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Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Red jetzt versuchte, zu erklären, daß derartige Dinge – auch wenn es ihm sehr leid tue – einfach geschehen würden. Hormone! Zufälle! Stimmungen! Möglichkeiten! Aber mitnichten böse Absicht.
    »Ach ja, herzlichen Dank«, meinte Swedenborg, »daß du Silvia nicht bloß flachgelegt hast, um mir damit eins auszuwischen. Das erleichtert mich sehr. Ich hätte nämlich sonst glauben müssen, einen Selbstmörder als meinen Sekretär zu beschäftigen. Wobei – ganz gesund kannst du keinesfalls sein. Das ist nämlich niemand, dem der Schwanz im Hirn steckt.«
    »Mehr als mich entschuldigen, werde ich nicht können«, meinte Red.
    »Verschone mich damit, bitte! Ich habe es noch nie geschätzt, wenn Leute, die mich betrügen, den Betrug noch steigern, indem sie sich einsichtig geben. Einsichtig angesichts der Pistole, die ich ihnen an die Schläfe halte. Ich hasse schlechte Verlierer. – Wie gesagt, Red, eigentlich hätte ich dich augenblicklich töten lassen müssen. Darauf verzichtet zu haben, war schlichtweg dumm. So dumm wie das, was du da getrieben hast. So reiht sich eine Dummheit an die andere.«
    »Es wird somit nicht die letzte Dummheit gewesen sein«, wagte Red zu sagen.
    »Ganz richtig.« Swedenborg schien zu lächeln, in der Art dieser Totenköpfe auf Giftfässern. »Es gibt Wunden, die stets größer werden, gleich, wieviel an ihnen herumgedoktert wird. Weshalb man ja amputieren sollte, solange es sich noch lohnt. Aber dafür ist es leider zu spät. Ist einmal der ganze Organismus betroffen, nützt es wenig, ein entzündetes Bein abzusägen. – Aber du verstehst schon, daß ich etwas tun muß.«
    »Natürlich mußt du das«, sagte Red.
    »Ich will dich aus dem Haus haben«, erklärte Swedenborg, »ohne daß sich die anderen darüber Gedanken machen müssen. Ich schicke dich weg, damit du etwas für mich erledigst. – Bedaure, nun ist das feine Leben vorbei. Du steigst auf in die Sphären des Bösen, wovon du meintest, ewig verschont zu bleiben. Es wird dir sicher kaum gefallen, aber das soll es ja auch nicht.«
    »Was muß ich denn Schreckliches tun?«
    »Nicht so schnell, Red. Genieße die gute Luft, den Anblick der Kirschblüte. Es ist so versöhnlich.«
    »Ich würde mich gerne versöhnen.«
    »Ich habe von der Natur gesprochen. Versöhnung zwischen den Menschen zu fordern, wäre naiv. Wie sollte das auch gehen, wenn der eine Mann nicht mal in der Lage ist, die Ehe des anderen zu respektieren? Wäre Silvia die einzige Frau auf der Welt, ja dann … Lassen wir das! Ich schicke dich nach Bouvet. Ich habe dort ein Problem, und du wirst es lösen.«
    »Was für ein Problem?«
    »Das erfährst du, wenn du angekommen bist.«
    »Bouvet? Meine Güte, wo ist das?«
    Anstatt zu antworten, erhob sich Swedenborg. Er streckte seine Nase, als fange er einen Geruch ein. Und das tat er ja wohl auch.
    »Was ist, wenn ich mich weigere?« wollte Red wissen. »Wenn ich einfach kündige? Läßt du mich dann doch noch umbringen? Wie das so deine Art ist.«
    »Meine Art?! Bester Freund, seit über zehn Jahren arbeitest du für mich und es ist dir nicht schlecht ergangen dabei, oder? Der Unterschied wird ab heute der sein, daß du sehenden Auges das tust, was du zuvor blinden Auges auch schon ganz gut hinbekommen hast.«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage«, meinte Red.
    Swedenborg schaute noch einmal zu seinem gewesenen Sekretär hinunter, so abfällig wie belustigt, und sagte: »Glaubst du wirklich, ich hätte dir je auch nur eine deiner Fragen beantwortet? Was denkst du, wo wir leben, in einer Quizshow? In einer pädagogischen Einrichtung? Nicht einmal dein Arzt beantwortet dir deine Fragen.«
    Red hielt den Mund. Er sah hinüber zum Schneeweiß der Bäume. Er glaubte nicht wirklich, daß man sich mit der Natur versöhnen konnte. Etwa mit der grausam kurzen Kirschblüte, die uns keck entgegenlacht, weil sie den Tod so gar nicht fürchtet.
    »Also Red, mach’s gut in Bouvet«, sagte Palle Swedenborg im Gehen, so, wie man in eine kochende Gulaschsuppe hineinspricht und viel Spaß beim Weichgekochtwerden wünscht.
    Bouvet?
    Red hatte keine Ahnung, wo das lag. Aber ein Gefühl sagte ihm, daß der Name täuschte.
    Stimmt. Denn als er am selben Abend vor seinem Computer saß und mit einer einzigen kleinen Eingabe die Schattenuniversität des Internets betrat, diese gesellige Konspiration aller mit jedem, da mußte er feststellen, daß der französische Name etwas Unfranzösisches bezeichnete. Abgesehen von

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