BattleTech 05: Warrior 1 - En Garde
sie würde mit einer Söldnereinheit zusammen fliegen, etwa mit Richards Panzerbrigade?«
Ardan schüttelte den Kopf. »Als Held und Medienpersönlichkeit werden Sie die Aufmerksamkeit aller möglichen Beobachter auf sich lenken, Andrew. Auf der langen Fahrt an Bord des Linienraumschiffs wird man Ihre Kontakte zur verkleideten Melissa gar nicht bemerken, denn Sie werden, bildlich gesprochen, mit einer riesigen Zielscheibe auf der Brust herumlaufen. Melissa wird auf dem Schiff überhaupt keine Beachtung finden.«
Das sah Redburn ein. Johnson ließ sich seine Zufriedenheit anmerken. »Sehr gut, Lieutenant. Jetzt geht es mir besser. Sobald Melissa ihren falschen Namen ausgewählt hat und wir Gelegenheit hatten, den nötigen Hintergrund für ihre Tarnidentität aufzubauen, werden Sie weitere Instruktionen erhalten.«
Ardan und Redburn standen auf, aber bevor sie den Raum verlassen konnten, brachte Johnson noch eine Bemerkung an. »Ach, Lieutenant — sehen Sie sich vor. Misha Auburn ist zwar Melissas beste Freundin, aber sie ist trotzdem nicht eingeweiht. Sie hat sogar schon geraume Zeit mit Jeana zugebracht, ohne den Tausch zu bemerken. Aber trotzdem, sie hat sich hart darauf vorbereitet, den Platz ihres Vaters als Hofhistoriker einzunehmen. Die Auburns haben eine Nase für Verschwörungen. Seien Sie auf der Hut!«
Melissa blickte vom Computerschirm auf und sah hinüber zu Jeana. »Ich denke, ich habe es.«
»Was?« antwortete ihr die eigene Stimme aus Jeanas Kehle.
»Ich habe den Namen, unter dem ich reisen werde. Ich werde zu Joana Barker.«
Jeana runzelte die Stirn. Melissa fragte sich einen Moment lang, ob sie tatsächlich so aussah, wenn sie wütend oder verwirrt war. »Das hört sich bekannt an, Melissa, aber ich kann es nicht einordnen.«
Melissa lächelte triumphierend. »Ich habe es aus einem der Bücher, die ich gelesen habe. Erinnerst du dich an >Sweeney Todd«
Melissas Ebenbild schauderte. »Diese grausige Geschichte vom Teufelsbarbier der Fleet Street?«
Melissa nickte. »Sweeney Todds wahrer Name war Benjamin Barker, und seine Tochter hieß Joana. Niemand hat sie je Joana Barker genannt, aber das war ihr richtiger Name. Den werde ich benutzen.«
Jeana gähnte. »Wenn du schon einen Namen aus diesen uralten Schwarten wählen mußt, die du zu verschlingen scheinst, warum wählst du dann nichts Romantischeres? Warum wirst du nicht zu Irene Adler?«
Melissa rümpfte angewidert die Nase. »Eine Lestrade würde einen Namen aus Sherlock Holmes wählen, aber nicht ich. Nein, Joana Barker hat einen großen, gutaussehenden Mann geheiratet und lebte glücklich bis an ihr Ende, da bin ich mir sicher. Das ist die Art von Vorzeichen, das ich mir für meine Reise zu...« — Melissa wurde rot bei dem Gedanken — »... zu meinem Verlobten wünsche ... zu Hanse Davion, meinem Bräutigam.«
28
Nashira
Militärdistrikt Dieron, Draconis-Kombinat
15. April 3027
Die Hände ruhig hinter dem Rücken verschränkt beobachtete Yorinaga Kurita durch das große Fenster die erste Gruppe der Genyosha bei ihren Übungen. Die fünfundzwanzig Mann, aufgeteilt in Gruppen von fünf einschließlich dem Chu-i, der sie führte, bewegten sich in vollkommener Übereinstimmung. Absolute Synchronisation verwandelte jeden Mann in einen Finger einer Hand, und ihre Ausbildung würde alle fünf in eine Faust verwandeln.
»Sumimasen, Kurita Yorinaga-sama.« Sho-sa Tarukito Niiro blieb respektvoll in einiger Entfernung von seinem Meister stehen. Der Major, einer der ersten Stabsoffiziere, die Yorinaga mit der Aufnahme in die Genyosha geehrt hatte, verbeugte sich tief. Er richtete sich erst wieder auf, als Yorinaga ihm ein Nicken schenkte. »Vergebt mir, Tai-sa«, bat Tarukito, »aber der Taishi erbittet Eure Anwesenheit.« Taishi bedeutete »Botschafter« und war der Name, den die Stabsoffiziere dem örtlichen Verbindungsoffizier der Internen Sicherheitsagentur des Draconis-Kombinats gegeben hatten.
Yorinaga beugte den Kopf. Obwohl keinerlei Regung, kein noch so leises Aufflackern eines Gefühls über Yorinagas Gesicht huschte, wußte Tarukito Niiro, daß er alles verstanden hatte, was gesagt worden, und auch, was unausgesprochen geblieben war. Yorinaga erkennt an den Worten, in die ich meine Botschaft gekleidet habe, daß der Taishi die Anwesenheit des Tai-sa befohlen hat. Er muß wissen, daß ich eher Seppuku begehen würde, als eine derart scharfe Aufforderung zu überbringen . Tarukito gestattete sich die Hoffnung, daß Yorinaga bewußt
Weitere Kostenlose Bücher