BattleTech 02: Gray Death Trilogie 2 - Der Söldnerstern
eine volle Woche gedauert, bis ich von Ihrer Festnahme erfuhr, und eine weitere, bis ich die ganze Geschichte kannte und Ihre Freilassung anordnen konnte! Selbstverständlich hätten Sie sofort die Möglichkeit bekommen sollen, sich uns anzuschließen, statt die zweifelhafte Gastfreundschaft dieses tölpelhaften Narren Kodo auf Verthandi-Alpha ertragen zu müssen! Ich verspreche Ihnen, daß die dafür verantwortlichen Offiziere zur Rechenschaft gezogen werden, Sue Ellen!«
Sie hob mit festem Blick den Kopf. »Danke, Sir, aber mir geht es inzwischen wirklich gut. Ihre Offiziere sahen in mir lediglich eine feindliche Gefangene, und ich beschwere mich nicht über meine Behandlung.«
Er betrachtete sie nachdenklich. »Sie sind eine bemerkenswerte junge Dame, Sue Ellen. Um so weniger verstehe ich die ...« — er schien einen Moment nach dem richtigen Wort suchen zu müssen — »... die Gleichgültigkeit, mit der Ihr Kommandeur Sie zurückgelassen hat.« Er sah ihr direkt in die Augen und wechselte das Thema. »Und Ihr Kamerad, der dort draußen den Tod fand. Er stand Ihnen wohl sehr nahe?«
»Ja«, sagte sie leise.
»Sie haben ins Cockpit seines Chippewa gefeuert. Sie folgten seiner Maschine in die Atmosphäre und feuerten auf sie, bis sie explodierte.«
»Ja«, sagte sie noch leiser. Ihr Gesicht verzog sich vor Schmerz. Für einen Moment drohte sie ganz die Fassung zu verlieren. »Er... er war verwundet — schwer verwundet —, und als er eintauchte, verbrannte er bei lebendigem Leibe. Ich ... konnte nicht... ich ... konnte nicht...«
Sie begann stumm zu weinen, und ihre Schultern wurden von Krämpfen geschüttelt. Ihr Gesicht war naß und verzerrt, ihre Trauer eine bloßgelegte innere Folter. Nagumo glitt von seinem Schreibtisch und trat neben sie. Schützend legte er die Hand auf ihren Rücken.
Sue Ellen Klein wußte nicht, daß Nagumo noch am selben Tag von ihrer Gefangennahme in Kenntnis gesetzt worden war. Und es war auch nicht notwendig, dachte er mit einem Lächeln, daß sie das jemals erfuhr. Die Aussage des Offiziers, der sie aufgegriffen hatte, machte klar, daß Klein an dem Grauen, ihren Geliebten erschießen zu müssen, völlig zerbrochen war. Aus diesem Grund waren auch keine normalen Verhörmethoden erforderlich gewesen. Außerdem hätte ihr Schockzustand eine Befragung wahrscheinlich ohnedies nutzlos gemacht.
Nagumos Befehle an Kodo waren sehr präzise gewesen: festhalten, observieren, befragen, aber ihr unter keinen Umständen Schaden zufügen! Nagumo fühlte, daß Leutnant Sue Ellen Klein ein wirklich besonderer Fund war, möglicherweise der Schlüssel zur Vernichtung der auf Verthandi gelandeten Söldner.
Dr. Janson Vlade, einer der psychiatrischen Spezialisten der Verhörmannschaft Herzog Ricols, war abgestellt worden, Kleins Fortschritte in den Wochen nach ihrer Gefangennahme zu verfolgen. Er hatte konstatiert, daß sie inzwischen stark genug war, um von Nagumo rekrutiert zu werden. Und er hatte den Generalgouverneur sorgfältig darauf vorbereitet, was er bei diesem Gespräch zu tun und zu sagen hatte.
»Das war eine tapfere Handlungsweise«, stellte er jetzt fest. »Ich weiß, wie ungeheuer schwer es Ihnen gefallen sein muß. Aber es zeugt auch von Ihrer inneren Stärke. Sie konnten einen Kameraden nicht einem so schrecklichen Schicksal überlassen. Sie haben so gehandelt, um ihm dieses Schicksal zu ersparen, trotz der furchtbaren Folgen für Sie selbst.«
»Ich... ich wußte nicht, was ich tun sollte.« Sie schluckte mehrmals, bevor sie die Worte durch ihre zugeschnürte Kehle brachte. »Es gab keine Möglichkeit, Jeffric freizubekommen. Keine Möglichkeit... Ich konnte nichts tun ...«
»Ihr Kamerad hat tapfer gekämpft. Ich respektiere sein Andenken.«
»D-danke.«
»Ich respektiere auch Sie, Leutnant, für Ihre ehrenhafte, Ihre heldenhafte Handlungsweise. Sie haben ein Opfer gebracht, das bestimmt schwerer gefallen ist, als selbst in den Tod zu gehen.«
»N-nein. So war es nicht.« Ein neuer Weinkrampf drohte. »Sir, ich kann ... ich kann wirklich nicht darüber reden ...«
»Ich verstehe.« Mit sanfter Hand massierte er ihren Nacken. »Aber ich wollte, daß Sie wissen, wie sehr ich solchen Mut respektiere. Das ist der Grund, aus dem wir Ihnen das Angebot machen, sich für die Haushaltstruppen des Roten Herzogs zu verpflichten. Auch Herzog Hassid Ricol, mein Meister, respektiert solche Tapferkeit. Wir haben einen Platz für Sie in unseren Reihen, Leutnant. Mit einem Eid auf Herzog Ricol
Weitere Kostenlose Bücher