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Bator, Joanna

Bator, Joanna

Titel: Bator, Joanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandberg
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Serviette
abwischt, weil sie Angst hat, die Bakterien werden an ihr hochkrabbeln wie die
Ameisen an der Heiligen Ameise vom Teczowa, denn die haben irgendwelche
Bösewichte im Sobieski-Park an einem Baum festgebunden, der an einem
Ameisenhügel stand, damit sie ihren Namen endlich verdiente. Jadzia!
Dziuneczka, die geliebte Frau ihres Sohnes, in deren Nähe man auf Zehenspitzen
gehen muss, weil sie seit der Geburt einen Knall weghat. Wie ein Kuckucksei hat
sie ihr das Kind untergeschoben, und selbst putzt sie dauernd oder hat den
Kopf in ein Buch gesteckt und seufzt, und wenn sie mal einen besseren Tag hat,
rennt sie durch die Läden wie angestochen und gibt Geld aus für irgendwelchen
Scheiß und Nippes von Cepelia, all diese Väschen wird sie sich bald in den
Arsch stecken müssen, weil in der Wohnung kein Platz mehr ist. Nach jedem
Sonntag auf Piaskowa Göra kommt Dominika ganz verändert zu Oma Kolomotive
zurück, denn aus dem Tochterkind von Mama und Papa auf Piaskowa Gora muss sie
wieder zum Enkelkind der Oma in Szczawienko werden, also stößt sie sich Beulen,
bleut sich blaue Flecke ein oder schürft sich das Knie auf, um wieder in die
Schablone zu passen. Einmal kam sie nach Hause, machte einen Haufen ins
Töpfchen und beschmierte alles ringsum mit Scheiße. Haiina hatte bis zum
Morgen damit zu tun, die Scheiße von Sofa, Möbeln und Vorhängen abzuwaschen.
Doch der Anblick des Enkelkinds, das von Jadzia gebadet und parfümiert nach
Hause gekommen war und jetzt mit Scheiße beschmiert dastand, brachte Haiina so
zum Lachen, dass das Kind, den Tränen nahe, schließlich auch zu lachen begann,
und Haiina hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass dieses hässliche magere
Mädchen etwas von der strahlenden üppigen Grazynka an sich hatte. Sie lachten -
uhahaha - bis zum Umfallen. Oma Kolomotive konnte nichts machen, sie hatte das
Kind jetzt noch lieber, und nun würde es noch schwerer, es von ihr wegzureißen,
und selbst wenn die Trennung gelänge, würde doch alles Wesentliche in Haiina,
das Beste und das Schlechteste, an dem Kind kleben bleiben, und in ihr, Haiina,
würden nur noch Löcher und Risse sein. Dominika hängt an Oma Kolomotive und an
der Mutter, was nicht einfach ist, denn Schwiegertochter und Schwiegermutter
mögen sich nicht, jede zerrt das Kind in ihre Richtung. Das tut weh, und das
Kind droht dabei zu zerreißen. Dominika zieht beide an sich, was eine Annäherung
zwischen Mutter und Oma bewirken könnte, doch das Kind hat noch nicht genug
Kraft, und vorläufig siegt die Abneigung zwischen Jadzia und Haiina.
    Haiina hat für Jadzia keine
innigen Gefühle, Jadzia für Haiina hingegen jede Menge Anweisungen, die sich auf
die Autorität der Modernität und Stadtverwaltung stützen. Dazu gehören Ge- und
Verbote hinsichtlich Nahrungsaufnahme, Ausscheidungen und Hygiene des Kindes.
Dominika hat ein Äußeres und ein Inneres in Gestalt von Därmen. Das alles muss
sorgsam gepflegt werden, und die Oma tut gut daran, die Anweisungen der gebildeteren
Schwiegertochter zu befolgen. Menschen und Tiere, mit denen das Kind
unbeabsichtigt in Kontakt kommt, diese sabbernden sogenannten Tanten in den
Geschäften, Hunde, die andere Hunde beschnuppern, pfui, sogar unter dem
Schwanz, und dann bei Kindern schöntun, wehrlosen kleinen Mädchen übers Näschen
und das ganze Gesicht lecken, das alles sind für Jadzia perfide Bakterienverteiler.
Infizierte Stellen müssen sofort mit einem in Kölnischwasser getränkten
Taschentuch abgewischt werden, um die Widerlichkeiten auf der Oberfläche des
Kindes unverzüglich abzutöten. Zuhause hat man zu diesem Zweck Essig für außen
und Knoblauch für innen. Am besten wäre es, wenn das Kind draußen gar nicht
durch den Mund atmen würde. Da es ja nun mal atmen muss, soll es das bitte nur
durch die Nase tun. Manchmal schneit Jadzia unangemeldet mitten in der Woche
zur Inspektion herein. Sie schaut in Dominikas Ohren, ob sich da nicht
inzwischen Schmalz gebildet hat, und prüft die Fingernägelchen auf
Trauerränder. Wie dreckig sich dieses Kind macht! Sie soll bloß nicht draußen
auf öffentlichen Toiletten pinkeln! erklärt sie Haiina, und wenn es unbedingt
nötig ist, dann nicht im Sitzen oder nur wenn der Sitz mit Papier abgedeckt
ist. Ganz besonders gefährlich für Dominika sind die anderen Kinder in
Szczawienko. Sie könnten sie nicht nur äußerlich infizieren, sondern auch
innerlich, durch Augen, Ohren, weiß der Himmel wo sonst noch eindringen. Jadzia
weiß schon wo, es

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