BattleTech 04: Das Schwert und der Dolch
du mir jetzt endlich, was mit dir los ist? Du hast mich den ganzen Abend schon so komisch angesehen. Morgen muß ich aus der Kaserne in die Bereitschaftsräume umziehen, und wir haben keine Gelegenheit mehr zu reden. Ich will wissen, was es ist.« Er stemmte die Hände in die Hüften und starrte sie leicht schwankend an.
Sep drehte sich um und lehnte sich an eine Hauswand. »Das Ganze gefällt mir einfach nicht«, antwortete sie. »Als deine Stellvertreterin werde ich die Einheit übernehmen. Das ergibt einen Sinn. Aber daß du abfliegst, ergibt keinen. Ich finde, du hast dir den Schritt, den du da machst, nicht gründlich genug überlegt.«
Obwohl das Bier ihn entspannt hatte, fühlte Ardan Ärger in sich aufsteigen. »Ich habe ihn mir überlegt!« erwiderte er heftig. »Zwei Jahre lang! Willst du, daß ich ihn noch zwei Jahre abwäge?«
»Ja, wenn das nötig ist, damit du vernünftig wirst. Ardan, du bist kein Politiker. Gott sei Dank! Aber wir brauchen Politiker. Hast du dir überlegt, was ich gestern gesagt habe?«
»Sep, ich habe genau verstanden, was du gesagt hast. Ich stimme nur nicht damit überein.« Er fühlte, wie er wütend wurde. Warum bestand sie darauf, dieses Thema wieder anzusprechen, gerade jetzt, nach diesem angenehmen Abend?
»Du kannst Hanse nicht so sehen, wie er ist, einfach nur, weil er dein Freund ist. Du verlangst von ihm, daß er vollkommen ist. Bist du denn vollkommen? Bin ich es? Warum sollte er es sein? Hanse ist ein guter Herrscher, und er hält die Vereinigten Sonnen gut zusammen.« Sie funkelte ihn an.
»Kannst du dir vorstellen, was geschehen würde, wenn Maximilian Liao seine Ziele erreichte — Davion ausschaltete und die Vereinigten Sonnen mit seiner Konföderation Capella vereinigte? Das ist ein Intrigant ... ein Manipulator. Und schlimmer. Du hast doch Welten gesehen, die er erobert hatte, bevor wir sie zurückholten. Liao preßt alles bis aufs Blut aus, was er berührt.«
Ardan konnte nichts von dem bestreiten, was Sep anführte, und das fachte seinen Zorn erst recht an. Er hatte die verwüsteten Planeten gesehen, mit ausgehungerter und erniedrigter Bevölkerung — heimatlos, mittellos, machtlos.
»Ich versuche zu verhindern, daß Hanse geradeso wird wie Liao«, bestand er. »Macht korrumpiert. Weißt du das nicht?«
»Hanse ist mit Macht geboren. Seine Familie hat sie über Generationen ausgeübt, ohne daß sie sie korrumpiert hat. Warum vertraust du ihm nicht?«
Sep mußte ihm den letzten Satz hinterherschreien, denn Ardan hatte kehrt gemacht und marschierte hastig fort in sein Quartier. Noch lange nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte und in seinem Zimmer die Wand anstarrte, hallte ihre Stimme durch seine Gedanken. Ihm war etwas übel.
»Das ist bloß der Alkohol«, stellte er mit lauter Stimme fest und ging ins Bad, um sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Aber es half nichts. Je mehr er an Seps Worte dachte, desto wütender wurde er.
Als er wieder in sein Zimmer zurückkehrte, brachte er mit einer Berührung des Lichtschalters das dumpfe Dämmerlicht zurück auf volle Intensität. Erst jetzt bemerkte Ardan, daß auf seinem Bett neben dem kleinen Paket mit persönlichen Gegenständen für seine Reise ein zweites Bündel lag. Es schien hastig verpackt, aber eine große rote Schleife hielt es zusammen. Als er den Zettel in die Hand nahm, der daran hing, las er »Von C. S., J., D. und F. Hoffentlich nützt es was.«
Ungeduldig riß er das Papier auf. In einem leichten Schutzanzug eingerollt fand er ein neues Messer, zusammen mit der Scheide, die er an seinen Unterschenkel binden konnte. Das Messer war herrlich, mit einer rasiermesserscharfen Klinge und einem mit Leder bezogenen Griff. Auch die Scheide war ein erstklassiges Stück Arbeit, weich und biegsam, damit sie beim Gehen nicht behinderte.
Und noch etwas lag in dem Bündel, ein Kanister für das Cockpitfach, in dem ein MechKrieger seine persönliche Überlebensausrüstung unterbrachte. In seinem Innern war ein neuer Satz zusammenlegbarer Feld- und Kampierausrüstung.
Ardan starrte auf die Geschenke. Seine Freunde wußten, daß er eine neue Ausrüstung erhalten würde, wenn er an seinem Einsatzort eintraf. Aber das war beste Qualität, Regierungseigentum weit überlegen. Das Messer würde auf Jahre hinaus scharf bleiben, weder rosten noch zerbrechen. Und die übrige Ausrüstung war ebenfalls erstklassig und würde wahrscheinlich weit länger einsatzbereit bleiben als er selbst.
Obwohl sein altes Messer
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