BattleTech 05: Warrior 1 - En Garde
die der Kampfschütze ihm zugefügt hatte, schloß der Centurion seine linke Hand, bis die daran befestigten Stahlklingen einer Speerspitze glichen. Jetzt, wo er sicher im Innern des Feuerschattens der langen Geschützarme stand, zögerte Justin gerade lange genug, um Wolfson seinen Fehler erkennen zu lassen. Dann rammte er die linke Hand seiner Maschine in den Torso der gegnerischen Maschine.
Die Titanstahlklingen zerrissen die schwache Rückenpanzerung des Kampfschütze wie riesige Hackmesser. In gelb-grün leuchtenden Fontänen schoß Kühlflüssigkeit ins Freie, als die Metallklingen die Wärmeaustauscher zerfetzten. Ohne Anstrengung durchtrennten sie die Reaktorabschirmung des Kampfschütze. Die Hitze der folgenden Explosion überschwemmte Justins Schirme mit silbernem Feuer. Hastig schaltete er die Infrarotoptik ab und schloß Yen-lo-wangs linke Faust um den Kreiselstabilisator des Kampfschütze — verlor dabei seine Titanstahlfingernägel — und riß den zertrümmerten Mechanismus aus dem Rumpf des sterbenden Mechs.
Wolfsons Mech schwankte und sank zu Boden, während Justin seinen Centurion zurückwarf. Wie ein rachsüchtiger Djinn, der endlich aus dem Kerker seiner Zauberflasche befreit war, spritzte das Plasma des Mechreaktors in einer weißgoldenen Kugel aus brodelnder Energie gen Himmel. Der 60 Tonnen schwere Koloß wurde in die Luft gehoben wie ein Kinderspielzeug. Die Gewalt des detonierenden Reaktors saugte alles Leben aus der zuckenden und strampelnden Maschine, während ihre Überreste in einer flammenden Metallpfütze vor den Füßen des Centurion zerschmolzen.
Der Sprecher wandte sich ab und entfernte sich. Der harte Lichtkegel des Scheinwerfers verfolgte ihn, bis die Schatten Justin Xiang verschluckten. Der Kommentator lächelte und starrte trotz des grellen Lichts geradewegs in die Kamera. Er wußte, daß die Einschaltquoten damit raketengleich in die Höhe geschossen waren. »Das war Justin Xiangs exklusiver Schlußkommentar dieses Gefechts, Sportsfreunde, und ich finde, seine Aburteilung der Kämpfer aus den Vereinigten Sonnen war wirklich von beißender Schärfe! So etwas bietet nur TR, der Sender der Champions!«
Justin verzog das Gesicht und drängte sich durch die Masse der Reporter. Er nickte den beiden Muskelbergen zu, die ihm von der Liao-Arena als Bodyguards zur Verfügung gestellt worden waren. Einer von ihnen öffnete ihm die Tür zum Umkleideraum, während sein Kollege die Menge zurückhielt.
Sicher in seiner Kabine angekommen, ließ Justin sich gegen die Tür sinken und genoß die Kälte des Metalls. Der Schweiß tropfte ihm noch immer aus den schwarzen Haaren und lief in Strömen seine Schläfen und seinen Hals entlang. Er lächelte und stieß sich von der Tür ab. »Sind Sie jemals so nah am Ende gewesen, Gray?«
Der kahlköpfige MechKrieger schüttelte den Kopf. Er warf Justin ein dickes weißes Handtuch zu und wartete, bis er sich das Gesicht abgetrocknet hatte, bevor er antwertete. »Nein, Sie sind näher rangekommen, als jeder MechKrieger, den ich kenne.«
Justin schnaufte und hob seine künstliche Hand. »Aber auch nicht näher als ich schon einmal war.« Er tupfte sich mit dem Handtuch den Hals ab. »Diese Taktik, die Wolfson eingesetzt hat, war identisch mit der, die der Kampfschütze auf Kittery gegen mich einsetzte. Wolfson wußte nicht, daß sie zwar spektakulär ist und auf den Vidschirmen großartig wirkt, dabei aber eine große Schwäche hat.«
Notons Augen wurden schmal. »Die schwache Rückenpanzerung des Kampfschütze.«
Justin lächelte. »Genau. Ich habe ehrlich gesagt auch nicht daran gedacht, bis ich stehengeblieben bin. Mein Bruder Dan — er ist bei den Kell Hounds — hat mir von einem tollkühnen Manöver erzählt, das ein Luftjockey namens Seamus Fitzpatrick mit seinem Killer ausgeführt hat. Er hat einen Immelmann geflogen und den Rücken eines Kampfschütze aufgerissen, während der noch auf den Rest des Geschwaders feuerte.«
Noton lächelte. »Gekonnt.«
»Allerdings.« Justin zuckte die Achseln. »Jedenfalls muß Billy erfahren haben, welche Taktik mich damals erwischt hat, und er hat versucht, das Kunststück zu wiederholen. Aber Sie wissen ja, was man sagt...«
»Nämlich?«
»Ein kluger Kopf macht jeden Fehler nur einmal.« Justin zog seine Kühlweste über den Kopf und warf sie in einen Wäschekorb. »Wo ist Kym?«
Gray lächelte. »Sie meinte, sie kommt bald wieder. Bis wir sie finden, bin ich Ihr Fahrer. Ich glaube, Sie hat eine
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