BattleTech 07: Warrior 3 - Coupe
zu werden, der dafür den nötigen Mut und das notwendige Wissen hat.« Der Herzog beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf seine Knie. »Natürlich hast du meine Computersicherung geknackt — bei allen Göttern, du mußt brillant sein! Jetzt wird mein Volk jemanden haben, der es führen kann, wenn ich nicht mehr bin.«
Clovis lächelte. »Ich habe auch ein Volk, Vater.« Der Herzog hörte Clovis' Worte, aber er nahm sie mit einer eigenen Betonung wahr. »Vater«, wiederholte er, und lauschte dem Klang des Wortes. »Wie oft habe ich andere Männer beneidet, die Kinder haben? Da stand ich, ein Stratege ohnegleichen, ein politischer Führer, der in seinem Reich einem Gott gleichkommt, und doch hatte ich keinen Erben, keine Zukunft, auf die ich hätte hinarbeiten können. Ich betrachtete einen halb schwachsinnigen Bauern in einem Agrokombinat und sah ein halbes Dutzend kreischender Balgen, die ihn wie ein Rudel Straßenköter umschwärmten. Ich konnte dieses Schicksal nicht verstehen, wußte ich doch, daß Gott mich zu Großem auserwählt hatte.«
Lestrade lächelte seinen Sohn an. »Jetzt sehe ich den Sinn. Es überrascht mich nicht, daß auch du Gefolgsleute hast. Das ist nur natürlich. Ich kann es in dir lodern sehen, das Feuer der Lestrades. Du weißt deine Worte so zu wählen, daß man dir lauscht. Du kannst deine Zuhörer anspornen und ihre Aktionen dirigieren. Wie viele Gefolgsleute hast du? Was für eine Machtbasis?«
Clovis' dunkle Augen blickten durchdringend. »Es war eine kleine Gemeinschaft auf Lyons. Sie hieß Neue Freiheit und starb, als du den Kell Hounds den Befehl gabst, den Planeten zu verlassen.«
Der Herzog runzelte einen Augenblick lang die Stirn, als der Schmerz in Clovis' Stimme ihn verwirrte, aber seine Großmachtträume rissen ihn wieder fort. »Zu schade. Aber Hauptsache, du hast es überlebt.« Die Schreckensvorstellung, den Sohn zu verlieren, den er nie gekannt hatte, ließ ihn erschaudern. »Hast du einen Sohn? Bin ich Großvater?«
Clovis schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
Der Herzog lachte. »Aber du wirst einen haben, Clovis. Das wirst du. Ich werde eine Heirat arrangieren, die unsere Beziehungen mit dem Tamar-Pakt stärkt. Wenn dein Sohn den Thron besteigt, wird er ein Reich regieren, das ein Drittel des Lyranischen Commonwealth umfaßt.«
Clovis schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, Sie mißverstehen meine Anwesenheit hier. So wie Sie Ihren Vater umgebracht haben, werde ich Sie umbringen. Aber erst wollte ich Sie wissen lassen, wer ich bin, und daß Ihre verkommene Linie mit Ihrem Tod ein Ende findet.«
Die Freude auf Lestrades Zügen verwandelte sich in Zorn und dann in berechnende Trauer. Mit der Rechten griff der Herzog seine linke Hand und klappte sie an den Unterarm zurück. Am Handgelenk schnappte der Lauf einer Laserpistole vor und richtete sich auf Clovis.
Der Herzog schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht so dumm wie mein Vater. Ich bin nie unbewaffnet.«
Clovis lachte. »Wie ich bereits bemerkt habe, bin ich seit zwei Tagen in dieser Burg. Ich habe aus dem Computer von Ihrem kleinen Trick erfahren und die Batterie gestern nacht geleert, während Sie den Arm zum Schlafen abgenommen hatten.«
Lestrade stieß den Laser in Clovis Richtung, aber nichts geschah. Er erhob sich drohend aus seinem Sessel. »Das macht gar nichts! Du bist ein Nichts! Ich werde dich zermalmen!« Er trat einen Schritt auf den Zwerg zu, dann faßte er sich an die Brust. Der Herzog sank langsam auf die Knie, bevor er vornüber auf das Gesicht fiel.
Clovis trat zu ihm hin und genoß es, wie der Atem seines Vaters den kalten Marmorfußboden beschlug. »Ich bin ein Lestrade, Vater. Ich bin seit zwei Tagen hier, und Sie haben mich nicht gesehen. Ich hätte eine Woche, einen Monat oder ein Jahr hierbleiben können, wenn es nötig gewesen wäre.«
Clovis hob den Kopf des Herzogs gerade so weit an, daß der Mann die Anrichte sehen konnte. »Würde ich nur für mich handeln, oder für die Menschen, die Sie in Neue Freiheit ermorden ließen, hätte ich Sie sauber getötet. Aber bei Ihrem letzten Versuch, den Archon umzubringen, haben Sie die Geliebte meines besten Freundes auf Ihr Gewissen geladen. Sie haben Daniel Allard unbeschreiblichen Schmerz zugefügt — Schmerz, den er nicht verdient hat —, und aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, Sie zu zerbrechen. Heute abend haben Sie mich nur deshalb gesehen, Vater, weil Sie Anstalten machten, von dem Brandy zu trinken, den ich am ersten Tag meiner
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