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Batmans Schoenheit

Batmans Schoenheit

Titel: Batmans Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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sich bücken. Zudem umgab sie alsbald eine derartige Finsternis, daß man nun wirklich jenes Bild der durch einen Fisch gehenden Menschen bemühen konnte. Nur, daß es sich eben nicht um einen geräumigen Walfisch, sondern einen schmalleibigen Degenfisch handelte.
    Nicht zum ersten Mal fragte sich Cheng nach dem Sinn dieser Unternehmung. Denn mitnichten durfte man hoffen, ausgerechnet hier drinnen jenen im Aussterben begriffenen Schmetterling oder eine bestimmte seltene Pflanze zu entdecken. Auch handelte es sich ja nicht um eine archäologische oder paläontologische Expedition, sondern um … nun, um ein sinnloses Abenteuer. Zweckfrei wie die Kunst, die man sich aber wenigstens an die Wand hängen kann. Der Marsch durch die finstere, kalte, feuchte, viel zu niedrige Röhre rechtfertigte sich allein durch sich selbst. Damit man nachher würde sagen können, daß man es getan hatte. Beziehungsweise besteht der Reiz solcher Aktionen natürlich in der Möglichkeit des Scheiterns, ja des Unglücks, der Katastrophe. Nicht, daß irgend jemand, der auf einen Berg steigt, außerhalb gesicherter Pisten Schi fährt, in Unterwasserhöhlen taucht oder eben solche Tunnels durchwandert, verunglücken oder gar sterben möchte. Andererseits: Warum tut er es dann? Auf dem Berg wartet keine Steuerbefreiung, in der Unterwasserhöhle nicht die Liebe seines Lebens. Und in der Mitte eines Levadatunnels wartet wohl kaum ein Bündel Banknoten. Warum also in Herrgottsnamen …?!
    Cheng bereute. Nicht zuletzt, weil ihm Sehnaz lange nicht mehr so attraktiv erschien wie noch bei Antritt dieses Urlaubs. Etwas war aus ihrem Gesicht herausgefallen, nicht die Augen, nicht die Nase, natürlich nicht, etwas Unbenennbares, aber Entscheidendes, ja vielleicht könnte man sagen, daß es Cheng selbst war, der aus dem Gesicht Sehnaz’ herausgefallen war. Und da stand er also, frei von Sehnaz, aber auch frei von ihrer Schönheit, und fragte sich, was er in diesem blöden Loch verloren hatte, dessen Ende auch nach einer viertel Stunde umständlicher Begehung noch nicht in Sicht gekommen war. Da war nicht das geringste Pünktchen von Licht. Da nun aber auch der Eingang dieser künstlichen Höhle in die vollkommene Schwärze zurückgesunken war, hatten alle den Eindruck, sich immerhin in etwa der Mitte der Röhre zu befinden, an einem banknotenlosen, aber zentralen Punkt.
    Dort nun passierte es: das Gefürchtete, der Eintritt jenes Unglücks, welches diese Sache überhaupt erst mit einem richtigen Zweck, einer Bedeutung ausstattete.
    Man bewegte sich nämlich seit einiger Zeit nicht mehr auf einer mit runden Steinen präparierten Wegfläche, sondern auf dicht aneinandergelegten hölzernen Balken, die über den holprigen Untergrund gesetzt worden waren. Ab einem bestimmten Moment jedoch war zu spüren, und auch zu hören, daß der feste Untergrund verschwunden war und die Bretter über einen Abgrund führten, während rechter Hand noch immer die Wasserrinne ihren normalen Weg nahm.
    Es krachte. Ja, vorher kracht es immer ein wenig. Beinahe könnte man meinen, das Krachen kommt von den bösen Geistern, die die Menschen, die ins Unglück geraten, noch ein wenig erschrecken wollen, vor schrecken, damit das Unglück nicht gar so überraschend und möglicherweise sogar schonend über die Opfer hereinbricht.
    Zuerst krachte es also und einen jeden traf die Erkenntnis, sich in diesem Moment an der dümmsten aller möglichen Stellen zu befinden. Eine halbe oder dreiviertel Sekunde lang waren Krachen und Erkenntnis eins, gleich den beiden Hälften eines stilisierten Herzens, dann spalteten sich einige Bretter, brachen auseinander wie flache Butterkekse, verschoben sich, bogen sich, flogen in alle Richtungen und gaben die Leere frei, die sie eben noch verdeckt hatten. In diese Leere stürzten nun die Personen, allein oder sich einer am anderen festhakend, den anderen mitziehend, vom anderen mitgezogen.
    Das Loch, in das fünf der sieben Personen fielen, führte sieben, acht Meter in die Tiefe. Glücklicherweise bestand der Boden, auf dem sie landeten, aus einer armtiefen Schicht von Schlamm. Eine stinkende, zähflüssige Sauce, die aber den Sturz jedes einzelnen maßgeblich bremste, so daß niemand sich lebensgefährlich verletzte. Nur einer der Jungs war so unglücklich aufgekommen, daß er sich sein linkes Bein gebrochen zu haben schien. Tränen standen in seinen Augen.
    Auch die Lampen, die ein jeder auf seiner Stirn trug, hatten den tiefen Fall überstanden. So

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