BattleTech 04: Das Schwert und der Dolch
Botschafter Klefft wirkte geradezu entsetzt.«
»Ich habe es auch gesehen«, stimmte Melissa zu. »Wußtest du, daß Doktor Kam Hypnotherapie angewendet hat, als du so krank warst? Er behauptete, es sollte dir helfen, mit deiner fixen Idee fertigzuwerden. Und er hat nicht zugelassen, daß ihn jemand dabei beobachtete, weil er dadurch auf gefährliche Art und Weise abgelenkt werden könnte.«
Ardan starrte sie an, und in seinen Gedanken wirbelten Spekulationen und Theorien durcheinander.
Melissa machte ein ernstes Gesicht. »Er könnte dir etwas einsuggeriert haben. Du mußt sehr vorsichtig sein, Ardan ... Dieses Vorhaben könnte dir von jemand anderem auf gezwungen sein.«
Obwohl er diesen Gedanken augenblicklich verwarf, wurde er von ihm doch verunsichert. »Hat deine Mutter zugestimmt, mir ein Schiff zu leihen?«
Melissa nickte. »Allerdings mußte ich dazu meine ganze Überredungskunst aufbieten. Die Ärzte haben sie beinahe überzeugt. Aber glücklicherweise respektiert sie auch mein Urteil. Die Atlan ist sprungbereit. Sie ist klein, aber verläßlich. Nach eurem letzten Sprung wird ihr Landungsschiff dich in eine Synchronumlaufbahn um Follys größeren Mond bringen, wo du auf deine Freudin Sep warten kannst. Sofern sie nicht schon vor dir eintrifft.«
Das Mädchen schüttelte die Kleider aus, die er achtlos in den Koffer geworfen hatte. Dann faltete sie die Sachen und legte sie ordentlich wieder hinein. »Das Schiff ist kurz nach Sonnenaufgang sprungbereit. Wir hielten es für das beste, wenn du schnell von hier wegkommst. Man weiß ja nie ...«
Ardan ließ sich auf die Bettkante sinken und starrte aus dem Fenster. Der Schnee war fast geschmolzen, und die Felsen Tharkads standen vor wie Knochen durch geplatzte Haut. Er löste sich von diesen düsteren Gedanken und verbeugte sich vor Melissa. »Ich bin Euch allzeit Dank schuldig, Euer Hoheit.«
Sie lachte. »Soweit kommt es noch! Unter Gaunern reicht ein einfaches Melissa. Aber ich werde dir, Ardan Sortek, allzeit Dank schulden, wenn du meinen zukünftigen Gemahl vor einem Unglück bewahrst.«
23
Der Tag war mehr als hart gewesen. Die Verschiffung des gesamten Personals, der Mechs und der Vorräte für die Guards nach Argyle war immer eine langwierige Prozedur, und Sep hatte gerade erst begonnen, ihre Einheit nach der Reise wieder in Form zu bringen. Aber sie wußte, warum dieser Sommerausflug nötig war. Argyle war wichtig für die Vereinigten Sonnen, und seine Bewohner ein entscheidender Faktor im Drahtseilakt des Prinzen, das Machtgleichgewicht aufrecht zu erhalten.
Aber für die Guards war es die Hölle, ganz zu schweigen von den Palastbediensteten.
Sep war endlich wieder soweit, die Einheit drillen zu können. Der Spießrutenlauf war aufgebaut, und sie hatte den Morgen damit zugebracht, MechKrieger durch seine wenig einladenden Tore zu schicken. Nach der erzwungenen Ruhepause wurde es höchste Zeit, erneut ihre Reflexe zu schärfen.
Sie war müde. Das Herumkommandieren unwilliger Männer und Maschinen hing ihr zum Halse heraus. Sie brauchte Urlaub, aber Ardans Abreise hatte ihre Pläne über den Haufen geworfen. Auch ihr Stellvertreter Jarlik hatte Recht auf eine Pause. Sie fragte sich, ob er sie wohl begleiten wollte. Denek würde es gut tun, eine Weile den Befehl zu übernehmen. Ein MechKrieger konnte nie wissen, wann plötzlich eine solche Situation für ihn auftrat. Und Denek war ihr persönlich ausgewählter Nachfolger, so wie sie Ardans Nachfolgerin gewesen war.
Das waren die Gedanken, mit denen Sep sich beschäftigte, als sie in ihr Quartier zurückkehrte und in die Naßzelle trat. Sie fühlte sich unbeschreiblich wohler, als sie den Schweiß und Schmutz abgewaschen hatte und wieder ins Zimmer ging, um einen leichten Bademantel anzulegen. Hier auf Argyle war es jetzt schon schwül.
Im Postkorb an der Tür lag eine Nachrichtenkapsel. Der Bote mußte gekommen sein, während sie geduscht hatte. Es sah nach ... ja! ... es war eine ComStar-Botschaft.
Sep fühlte, wie ihr Herz in der Erwartung schlechter Nachrichten dumpf pochte. Ardans Verschwinden während der Gefechte auf Stein's Folly war die schlimmste aller möglichen Nachrichten gewesen, aber die Meldung seiner Befreiung hatte das wieder korrigiert. Was war es diesmal?
Sie hob die Kapsel heraus, fand die Naht und brach sie auf. Ein leises Zischen bestätigte, daß die versiegelte Botschaft nach dem Empfang durch den örtlichen ComStar-Adepten nicht in falsche Hände gelangt war.
Sie
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