BattleTech 05: Warrior 1 - En Garde
Überraschung für Sie.«
»Großartig!« lächelte Justin, während er den Duschhahn aufdrehte und hinter einem Dampfvorhang verschwand. »Ich liebe Überraschungen.«
32
Solaris VII (Die Spielwelt)
Rahneshire, Lyranisches Commonwealth
20. April 3027
»Bericht.«
Kym reckte sich und nippte an ihrem Kaffee. »Diese
Nachricht muß direkt an den Minister gehen. Heute
nacht habe ich Gray Noton sagen hören, daß er derjenige war, der Justin verwundet hat. Justin Xiang ist unschuldig.«
Statisches Rauschen drang aus dem Lautsprecher,
dann erklang die männliche Stimme wieder mit der üblichen Emotionslosigkeit.
»Erklärung.«
Kym lächelte dem Kellner zu und wehrte frischen
Kaffee ab. »Bei seinem letzten Kampf kam Xiang in eine
Situation, die seinem Bericht von der Verletzung auf
Kittery entsprach. Der Kampfschütze benutzte dieselbe
Taktik — Wende nach rechts, Kippen der Geschütze,
Wende nach links — mit der Xiang damals ausgeschaltet wurde. Während sich das abspielte, sagte Noton:
>Nicht noch einmal, Justin. Nicht so, wie ich es getan
habe. Es wäre besser gewesen, ich hätte dich getö-
tet .. .<«
Die körperlose Stimme sagte: »Implikation: Noton
war der Pilot des Kampfschütze, der Xiang auf Kittery
verwundete. Noton war zu diesem Zeitpunkt nicht auf
Solaris. Schluß: Ihre Folgerung ist wahrscheinlich korrekt.«
Kym fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Soll
ich es Xiang berichten?«
Die Antwort kam nach einer erneuten Statikunterbrechung. »Nein. Ich kann das nicht autorisieren. Die Information wird schnellstmöglich über ComStar weitergeleitet. Machen Sie wie gewohnt weiter.«
Kym nickte. Sie blieb noch eine Weile nachdenklich
über ihrem Kaffee sitzen, obwohl das Gespräch zu Ende
war. Ich bin seine Geliebte. Ich spüre, wie verbittert er ist, obwohl er versucht, es vor mir zu verbergen, weil ich aus den
Vereinigten Sonnen stamme. Sie schauderte bei der Erinnerung daran, was er ihr erzählt hatte. Er zahlt ihnen alles zurück, was sie ihm bei der Verhandlung angetan haben,
aber es verzehrt ihn.
Sie trank ihren Kaffee aus und warf noch einen letzten Blick in Richtung des versteckten Lautsprechers. Ich
hoffe, ich kann es ihm bald sagen. Es könnte die einzige Chance sein, Justin Allard vor Xiang zu retten.
Kym knöpfte ihren Mantel zu und schlug den Kragen
hoch. Der übliche Abendnebel hatte sich in Nieselregen
verwandelt. Sie folgte ihrem Weg zurück in die Gasse,
wobei sie sich so dicht wie möglich am Straßenrand
hielt, um ihre Kleider nicht mehr als nötig der öligen
Feuchtigkeit auszusetzen. Sie war in Gedanken versunken. Schatten huschten um sie herum, als plötzlich eine
Hand aus der Dunkelheit griff und sie packte. Aber
Kym war schneller. Sie packte den Daumen, sperrte das
Handgelenk und gab ihm einen ordentlichen Ruck, der
ihn mit einem hörbaren Knacken zersplitterte. Dann
wirbelte sie ihren Angreifer in die Dunkelheit. Als sie
einen Schritt nach vorn tat, um ihn vollends zu erledigen, krachte etwas gegen ihren Hinterkopf, und die
Welt ging in einer Explosion unter.
Hilflos stürzte Kym vornüber und fiel in eine schmierige Pfütze. Das lauwarme Wasser klebte wie Erbrochenes an ihrem Gesicht. Grobe Hände packten sie unter
den Achseln und zerrten sie tiefer in die Dunkelheit.
Dort, wo sich an der Rückseite des Appartementhauses
ein kleiner Hof erweiterte, warfen die Männer sie wie
einen Sack nasser Wäsche auf die Stufen.
Jemand stieß ihr mit dem Stiefel gegen die rechte
Schulter und rollte sie auf den Rücken. »Ich habe dir ja
gesagt, daß sie eine Überraschung für dich hat, Justin.« Notons Stimme hatte einen bedrohlichen Unterton.
»Sie ist tückisch wie eine Speerschleuder.«
Kym blickte zu Justin hoch, aber durch das schwache
Licht, das ihn von hinten traf, konnte sie nur seine Umrisse erkennen. Trotzdem konnte sie Justins Wut fast
körperlich spüren. Seine düstere Silhouette ragte über
ihr auf wie eine drohende Gewitterfront. Er drückte seinen linken Arm an den Körper. Mein Gott, dachte Kym.
Er war es, der mich von hinten niedergeschlagen hat. Diese
Hand!
In Justins stockenden Worten kam Schmerz zum Ausdruck. »Wo warst du eben? Was hast du getan?« Seine
Stimme flehte um den Strohhalm einer glaubwürdigen
Erklärung, aber die Wut, die seine Schultern beben ließ,
drohte alles zu zerfetzen, was sie hätte anbieten können.
Kym wandte den Blick ab. »Ich habe... ich wollte
nur... ich habe nur einen Kaffee getrunken!«
Notons Gelächter traf sie wie eine
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