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Bator, Joanna

Bator, Joanna

Titel: Bator, Joanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandberg
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schönen Häuser, direkt auf die Straße, und man
konnte es nehmen, aufsammeln, sich die Jackentaschen und Kunstlederköfferchen
damit vollstopfen. Dienstags Schuhe und Kleidung, in gutem Zustand, nichts war
zerrissen oder verfleckt, alles gewaschen, gereinigt, auf Hochglanz gebracht -
Männer-, Frauen- und Kindersachen, wie zurechtgelegt zum Anziehen und nicht
für den Abfall. Mittwochs waren es Möbel, Stehlampen mit voll funktionierenden Glühbirnen,
Esstische, Lacktischchen, schneeweiße, saubere, glänzende Küchengeräte, ganze
Reihen Stühle, Kommoden, Klobrillen, ein ganzes Haus konnte man einrichten.
Freitags war es Altpapier: Illustrierte mit Postern für die Jugend, Modekataloge
vom Otto-Versand für die Frauen, nackte Frauen für die Männer, weiße, schwarze,
gelbe, manche säuberlich geschnürt wie ein roher Schinken, mit verschiedenen
Gegenständen und Gemüsen besteckt, in hochhackigen Schuhen, mit lackierten
Fingernägeln. Lepki hatte gar nicht gemerkt, dass in diesem Blättchen keine
Weiber waren, oder vielleicht hatte er es gemerkt, aber es war ihm zum
Wegwerfen zu schade, als er es einmal eingesteckt hatte. Da gab es
supermännliches Gelächter im Umkleideraum, bis die Kohletränen flossen. Nein,
wie sie sich balgten und rangen, wie einer dem anderen vor Lachen auf den
Rücken klatschte und sich brüstete, wenn er bloß mal so einen Homo-dingsbums
zwischen die Finger kriegte, dann würde er ihm einen Fick besorgen, dass ihm
Hören und Sehen verging. Du weißt doch, was sie machen, Dziunia - Stefans Hand
wanderte über den Gattinnenschenkel -, der eine tut wie eine Frau und der
andere wie ein Kerl, und dann machen sie es von hinten. Oder der, der die Frau
ist, macht es dem, der der Kerl ist, einfach so mit dem Maul. Aber nie
umgekehrt. Stefans Hand verharrte, eingeklemmt von dem zweiten unwilligen
Schenkel. Manchmal rätselten sie im Babel, wer von den beiden Nachbarn die Frau
war. Meistens war man sich einig, dass es der Kleinere war, also der Schauspieler,
denn das war doch keine Arbeit für einen Kerl. In einem Film vielleicht, in Hauptmann Kloss oder Vier Panzersoldaten, das ging ja
noch, aber sich im Theater zum Affen zu machen mit Verkleiden und so? Doch die
Frau sollte nicht älter sein, wenn schon, dann jünger, und dieser Umstand
erschien irgendwie suspekt, denn er warf einen Zweifel auf die Gewissheit der Homo-dingsbumsbeziehungen.
Lepki erzählte, sie lüden manchmal andere ein, denn sie wären aufeinander
nicht eifersüchtig wie ein Kerl und eine Frau, aber das glaubte ihm kein
Mensch. Die Kumpel vom Busch lachten, wenn Stefan nachmachte, wie der größere Homo-dingsbums
vor dem Babel herumspazierte. Er wackelte mit dem Hintern, tat so, als
schmauchte er Pfeife, zwirbelte den Schnurrbart, das war sehr lustig, aber
Dziunia verdrehte nur die Augen, wenn er ihr diese Erfolgsnummer vorführte.
Ach du mein Dziunialein, bedrängte Stefan seine Frau, verdoppelte die
Anstrengung, durchbrach ihren Widerstand. Jadzia ergab sich und fiel aufs
Kissen zurück, überlegte, ob heute im ehelichen Kalender auch wirklich ein
sicherer Tag war. Wenn sie daran dachte, strich sie diese grün an, während die
unsicheren Tage rot waren und sicherheitshalber auch noch durchgekreuzt, und
die Tage, wenn sie ihre Tage hatte, waren gelb. Wieviel bequemer wäre es, wenn
sie zwischen den Beinen eine Signallampe hätte, und bei rot wäre kein Zutritt,
denn mit diesem Zählen kam man so leicht durcheinander. Stefan seufzte, Jadzia
seufzte, das vatikanische Roulette drehte sich. Und der, auf den es zeigt,
macht Plumps!
    Jenseits des
Wasserfalls verendete der Pudel mit gebrochenem Rückgrat. Die Löwenfrisur
hatte Oskar nicht geholfen, keiner hatte sich vor ihm gefürchtet. Neben seinen
nackten, zusammengeschlagenen und mit Kabel gefesselten Besitzern hechelte er
die letzten Atemzüge seines Hundelebens, dann hing sein weiches rosa Zünglein
wie eine Krawatte herab. Jeremiasz Mucha hatte die meisten seiner Zähne
eingebüßt, einschließlich der neuen Goldbrücke, die spurlos verschwunden war,
er hatte eine Nierenprellung, und im After steckte ihm der Mixeraufsatz. Was
für ein Glück, dass dieser Mixer längst kaputt war, denn diese Dreckskerle
hatten ihn an den Strom angeschlossen. Der größere und jüngere Homo-dingsbums
war mit einer blonden Perücke geknebelt, deren Lockenbüschel ihm wie ein
Nikolausbart auf die Brust hingen, und sollte nie wieder mit dem linken Auge
sehen und die gebrochenen Finger seiner Hand

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