fertigen, natürlich umsonst,
versteht sich -, akzeptierte ich schließlich ein Glas Wein. Einer der Dichter
bot mir an, ein Sonett basierend auf Die Morde in der Rue Morgue zu verfassen, das ich dann von
einer Stickerin sticken lassen, rahmen und im Kein Alibi aufhängen könne, aber
ich lehnte dankend ab. Er schenkte mir ein zweites Glas Wein ein, roten
diesmal, und fragte mich, ob ich nicht auch fände, dass die Poesie ein Beweis
für die Existenz Gottes sei, und ich erwiderte, nein, aber die Brennnessel wäre
es möglicherweise. Der Drehbuchautor erkundigte sich nach meinen Lieblingsfilmen,
und ich erklärte ihm, dass sich das im Wochenrhythmus ändere, aber wenn er
interessiert sei, könne ich ihm bei Gelegenheit meine persönlichen Filmcharts
zeigen, die ich seit 1978 aufbewahrte. Das hielt er offensichtlich für einen
Scherz. Die Komponistin erklärte, sie würde das Poe-Sonett gerne in Noten
umsetzen, und wenn es dann in meinem Laden hinge, könne ich die Musik dazu
laufen lassen, und das wäre dann ziemlich Zen. Ich hätte ihr am liebsten einen
Kopfstoß verpasst. Stattdessen trank ich noch mehr Wein und beobachtete Alisons
Hinterkopf, während sie pausenlos nickte und kicherte. Ich hasste Brendan
Coyle. Er war genau der Typ Mann, von dem Frauen immer sagen, dass sie ihn
hassen, unwiderruflich hassen, wirklich über alle Maßen und abgrundtief, um
dann doch mit ihm ins Bett zu steigen. Ich dagegen war der Typ Mann, von dem
Frauen sagen, dass sie ihn hassen, um sich dann gelangweilt umzudrehen und
alleine nach Hause zu gehen. Ich konnte einfach nicht begreifen, worin in aller
Welt der Unterschied zwischen uns bestand, wenn man mal sein gutes Aussehen und
seine Berühmtheit nicht in Betracht zog, die obendrein nur eine literarische
und damit eher unbedeutende Berühmtheit war. Außerdem war ich mir ziemlich
sicher, dass er passen musste, wenn man ihn danach fragte, was sein
Lieblingsfilm im März 1983 war.
    Es war dunkel und rauchig im
Raum. Ein Kaminfeuer brannte. Die Unterhaltung verschmolz zu einem dumpfen
Rhabarberrhabarber. Ich liebe das Wort Rhabarberrhabarber. Rhabarberrhabarber,
Rhabarberrhabarber, Rhabarberrhabarber. Rhabarberrhabarber,
Rhabarberrhabarber. Rhabarberrhabarber. Ich versuchte mitzukriegen, was Alison
und Brendan redeten, aber das Rhabarberrhabarber machte es unmöglich; das, und
die milde Form des Tinnitus, unter dem ich litt. Der Dichter mir gegenüber
brach in eine Hetztirade gegen irgendetwas aus, aber es hörte sich für mich an
wie Blablabla, Blablabla, Blablabla, kurze Unterbrechung für einen Schluck
Wein, Blablabla, Blablabla, Blablabla. Ich nickte viel, und obwohl ich die Hand
über mein Glas hielt, schenkte mir ein weiterer Dichter erneut ein. Alison
lachte über einen Witz Brendans, legte zugleich aber sanft eine Hand auf mein
Bein. Was tat sie da? Es war, wie einen Golden Retriever zu streicheln,
während man mit jemandem Oralsex hatte; außer dass ich kein Golden Retriever
war, sondern ein im Tierheim ausgesetzter Welpe, eine Promenadenmischung, mit
Ohren, so lang, dass ich darüber stolperte, und mit einer Laune, so mies, dass
ich dazu verdammt war, den Rest meines

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