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Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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von ihnen den Mund gehalten. Einfach, weil sie wußten, daß zu einer guten Familie der Hausfrieden gehörte und man gewisse Ausrutscher auch als solche behandeln sollte. Aber erstens war es nun mal kein Ausrutscher gewesen, und leider hatte auch eine von Silvias Freundinnen Verdacht geschöpft. Und nichts war dieser Freundin mehr am Herzen gelegen, als Silvia so rasch als möglich anzuschwärzen. Selbige Freundin sollte übrigens kurz darauf als Wasserleiche aus der Elbe gefischt werden, wobei kaum anzunehmen ist, daß Silvia dies zu verantworten hatte. Nein, es war wohl Swedenborg selbst gewesen, der den Tod der Informantin gewollt hatte. Er konnte derartiges nicht ausstehen: das Hinterhältige, die Verleumdung, die Falschheit, die Intrige – gleichwohl er in diesen Dingen ein Meister war. Aber er haßte den Dilettantismus, mit dem andere dabei vorgingen. Im Grunde haßte er es, nicht der einzige böse Mensch auf der Welt zu sein. Daß andere ihm dieses Privileg streitig machten.
    Nun, Silvias geschwätzige Freundin mochte vielleicht hinterhältig und intrigant gewesen sein und eine Dilettantin dazu, aber eine Verleumdung hatte sie nicht begangen. Das mußte Swedenborg einsehen. Ein Blick auf die Videobänder, die in seinem Schlafzimmer aufgenommen worden waren – und zwar allein zum Schutze Silvias –, bestätigten die reale Basis der üblen Nachrede. Swedenborg ließ die Bänder vernichten, so, wie er auch die Freundin hatte vernichten lassen, und bläute seinem Sicherheitschef, der die Aufnahmen gesehen hatte, ein, daß dieser sie eben nicht gesehen habe. Der Sicherheitschef wußte sogleich gar nicht mehr, wovon eigentlich die Rede sei.
    Sodann ging Swedenborg mit Silvia in die Oper und führte sie hernach in eine Bar hoch über der Stadt, wo er ihr erklärte, daß er ihr alles verzeihe, alles . Das war’s auch schon. Mehr sagte er nicht, sprach noch ein wenig über Japan, das ihn immer mehr begeisterte, und ließ den Abend mit einem hübschen, kleinen Beischlaf ausklingen. – So einfach war das manchmal.
    Mit Red gestaltete sich die Sache freilich etwas komplizierter.
    Die Angelegenheit im Büro zu besprechen, wäre aus vielen Gründen unklug gewesen. Und auch Restaurants besaßen Ohren. Dafür war diese Sache zu heikel. Ein Mordbefehl war im Vergleich dazu ein Klacks. Hingegen durfte es niemals ruchbar werden, daß Swedenborg einen Mann, der ihn mit Silvia betrogen hatte, nicht augenblicklich bestrafen ließ. Und zwar in der gleichen endgültigen Form wie auch im Fall der Intrigantin. Derartige persönliche Schwächen konnten dem Ruf einer Persönlichkeit vom Range Swedenborgs deutlich Schaden zufügen. Darum also verabredete er sich mit Red im Botanischen Garten, selbstredend im Japangarten, wo sich die beiden gegenüber einem Prunus speciosa, einer Oshima-Kirsche, auf eine Bank setzten, auch hier wieder wie Vater und Sohn, der eine knapp über sechzig, der andere knapp unter vierzig.
    Eine Weile schwiegen sie. Besser gesagt, Swedenborg schwieg und Red hielt einfach seinen Mund, was ganz sicher ein großer Unterschied ist. Und darum war es natürlich Swedenborg, der zuerst etwas sagte.
    »Würde alles mit rechten Dingen zugehen«, erklärte er, »dann müßte ich jetzt mit einem Geist sprechen, wenn ich mit dir rede. Du solltest, du müßtest tot sein. Statt dessen sitzt du völlig unbeschadet neben mir, atmest, atmest durch deine Raucherlunge und denkst dir wohl, du hättest das Recht, ins Bett zu gehen, mit wem du willst.«
    Red war bis zu diesem Moment nicht sicher gewesen, ob Swedenborg etwas wußte von ihm und Silvia. Es hätte auch einen anderen Grund haben können, in einen Japangarten gelotst zu werden. Nun, jetzt hatte er den Salat. So gescheit hätte er eigentlich selbst sein müssen, seine Finger von einer Frau zu lassen, mit der intim zu werden etwas von einer »Beschädigung fremden Besitzes« an sich hatte. Warum war er nicht gleich in Swedenborgs Garage marschiert, um dort den Lotus, den Lamborghini und die beiden alten Jaguar mit einem Schraubenzieher zu traktieren und sich dabei erwischen zu lassen? – Klar, man kann und soll Frauen nicht mit Autos vergleichen, auch wenn beide auffallend oft nebeneinander präsentiert werden, aber man muß und darf den Begriff des »Besitzes« anwenden. Männer wie Swedenborg sind nun mal grundlegend und prinzipiell »Besitzer«. Das macht sie so empfindlich und unfrei und führt dazu, daß sie alles persönlich nehmen.
    Darum half es nicht viel, daß

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