BattleTech 02: Gray Death Trilogie 2 - Der Söldnerstern
deine Stimme so gebrauchen, daß sie weit trägt, aber du musst ihr dabei Autorität und Schärfe geben. Du mußt Beherrschung zeigen. Wenn du mit deinen eigenen Leuten redest, mußt du ihnen zeigen, daß du alles im Griff hast. Wenn du mit Fremden redest, darfst du dir keine Furcht anmerken lassen.
»Wir sind Freunde«, fuhr er fort und streckte die Arme aus, um zu zeigen, daß er unbewaffnet war. »Wir wollen reden.«
»Das ist ein Trick, Oberst«, rief eine Stimme aus der Deckung einer Sanddüne. Mit einem Krachen zupfte etwas Heißes an Graysons Ärmel.
»Feuer einstellen, zum Teufel!« erwiderte eine andere Stimme. »Dober, weg mit dem Ding!«
»Ich bin Hauptmann Carlyle, ein Söldner der Gray Death Legion«, redete Grayson weiter. Er mußte ein Zittern seiner Stimmbänder unterdrücken, und seine Knie waren weicher als unmittelbar nach der Bruchlandung. Er hatte das dringende Verlangen, sich außer Sicht in den Sand zu werfen, aber er wußte, daß jede plötzliche Bewegung einen Kugelhagel auslösen würde. »Wir sind hier, um Ihnen zu helfen!«
Einer der unsichtbaren Beobachter murmelte ärgerlich, aber Grayson konnte nicht verstehen, was er sagte. Die zweite Stimme antwortete: »Woher wissen wir, daß das kein Trick ist?«
»Einer Ihrer Leute ist hier bei mir! Devic Erudin! Er hat uns hergeholt. Reden Sie mit ihm!«
Er erhielt keine Antwort. Grayson stieß Erudin, der flach auf dem Bauch in seiner Senke lag, mit dem Stiefel an. »Na los, Bürger Erudin! Stehen Sie auf... ganz langsam! Und halten Sie die Hände so, daß man sie sehen kann!«
Endlose Sekunden standen die beiden nur da und warteten. Grayson konnte die Wortgefechte zwischen den Stranddünen beinahe hören. Diese Fremden sagen vielleicht die Wahrheit. Oder Erudin ist ein feindlicher Agent, ein Gefangener, den man umgedreht hat. Das riecht verdammt nach einer Falle, aber wenn es keine ist, können jeden Augenblick die echten Dracos auftauchen, und dann wird der Strand eine Todesfälle für uns alle!
Grayson wußte, daß sein Erfolg jetzt einzig vom Mut des Rebellenanführers abhing. Der Mann stand auf. Er trug einen Arbeitsanzug aus Jeansstoff und eine ärmellose, khakifarbene Kurita-Jacke mit abgerissenen Insignien. Ein schweres, handelsübliches Lasergewehr lag in seinen schmutzigen Händen. Die Mündung war auf Graysons Brust gerichtet. Der Energietornister hing an der Hüfte des Rebellen. Auf seinem Kopf saß ein formloses schwarzes Barett. Der ungekämmte rote Bart war mit Schlamm verschmiert.
»Sie wollen reden«, erklärte der Rebell. »Gut, reden Sie!«
Die Rebellen waren nicht leicht zu überzeugen. Aber Tollen Brasednewic, selbsternannter Oberst der Rebellenmiliz, hatte tatsächlich davon gehört, daß jemand ins All geschickt worden war, um Söldner anzuheuern.
»Aber was, zum Teufel«, fragte Brasednewic, »wenn wir Dracos gewesen wären? Sie konnten doch nicht wissen, daß wir Sie zuerst finden würden.«
»Man hat mir zu verstehen gegeben, daß sie nicht allzu häufig in den Dschungel kommen.«
Der Rebellenführer spuckte in den Sand. »Und Sie wollen uns etwas beibringen? Diese Bastarde wissen garantiert, daß Sie irgendwo hier abgestürzt oder gelandet sind, und sie werden nach Ihnen suchen! Ein Landungsschiff wäre ein echter Fang, selbst ein zerstörtes!«
»Ursprünglich wollten wir in der See eines nahen Ortes landen, an dem das Schiff getarnt oder schnell versteckt werden konnte.«
»Sieht nicht so aus, als ob Ihnen das jetzt noch gelänge, es sei denn, Sie wollen versuchen, den Kasten als Felsen zu tarnen!«
»Stimmt«, gab Grayson zu. »Aber wir haben uns gesagt, daß es eine Weile dauern wird, bis sie eine Suche organisiert haben.«
»Kann schon sein. Aber, verflucht noch mal! Wenn wir nun tatsächlich eine Kurita-Patrouille gewesen wären? Hier darf man sich auf nichts verlassen! Das ist die erste Lektion, die Sie über Verthandi zu lernen haben, Mister.«
Grayson lächelte und berührte das Funkmikrophon an seiner Kehle. »Lori, komm und begrüß unsere Gastgeber! Aber vorsichtig. Erschreck sie nicht.«
Einer der formlosen Metallklumpen in der Brandung zwischen Wrack und Strand bewegte sich und stand auf. Schäumend stürzte das Wasser von Flanken, Gelenken und dem schlanken Laser des rechten Arms. Die zehn Meter hohe Maschine blieb für einen Moment knietief im Meer stehen, dann bewegte sie sich mit dem Knirschen metallener Gliedmaßen und dem dumpfen Donnern der 55 Tonnen schweren Mechschritte ans Ufer. Brasednewics
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