Bator, Joanna
fürs Hochzeitsfoto mit seiner minderjährigen
Frau Basia, Letztere in einem Fuchspelz, der für zwei von ihrer Sorte zu groß
gewesen wäre, über dem Hochzeitskleid. Sie sah in dem weißen Kleid aus wie ein
Kommunionkind. Wer konnte sich damals einen Fotografen leisten? Wer konnte
sich damals eine Hochzeitsfeier in einem Lokal leisten? Nur einer mit Köpfchen
wie Kazimierz, der sich immer so zu stellen wusste, dass er den Wind, der
durch Walbrzych fegte, im Rücken hatte. In den wiedergewonnenen Gebieten litt
Professor Muchas Gesundheit sehr, von den vielen Infektionen verlor er das
Gehör. Die Frau Professor verdiente mit Häkeln ein Zubrot, denn was sie besaß,
hatte sie verkauft, und Basia, die für die Volksschule zu alt und in keinem
Gymnasium aufgenommen worden war, flocht den ganzen Tag Kränzchen. Sie war
klein und mager wie ein strohblonder Pinocchio, wohl auch ein bisschen
zurückgeblieben, aber Kazimierz erschien sie gerade richtig ausgereift und wie
mundgerecht zugeschnitten. Wenn sie die Treppe hinunterlief, hörte man das
hölzerne Klappern der dünnen Knöchlein, und hinter ihr blieb ein Duft von
zerquetschten Himbeeren in der Luft. Dauernd summte sie Liedchen vor sich hin,
die wahre Musik für sein Herz, so etwas Süßes, eine Honighimbeere. Sing dem
Onkel was ins Ohr! Komm zum Onkel, der hat ein Bonbon für dich! Von oben
beobachtete Kazimierz, wie Basia in dem verwahrlosten Garten Blumen pflückte,
wie sie unter dem Apfelbaum ein Kränzchen flocht und die Sonne sie mit tausend
goldenen Nadeln durchstach. Auf der Treppe lauerte er ihr auf, trieb sich in
der Nähe der Küche herum, sprang in dem nach Schuhen stinkenden Flur hinter dem
alten deutschen Schrank hervor, Kazimierz war verliebt, und seine Fühler gingen
zum bohrend-saugenden Angriff über, doch Basia wehrte sich: Nein, Onkel,
neinneinnein! Mangelware brachte der gewiefte Kazimierz mit, echten Kaffee,
ganze hundert Gramm, über einen Meter Miedergummi, ein Paar Lederstiefel, und
einmal überraschte er die alten Muchas gar mit einem halben Kalb.
Bald wohnte nur noch Kazimierz mit
Basia und der stöhnenden Schwiegermutter, die nicht mehr viel zu erwarten
hatte, in dem Haus, und sein erstes Privatunternehmen - gehäkelte
Babyausstattungen für die Taufe - florierte. Diejenigen, die es nach Walbrzych
verschlagen hatte, vermehrten sich in der Hoffnung, die Kinder würden mit den
Wurzeln geboren, die man ihnen abgeschnitten hatte, und dann würden sie sich
an ihren verwurzelten Kindern festhalten können und sich am richtigen Ort fühlen,
zu Hause, nicht mehr wegzukriegen. So häkelte die Schwiegermutter Weißes,
häkelte immerzu, und Basia häkelte auch, vor sich hinsummend, und die
Nachbarinnen in Bialy Kamieh häkelten und sechs Frauen in Szczawienko, und es
regnete Bestellungen. Die Frauen rollten weißen Faden aus aufgeribbelten
Pullovern auf, aus Entenflaum, Schnee und Papier, aus Pusteblumen und
Albinokaninchen, aus Spinnweb und greisem Haar. Weißer Faden für Taufhäubchen,
-jäckchen und -schühchen spann sich um ganz Walbrzych wie ein Netz, und mancher
Bergmann, der nach ein paar Gläschen im frostigen Morgendämmer heimkehrte,
stolperte darüber und konnte nicht mehr aufstehen, der Faden hatte ihn so
umstrickt, dass er zu Tode kam. Doch für Kazimierz waren die Taufgarnituren
erst der Anfang, er sah ein riesiges Imperium vor sich, und das Einzige, was
ihm noch fehlte, war ein Erbe. Er klopfte sein mageres Frauchen ab, bis die
letzten Reste Kindheit von ihr abgefallen waren wie morsche rosa Tünche, und
auf Rat der Ärzte, die Unterernährung, Anämie und Frigidität diagnostizierten,
nötigte er sie zum Verzehr von heißen Milchsuppen mit einem Extrastück Butter
und fetttriefenden Krapfen aus einer Privatbäckerei in Szczawienko. Er stopfte
sie mit Fettgebackenem, Würstchen mit Senf, Nüssen in Honig und Kogelmogel
voll, doch sobald Basia sich selbst überlassen war, rannte sie in den Garten
und erbrach sich in die Rabatten. Kazimierz Maslak hatte sich vorgestellt,
dass er die Welt mit kleinen strohblonden Mädchen bevölkern würde, Mädchen wie
seine kleine Verwandte Jadzia aus Zalesie und die Zwillinge mit den Mäusemösen.
Frauen im Miniaturformat, die ihn nie um einen Kopf überragen würden.
Als Kazimierz nach zwölf Jahren
seinem Heimatdorf einen Besuch abstattete, hatte die Cousine Zofia ihre Blütezeit
hinter sich und war nicht mehr verwendbar, doch ihre Tochter blühte gerade erst
auf. Das ausgelassene Hoppereiterspiel
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