BattleTech 02: Gray Death Trilogie 2 - Der Söldnerstern
Stakkato von Gewehrfeuer klang durch die Morgenluft. An einer gepanzerten Schulter blitzte ein Querschläger auf. Die Wespe hielt an, und ihr gedrungener, geschützturmartiger Kopf drehte sich auf der Suche nach dem Angreifer, während der mittelschwere Laser wie ein Gewehr in den mechanischen Händen ruhte.
Irgend jemand griff den Kurita-Mech mit Handwaffen an! Diese Tatsache sagte zwar einiges über die politischen Neigungen der Dorfbevölkerung aus, sprach aber nicht gerade für deren Intelligenz. Oder hatte jemand im Ort Khaled aus den Fluten auftauchen sehen und gewußt, daß er zu den Söldnern gehören mußte, die vor kurzem auf Verthandi angekommen waren? In diesem Fall war der Angriff ausgesprochen willkommen und bewußt mit dem Ziel durchgeführt, ihm eine Gelegenheit zu überraschendem Eingreifen zu bieten.
Inshallah! Er zwang Geist und Herz zur Kälte, wiederholte inwendig jenen Satz, der ihn in den Griff des farir kalb gleiten ließ.
Das Herz ist leer, der Körper eine Waffe, Geist und Körper sind eins.
Er ergriff die sich bietende Gelegenheit. Geist und Körper sind eins ...
Die Hornisse sprang aus ihrem Versteck und überbrückte mit zwanzig schnellen Schritten die Entfernung bis zur Wespe, Er wagte nicht zu feuern und das Risiko einzugehen, seine neuen Verbündeten zu treffen. Auch konnte er nicht riskieren, die sich möglicherweise in der Nähe aufhaltenden Kurita-Truppen zu alarmieren. Ein Arm seiner Hornisse fiel in einem blitzschnellen Schlag herab und zertrümmerte von hinten den Laser der Wespe. Der rechte Fuß seines Mechs schwang aufwärts und schlug mit einem eisenbrechenden Tritt gegen das Knie der Wespe, der die feindliche Maschine zum Taumeln brachte.
Inshallah! Geist und Körper sind eins! Allah Akbar!
Noch bevor die Wespe auf den Boden schlug, schoß eine der gepanzerten Hände Khaleds herab und stieß mit der messerscharfen Kante der gewaltigen Metallfinger am schwächsten Punkt des Kopfes in das Cockpit des Kolosses. Der feindliche BattleMech fiel leblos zu Boden, als Khaled sich aufrichtete und die Hand seiner Hornisse aus dem zerschmetterten Kopf zog. Erst jetzt gestattete Khaled sich wieder zu denken.
Die Dorfbewohner kamen jubelnd aus ihren Verstecken und schwenkten die Waffen. Im Hafen fiel das Licht der Morgensonne mit feuchtem, goldenem Glanz auf den Rumpf der Phobos.
15
Eine weitere Woche zog ins Land. Boten von der Blauen Küste brachten Grayson die Nachricht, daß die Phobos sicher in Westlee eingetroffen war. Sturm und Wolken hatten den größten Teil der Seereise abgeschirmt. In den wenigen klaren Nächten war der Ozean ein ideales Versteck für etwas so Kleines und Unerwartetes wie ein Landungsschiff. Jetzt hatte Martinez ihr Schiff sicher unter dem Dach überhängender Klippen untergebracht. Befreundete Rebellen aus dem Dorf hatten geholfen, die wenigen Kombinatstruppen und Loyalisten in der Umgegend zu besiegen. Voraussichtlich wurden diese Aktionen zufälliger Rebellenaktivität zur Last gelegt. Wer sollte auf den Gedanken kommen, daß hier die Mannschaft eines beschädigten Söldnerraumschiffs die Hand im Spiel hatte?
Ilse hatte eine eigene handschriftliche Nachricht an Grayson mitgeschickt:
Sie hatten recht, Sie verfluchtes Genie. Die Reparaturen verlaufen planmäßig — Ilse.
Diese Nachricht hob Graysons Stimmung mehr, als er für möglich gehalten hätte. Auch wenn die Situation der Legion immer noch ernst war, bestand jetzt zumindest die Hoffnung, daß sich das Landungsschiff reparieren ließ — ausreichend Zeit, Materialien, harte Arbeit und anständige Möglichkeiten vorausgesetzt. Vielleicht konnte die Legion eines Tages doch noch von dieser Welt entkommen. Trotz der guten Neuigkeiten bezüglich der Phobos waren jedoch andere Probleme dringender als je zuvor.
»Meiner Auffassung nach reichen vier Wochen einfach nicht, General!«
»Das ist schon länger, als ich Ihnen ursprünglich zuzubilligen bereit war, Hauptmann. Wir können nicht einfach nur dasitzen und zusehen, wie unsere Heimatwelt zerstört wird. Die Armee muß in drei Tagen bereit zum Ausrücken sein — und das schließt die Freien Verthandi-Rangers mit ein.«
Grayson hatte dieses Gespräch seit Wochen kommen sehen und gefürchtet. Seine Mission, einen Haufen Jugendlicher zu MechKriegern und Hilfstruppen zu machen, hatte sich in einen erbitterten Kampf verwandelt — einen Kampf, den er ebenso mit sich selbst führte wie mit dem Oberkommando der Rebellen. Auf der einen Seite verpflichtete ihn
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