BattleTech 01: Grey Death I - Entscheidung am Thunder Rift
Jahren offiziell als Krieger-Anwärter in die Lanze aufgenommen worden war. Aber mit steigendem Alter sank seine Toleranz für die scharfe Zunge Kai Griffiths und dessen Einmischungen in sein Privatleben. Schließlich war er kein Kind mehr und außerdem Sohn und Erbe eines MechKriegers. Irgendwann würde der Tag kommen, an dem ihn der Waffenmeister nicht länger reglementieren und herumkommandieren konnte.
»Ich kümmere mich schon um meine Pflichten«, gab Grayson zurück. »Aber mein Privatleben ist meine Sache.«
»Du kannst es nicht lassen, was, Master Carlyle? Du mußt immer noch den einsamen Wolf spielen. Mit der Haltung wirst du dir noch eine ganze Menge Ärger einhandeln, bevor deine Anwartschaft zu Ende ist. Wieso kriegst du es nicht in deinen dicken Schädel, daß die verdammten Trells nicht unsere Freunde sind?«
»Diese schon, Mann! Ich wollte mich bloß verabschieden!«
Griffith schüttelte tadelnd den Kopf. »Und dann auch noch mit der Tochter des alten Stannic!«
»Was soll denn das schon wieder heißen?« unterbrach Grayson. Es stimmte, daß Mara die Tochter des Ersten Ministers von Trellwan war, aber was ging das ihn an?
»Wenn du weiter darauf bestehst, dich in die Stadt zu schleichen, um dich mit deinem Mädchen zu treffen, wird das eines Tages dein Tod sein!«
Grayson dachte an ein paar Einzelheiten seiner abendlichen Eskapade zurück und zuckte nur lächelnd die Achseln. Kai Griffith litt wie die meisten alten Garnisonssoldaten unter den üblichen Vorurteilen gegen die örtlichen Zivilisten, zu deren Schutz sie hier stationiert waren. Er konnte das einfach nicht verstehen.
Sie blieben vor einem in die grob behauene Felsmauer eingelassenen massiven Stahltor stehen. Ein Soldat in graugrüner Uniform stand hier Wache, die Maschinenpistole mit gestreckten Armen präsentiert. Das Tor selbst war mit dem Steiner-Hauswappen verziert: einer geballten linken Faust im Panzerhandschuh vor himmelblauem Hintergrund. Griffith schüttelte resignierend den
Kopf. Er wußte, wie stur der Bursche sein konnte, der ihn mit seinen hellgrauen Augen anstarrte.
»Die Sache ist noch nicht ausgestanden, Master Carlyle. Du machst diese Ausbildung mit, weil du irgendwann als vollwertiger MechKrieger in Carlyle's Commandos einen BattleMech steuern sollst. Aber Krieger müssen weit mehr lernen, als nur einen wandelnden Berg Metall zu lenken. Verstehst du, was ich damit sagen will?«
Grayson kannte die Lektion, die sein Lehrmeister ihm vorbetete, bereits in allen Variationen — es ging um Disziplin, die Verpflichtung der Einheit gegenüber und die Zusammenarbeit in einem Team. Er versuchte aufmerksam dreinzuschauen, während er gleichzeitig ein Gähnen unterdrückte. In der vergangenen Ruheperiode war er kaum zum Schlafen gekommen.
Griffith gab es schließlich auf, als ihm klar wurde, daß Grayson ihm ohnehin nicht zuhörte. »Also gut, Sohnemann«, sagte er und wies zum Tor. »Gehen wir rein und schauen uns den Empfang an.«
2
Das Gefechtszentrum war ein mit Schaltpulten förmlich zugestellter Raum, auf dessen Boden sich genug Stromkabel und andere Leitungen hinzogen, um die Bewegung spürbar zu beeinträchtigen. Hie und da sah man Grüppchen graugrün Uniformierter, die sich über Tassen mit Tau oder heißem Chava leise unterhielten, das fahle Flackern der Monitore überwachten oder das gespenstisch grüne Leuchten der Radarschirme betrachteten. Irgendwo über ihren Köpfen ertönte die lautsprecherverstärkte Stimme einer Frau: »Mailai-Landungsschiff dringt in Atmosphäre ein. Der Kapitän bestätigt die Anwesenheit der Oberonvertretung. Voraussichtlicher Bodenkontakt in elf Minuten.«
An einer Schaltkonsole ganz in der Nähe saßen ein Seniortech im blaubesetzten grauen Uniformoverall und ein schmächtiger, dunkelhäutiger Mann in einer prächtigen Ziviljacke mit hohem Stehkragen. Neben ihnen stand kerzengerade ein zweiter, weißhaariger Zivilist. Über seiner linken Schulter hing ein kurzes, silbern besetztes Cape, wie es zur Zeit in der Inneren Sphäre Mode war.
Der dunkelhaarige Zivilist warf Grayson einen scharfen Blick zu. Die Augen machten keinen Hehl aus seinem Ärger, aber er sagte kein Wort. Grayson wußte, daß Nicolai Aristobulus sich nur wegen des Außenstehenden an seiner Seite auf eine wortlose Zurechtweisung beschränkte.
»Hallo, Ari«, begrüßte Grayson ihn und tat so, als habe er die Mißbilligung seines Lehrers weder gesehen noch gespürt
»Master Carlyle«, erwiderte Ari steif und beugte den
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