Bator, Joanna
nützlicher Knall (Zustimmung abzüglich des
unverständlichen Flüsterns von Tante Basia, die zum Schweigen gebracht wird).
Einstimmig (Tante Basia nicht mitgezählt) wurde festgestellt, dass es
schlimmer, ja, viel schlimmer war, wenn Jadzias Nachgeburtsknall sie auf die
Straße triebe. Das geht ja geradezu dem Kriminalen entgegen, verkündet Onkel
Kazimierz, und Stefan nickt bejahend, obwohl er es nicht versteht. Als Arznei
für Jadzia entscheidet man sich für eine Arbeit außer Haus und das Fernhalten
schädlicher Faktoren, zu welchen das Kind gezählt wird. Der Rat beschließt,
dass Jadzia eine Stelle als Sachbearbeiterin annimmt und Oma Haiina sich um
Dominika kümmert, bis es der jungen Mutter wieder besser geht. Für eine Stelle
als Sachbearbeiterin braucht man Abitur, was Jadzia nicht hat, doch Onkel
Kazimierz verspricht, diese kleine Unstimmigkeit in Ordnung zu bringen, denn er
hat Beziehungen und Kontakte. Um das Kind kümmert sich die Oma, und du machst
unterdessen schön männlich deine Sachen mit dem Frauchen, damit sich das
Weiberoberstübchen nicht ganz benebelt, erklärte Onkel Kazimierz Stefan, der
bereit war, allem zuzustimmen, um bloß seine alte Jadzia bald
wiederzubekommen.
Als nach fast einem Jahr
gemeinsamen Glücks in Szczawienko die Zeit kam, nach Piaskowa Göra umzuziehen,
blieb das Kind, wo es war. In Stefans Glück gab es eine erste ernsthafte
Trübung in Gestalt von Jadzias Knall und des in fremde Obhut gegebenen Kindes,
das er lieber bei sich gehabt hätte, vielmehr bei der Mutter des Kindes, nicht
bei seiner eigenen. Die Natur des Problems seiner Frau stellte sich ihm nur
sehr verschwommen dar, denn er sah die Gründe nicht, und wenn er es auf
männliche Art anging, rannte er immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand.
Deshalb fing er an, im Teczowa Zwischenstation zu machen und sich einen Klaren
zu genehmigen, der größere Klarheit vermitteln sollte, denn die brauchte er,
besonders nach acht Stunden in der Grube, wo es schwarz war wie im Arsch von
einem Neger, der Blutwurst gegessen hat. Dieses Sprüchlein hatte leider nicht
er sich ausgedacht, sondern Kowalik, was Stefan jedes Mal bedauerte, wenn
dieser damit einen Lacherfolg bei den Kumpeln erntete. Vom Teczowa ging er zu
Haiina, um ein bisschen das Kind zu betrachten und sich zu vergewissern, dass
das Kind auf seinem Kinderplatz und er auf seinem Vaterplatz war. Auf diesem
neuen Umweg ging er nach Hause nach Piaskowa Göra. Im Fahrstuhl prüfte er
seinen Atem, denn gleich im Flur musste er hauchen. Wenn Jadzia Alkohol roch,
würde sie sich aufregen, und das konnte Einfluss auf die Qualität des Essens
haben, ja es konnte sogar dazu führen, dass sie heulte und mit Tellern nach
dem Ernährer warf, der hungrig bleiben würde. Die Besuche im Teczowa und bei
der Tochter hielt Stefan vor Jadzia geheim, warum, wusste er im ersteren Fall
genau, im letzteren nicht so recht, aber das Geheimnis bereitete ihm
Genugtuung, wie damals, als es ihm gelungen war, ein Stück Speck aus dem
Barszcz zu fischen und Onkel Franciszek hinterher nicht merkte, dass es
angebissen war. Sonntags waren beide Eltern Eltern und nahmen die Tochter mit
nach Piaskowa Gora, und Dominika war die Mitgenommene, denn vorläufig hatte sie
in dieser Frage nichts zu sagen.
***
Haiina macht Frühstück für sich
und Dominika, ohne die Zigarette aus dem Mund zu nehmen; Tee mit Zucker,
Würstchen, Brot; zwischen zwei Handbewegungen stößt sie flinke Rauchschwaden
aus, die an Schwung verlierend durch die Küche treiben. Oma Kolomotive nennt
das Kind sie, denn Lokomotive (wie sie am Bahnhof steht und schwitzt) ist ein
langes Wort, das sich gern auf der Zunge verdreht. Manchmal verdreht das Kind
selbst die Wörter, als schiebe es ein Himbeerbonbon im Mund umher, das in die
Zunge schneidet, wenn man nicht aufpasst. Guten Tag, Frau Buchhalterin! ruft
sie der Verkäuferin in der Buchhandlung zu, die ihnen Geschichten von braven
Kindern und fleischverschmähenden Tigern verkauft. Verdrehte Worte machen den
Erwachsenen Freude, denn daran finden sie bestätigt, dass ein Kind klein und
dumm ist, sie selbst hingegen groß und klug. Man darf jedoch nicht übertreiben,
sonst bleibt das Kind geistig zurück, solche Kinder müssen immer zurückstehen,
und ihre Mütter schämen sich vor den anderen Frauen.
Dominikas Mama hat allerdings
nicht viel Gelegenheit sich zu schämen, denn sie besucht ihre Tochter nur sonntags.
Oma Kolomotive ist für werktags. Die Oma stört sich nicht an
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