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Bator, Joanna

Bator, Joanna

Titel: Bator, Joanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandberg
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darf es nichts. Da fliegt fliegt fliegt das Flugzeug für Mama, für Papa, und
dann für Onkel Kazio und für Oma Zofia aus Zalesie, für die summende Tante
Basienka, die außer bei dieser Gelegenheit nie erwähnt wird. Zum Schluss landen
die Würstchendoppeldecker mit Toten an Bord: für Opa Wladek, für das
Schwesterchen Paulina, neben Dominika das einzige Kind in der Gesellschaft. Die
Kinder aus Szczawienko, schmutzig und ungebildet, aber immerhin lebendig,
werden von Jadzia als ungeeignete Gesellschaft für ihre Tochter abgelehnt. Oma
Kolomotive hat nur Erfahrung mit Stefan, der so verfressen war, dass er in der
Wand ihrer Wohnung herumpulte, und lernt immer neue Methoden, die Enkeltochter
zu überlisten, denn die sagt Neeeiiin zu jedem Flugzeug mit Essen. Dominikas
Nee steigt vibrierend auf, das iin kommt kaum nach und scheppert wie eine leere
Büchse auf Straßenpflaster. Die Kleine streckt die zum Rüssel gerollte Zunge raus
und schaut die Oma aus Augen an, von denen nur der liebe Gott im Himmel weiß,
wie sie in diese Familie geraten sind. Haiina fühlt sich wohl in der Rolle der
Oma, nur das Aussehen der Enkelin macht ihr etwas Sorgen. Dominika, was ist das
überhaupt für ein Name, weder die Mutter noch eine der Omas heißt so, ein
Findlingsname, und dazu dieses Wechselbalgsgesichtchen, woher kommt so ein
dunkles Kind, so ein Zigeunerchen oder, Gott bewahre, noch Schlimmeres, so ein
Wuschelkopf mit einer Nase wie eine Sakristeiklinke? In der Heißmangel bei
Herta Kowalski oder im Lebensmittelladen unten gucken die Frauen und wundern
sich, die dummen Schachteln, von wem hat es denn solche Augelchen, und die
Nase, hat sie die von der Mama oder vom Papa, und diese Haare, na sowas! Eine
Scheiße geht's euch an, von wem sie was hat, möchte Haiina am liebsten sagen,
aber jeden Tag versucht sie, vor dem Verlassen der Wohnung wenigstens die Haare
unter einer Mütze oder einem Kopftuch verschwinden zu lassen, da sie ja nicht
das ganze Kind unter einem anderen Aussehen verstecken kann. Da haben sie eine
neue Variante, denn Stefan ist blond und Jadzia, selbst wenn sie sich
aufdonnert, so blass und farblos wie ein schlabbriges Ei. Und trotzdem hängt
man an so einem Kind, dass man Angst kriegen könnte. Je mehr Haiina an dem Kind
hängt, desto größer wird ihre Angst, denn je stärker eine Bindung, desto
schwerer lässt sie sich kappen, ja, es kann sogar Blut dabei fließen. Schon
zweimal hat die Oma das Ende ihres Zusammenlebens mit dem Enkelkind hinausschieben
können, doch früher oder später werden die rechtmäßigen Besitzer es wegholen.
Die Kleine wendet sich von den Würstchenleichen ab, schaukelt auf dem Stuhl und
steckt nochmal die zum Rüssel gerollte Zunge heraus. Dieses Kunststück kann
keiner in der Familie außer ihr. Streck nicht die Zunge raus, sonst scheißt
dir ein Vogel drauf, droht Haiina, und Dominika lacht allzu überschwänglich
über diesen abgegriffenen Witz, es ist ein Als-ob-Lachen, das die Oma dazu
bewegen soll, diese Tortur aufzugeben. So ein uhahaha! Jetzt machen wir das
Mündchen auf! Haiina sperrt den Mund auf, um dem Kind zu zeigen, was es machen
soll, und führt bei der Gelegenheit den Beweis ihrer eigenen Abneigung gegen
Zahnärzte vor, denen jetzt zwischen den Stümpfen und Splittern kaputter
Schneidezähne nicht mehr viel zu tun bleibt. Mama, du solltest dir ein Gebiss
machen lassen! Stefan versucht sie dazu zu überreden, seit er zur Arbeit in die
Grube geht. Mama, geh doch privat zum Jedwabny, ich geb was aus meinen
Ersparnissen dazu, aber Haiina winkt nur ab. So sieht man eben, dass sie im
Leben soundsoviele Zähne abbekommen hat und nicht mehr, und jetzt auf ihre
alten Tage wird sie sich von niemandem mehr im Maul rumfummeln lassen. Ins
Jenseits wird sie so ein Gebiss auch nicht mitnehmen, denn dort wissen sie,
dass jeder Mensch zwei Satz Zähne kriegt, nicht mehr, und sie würden die
Schummelei sofort merken. Der heilige Petrus wird sagen: Frau, du brauchst
nicht mit deinem Porzellan zu klappern, hier wird kein Film gedreht. Grazynka
hatte mal eine halbe Stunde über diesen Witz gelacht, ach, was hatte sie
gelacht, dass die Pfingstrosen aufblühten und die Scheiben klirrten, aber
Jadzia schnalzt nur überheblich: Aber liebe Mama, sei doch nicht so
rückständig, liebe Mama, weißt du denn nicht, dass so faule Zähne eine
Brutstätte der Bakterien sind? Haiina sieht sehr wohl, dass die
Schwiegertochter sich ekelt und unterm Tisch das Besteck mit der

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