BattleTech 05: Warrior 1 - En Garde
sind. Ihr Haß auf die Capellaner ist mir ebenso gleichgültig wie ihr erbärmlicher Größenwahn. Aber bleiben Sie mir aus dem Weg, sonst wird der Legendenkiller ihr Tod, das schwöre ich Ihnen!«
7
New Avalon
Mark Crucis, Vereinigte Sonnen
27. Dezember 3026
Das Bewußtsein kehrte allmählich zurück. Der Arzt drückte langsam 10 Kubikzentimeter Dexamalin in die Infusion, und das Medikament fraß langsam das Koma weg, in das Justin Allard durch die Verabreichung anderer Drogen gefallen war. Der Arzt blickte auf den EEG- Monitor, lächelte, als die Hirntätigkeit gleichmäßig anstieg, und beschleunigte die Dexamalinzufuhr.
Zusammenhanglos und bruchstückhaft zuckten Worte und Emotionen durch Justins Bewußtsein, wie Feuerfische an der Oberfläche eines schlammigen Teichs. Die Erinnerung an Feuer plagte ihn, und er konzentrierte sich lange genug auf die Schmerzen, um die bewußte Kontrolle über seinen Geist zurückzuerlangen. Er spürte dem Schmerz nach und lokalisierte ihn in seinem rechten Unterarm. Dieser winzige Punkt der Gewißheit diente ihm als Basis für seine einsetzende Erinnerung: Er hatte einen Arm, und einen Körper; er lebte noch.
Plötzlich stürzten Szenen aus seiner Erinnerung kaleidoskopartig auf ihn ein. Da war zuerst die intensive Angst um seine Truppe, die er gefühlt hatte, als er den Kampfschütze entdeckte. Dann spielte sich das Gefecht noch einmal in seinem Geiste ab, aber in so wechselnden Farben und langsamen Bewegungen, daß es von seiner Erinnerung zu einem surrealen Alptraum verzerrt wurde. Raketen explodierten zu Blüten, die Zähne bekamen und wie Luftballons aufgeblähte Mechs bissen.
Der Arzt sah, wie die Hirntätigkeit steil anstieg und verlangsamte die Dexamalinzufuhr wieder. Eine Schwester legte ein feuchtes Tuch auf Justins Stirn und zog seine Decke bis zur Taille herab, damit er abkühlen konnte.
Justins Traumgefecht löste sich im eisigen Ansturm der Vernunft auf. Unmöglich. So etwas kann es nicht geben. Ich will nicht davon träumen . Diese drei Gedanken sanken in den schwarzen Abgrund, in dem Justin sich befand, und er hielt sich an ihnen fest wie an den untersten Sprossen einer Leiter. Langsam, schwerfällig, streckte er sich und griff nach dem nächsten Gedanken. Ich habe Schmerzen. Ich lebe.
Justin nahm den antiseptischen Geruch des Zimmers wahr. Erinnerungen an Krankenhausbesuche kamen in ihm hoch, aber er weigerte sich, ihnen nachzugeben. Ich bin in einem Krankenhaus. Ich muß verletzt worden sein. Mit diesem Gedanken kam ein neuer Eindruck, der die Bestätigung brachte. Justin fühlte die Bandagen, die um seinen Kopf lagen und seine Augen bedeckten.
Panik schoß durch seinen Körper wie ein Blitzschlag. Nein, nicht blind. Lieber Gott, alles, nur nicht das! Er wollte die rechte Hand zum Gesicht heben, aber der Arzt hielt ihn fest, um zu verhindern, daß die Infusionsnadeln herausgerissen wurden. Justin spürte den Widerstand und versuchte statt dessen die linke Hand zu bewegen.
Es kostete ihn fast übermenschliche Kraft, aber sein linker Arm reagierte. Er bog sich am Ellbogen, schlug hoch, fiel zur Seite und traf Justin schwer auf der Brust. In diesem Moment schlugen Schrecken und Verwirrung ihre Krallen in Justins geistige Gesundheit.
Was ist los? Was ist mit meinem Arm? Er konnte den Druck seines Unterarms auf der Brust spüren, und den dumpfen Schmerz an der Stelle, wo seine Finger sich hart in seine Rippen gegraben hatten. Aber gleichzeitig fühlte er, daß die linke Hand mitsamt dem Handgelenk in gerader Linie vom Oberarm herabhing!
Eine autoritätsbewußte Stimme bohrte sich durch Justins blinde Panik. »Halt, Allard! Warten Sie, Major!« Der Befehl, gesprochen wie von einem Vorgesetzten, traf Justin mit der Gewalt eines körperlichen Schlags. Er zerschmetterte das Chaos der Furcht, in das er zu versinken drohte, und er klammerte sich daran fest wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring.
Justins aufgesprungene Lippen öffneten sich nur mühsam. Er versuchte zu sprechen, aber aus seiner Kehle kam nur rauhes Krächzen. Er unterdrückte einen neuerlichen Anfall von Panik und unternahm einen neuen Versuch. »Wasser.«
Sofort begann sich das Bett aufzurichten. Der Druck auf seiner Brust war verschwunden. Justin hörte das Plätschern von Wasser, das aus einer Kanne in einen Becher geschüttet wurde, und sein brennender Durst ließ alle anderen Sorgen schwinden.
»Langsam, Major!« Ein Strohhalm wurde an seine Lippen gehalten, und Justin saugte das
Weitere Kostenlose Bücher