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Bator, Joanna

Bator, Joanna

Titel: Bator, Joanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandberg
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das
Seine, darüber hinaus nichts. Er ging davon, und seine Finger betasteten in der
Tasche den Lohn in Gestalt von Gold mit einem grünen Edelstein, und wenn keiner
kam, um den Juden abzuholen, dann war das nicht seine Sache, nicht mal dann,
wenn er wusste, dass niemand kommen würde. Wenn man ihn, Kazimierz Maslak,
fragte, dann waren die meisten von diesen Jüdchen im Wald schon tot, das konnte
man riechen.
    Er kehrte nach Brzezina zurück,
sein Elternhaus existierte noch, die Mutter Maslak mehr oder weniger auch,
allerdings nur mit Unterstützung, sie war nur am Leben geblieben, um dem Sohn
zu sagen, wo die Flaschen mit Kornblumenschnaps und die Schmalztöpfe vergraben waren
(einer davon gefüllt mit der Mutter Gottes von Tschenstochau am Goldkettchen
und Ohrringen mit goldenen Herzchen). Ein bisschen machte sich die alte Maslak
noch im Haus zu schaffen, hielt sich den aufgedunsenen Unterbauch, in dem
etwas wuchs, und machte sich dann davon ins Jenseits, sodass Kazimierz sich
plötzlich allein in dem ganz ansehnlichen Bauernhaus befand. Völlig allein und
ohne Familie, wenn man einmal von Zofia Maslak aus Zalesie absah, der Frau des
tumben Cousins, der aus dem Krieg noch nicht zurück war. Den ersten Besuch
bekam Kazimierz von den Zwillingen aus Kocierzowa. Genauso mager und hellhaarig
wie einst, waren sie in den Kriegsjahren noch verdorbener geworden und machten
jetzt für einen halben Topf des mütterlichen Schmalzes weit mehr als früher.
Vom Kornblumenschnaps und seinem Übermaß an Glück berauscht, verlor er den Überblick,
welcher magere Hintern zu welchem Zwilling gehörte, zumal er sie nie hatte
auseinanderhalten können. Während er zusah, wie die Zwillinge nackt dasaßen und
mit den Fingern das Schmalz aus dem Topf kratzten, dachte er an seine eigene
Familie, die noch unbenutzte Frau und die Kinder, lauter kleine Mädchen, die es
geben würde, wenn er die Frau richtig nutzte. Vielleicht wäre Kazimierz sogar
in Brzezina geblieben, hätte noch Land dazugekauft, mit etwas gehandelt, etwas
organisiert, wäre nicht die Leiche gewesen, die er als Zeichen betrachtete,
dass es an der Zeit war, sich davonzumachen. In jener Nacht, als er mit dem
alten Klapperkasten aus Skierniewice kommend die Straße an der Pelcznica
entlangfuhr und plötzlich dieser Soldat vor ihm aufgetaucht war, hatte Kazimierz
später noch lange draußen im Freien gestanden. Er bekreuzigte sich und fing
wieder an zu schnüffeln.
    Der Instinkt, der dafür gesorgt
hatte, dass er Kugeln, Granaten und dem Galgen entging, der ihm wegen Kollaboration
blühte, legte ihm jetzt nahe, sich Richtung Westen davonzumachen. Er nahm also
seine Kriegsbeute aus dem Astloch und versteckte sie an mehreren sorgfältig ausgesuchten
Stellen seines kegelförmigen Körpers, für die größeren Stücke eignete sich das
Schmalz der seligen Mutter Maslak. Auf einem Umweg über Stettin, Posen und
Breslau, auf dem er seine Beute von einem Versteck ins andere transportierte
und unterdessen ein abenteuerliches Geschäft nach dem anderen machte, kam
Kazimierz Maslak nach Walbrzych. Um mehrere Armbanduhren, ein Bündel neuer
Banknoten und einen Rotfuchspelz reicher - den hatte er einer großen, mit
gedehntem Ostakzent sprechenden Frau günstig abgehandelt, die unterwegs
bestohlen worden war und nichts mehr besaß als den Pelz nebst einem ebenfalls
in gute Hände abzugebenden schreienden Säugling -, fand er sich an einem Ort
wieder, wo seine Spürnase wie ein von der Leine gelassener Jagdhund zur
Höchstform auflief. Er leerte das Gold in raffinierte kleine Säckchen aus
Präservativen, spülte sich das Gedärm mit Wodka aus, ließ sich bei Antos in
Szczawienko die Bartstoppeln abrasieren und machte sich auf den Weg in die
Stadt. Er zog immer weitere Kreise, bis er an die Tür des Hauses am Fuße des
Sandbergs gelangte, das in einer anderen Epoche der Familie eines deutschen
Bergbauingenieurs und seiner fleißigen Gattin Gerta gehört hatte. Jetzt
wohnten vier Kumpel im Obergeschoss und die Familie von Professor Mucha im Erdgeschoss.
Professor Mucha hatte einst irgendwo in den östlichen Gebieten des Landes das
Klarinettenspiel erlernt, während die Frau Professor Geschichten unter einem
Pseudonym schrieb, doch ihre Tochter Basia, die kleine Basia, hatte leider
nicht in die Fußstapfen ihrer Eltern treten können, denn in Spuren, die der
Wind der Geschichte verweht hat, lässt sich nicht gut wandeln.
    Bald darauf posierte Kazimierz
Maslak vor der Kirche in Szczawienko

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