BattleTech 04: Das Schwert und der Dolch
beinharten Training ohnehin körperlich nicht mehr gewachsen war und einem echten Gefecht schon gar nicht. Bald darauf hatte sie ihren Mak geheiratet, den Sohn einer Nachbarfamilie, die mit der Verbindung ebenfalls einverstanden war.
Aber die Geschwister besaßen immer noch gemeinsame Interessen durch ihre Vergangenheit. Felsa interessierte sich noch immer für neue Kampftechniken. »Wie halten sich die Mechs?« fragte sie, als sie im sanften Dämmerlicht auf der Terrasse saßen.
»Ganz gut«, erwiderte Ardan mit einem Achselzucken. »Die Kämpfe sind da natürlich keine Hilfe, aber die Techs finden immer wieder Ersatzteile und bauen aus zwei oder drei zu stark beschädigten Maschinen wieder eine komplette zusammen. Wir müssen einfach die notwendige Technik wiederentdecken.«
»Hanse Davion muß genau das versuchen«, bemerkte Adriaan. »Ich habe gehört, daß NAIW hart daran arbeitet, die alten Techniken wieder zu erlernen und neue zu entwickeln, die an unsere Bedürfnisse angepaßt sind.«
Er streckte den Arm aus und packte die Hand seiner Frau. »Da kommt mir der Gedanke, daß dieser neue Angriff der Capellaner aus der Furcht erwachsen ist, wir könnten Erfolg damit haben. Immerhin verschleißen ihre Waffensysteme von Jahr zu Jahr immer mehr, genau wie die aller anderen.«
Ardan blickte in die zunehmende Dunkelheit und nickte. »Das ist durchaus möglich, aber wahrscheinlich ist es ein ganzes Bündel von Gründen. Und einer davon ist die Tatsache, daß Hanse sich in die Angelegenheiten anderer Häuser einmischt.«
Adriaan rutschte irritiert auf seinem Platz hin und her. Sein Sohn und er hatten schon einige Streitgespräche über dieses Thema geführt. Der alte Soldat wußte, was geschah, wenn schwache Herrscher nicht wußten, wann und wo sie Druck ausüben mußten. Er hatte versucht, Ardan die Augen für die Realitäten zu öffnen, aber sie waren beide zu große Dickköpfe.
»Ich fürchte, die Zukunft wird dich lehren«, sagte er nur. »Die Zukunft und die Kämpfe, die dir bevorstehen.« Adriaan seufzte und hob die Schultern. »Die Jugend muß noch lernen, was das Alter schon weiß.«
Ardan erhob sich aus seinem bequemen Korbsessel. Einer der Monde New Avalons schob sich über den Horizont und überschüttete die Felder und Gärten mit seinem fahlen Licht.
»Ich muß wieder los. Morgen ist ein harter Tag mit einer ganzen Serie von Untersuchungen und Impfungen. Wahrscheinlich schaffe ich es vor dem Start nicht mehr, noch einmal vorbeizukommen.«
Er hörte seine Mutter leise aufstöhnen. Er drehte sich um und küßte sie auf die Wange. »Paß gut auf den alten Mann da auf! Sorg dafür, daß er auf sich aufpaßt — ein bißchen wenigstens. Ich möchte den alten Knacker wiedersehen.«
Felsa stand auf, um ihn zum Abschied zu umarmen. »Paß auf dich auf!« mahnte sie ihn. »Und wenn du wiederkommst, bist du wahrscheinlich Onkel. Das sollte dir eigentlich Grund genug geben!«
Er lachte. »Und ob. Auf Wiedersehen, Felsa ... Mak. Auf Wiedersehen!« rief er, als er sich umdrehte und die Stufen von der Terrasse zum Fußweg hinabstieg. Der Weg führte an einem Bach entlang zur Stadt. Bis zur Kaserne lag ein Marsch von einer Stunde vor ihm. Er brauchte diese Zeit zum Alleinsein.
Als er fortging, wußte er, daß seine Mutter jetzt wahrscheinlich leise weinte, während Vater hilflos ihre Hand streichelte. Felsa würde hinter ihm herschauen und dabei Maks Hand fest umklammern und Gott dafür danken, daß ihr Mann Farmer war und kein Soldat.
Aber er war froh. Froh diese bequeme und sichere Welt hinter sich zu lassen. Er war weich geworden, faul. Es wurde Zeit, daß er wieder die Gurte anlegte. So sehr er sich dagegen sträubte, es zuzugeben, sein Vater hatte recht.
Nur Exerzieren reichte nicht. Im Kampf mit Gegnern, die ebenso gepanzert und gerüstet waren wie er, war Ardan in seinem Element. Erst dort war er richtig gefordert. Erst dort konnte er den gewaltigen Metallberg seines BattleMechs dazu bringen, das Unmögliche zu tun ...
Aus der Ferne, vom düsteren Quader eines Hauses neben dem Bach, drang das Weinen eines Kindes herüber.
Ardan stockte. Er starrte hinab in das sternenbesetzte Wasser. Die Wellen ließen die Lichtpunkte tanzen, bevor sie sich zwischen dem Schilf am Ufer brachen.
Die Kämpfe hatten auch ihre Kehrseite; eine Seite, die er sich vor jenem furchtbaren Tag nicht eingestanden hatte, der wie ein Dämon in seinem Gedächtnis lauerte. Ardan schüttelte sich und eilte weiter. Er wußte nur zu gut, daß er seine
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