BattleTech 07: Warrior 3 - Coupe
sich selbst zu retten, ob sie es will oder nicht.«
EPILOG
Sian
Kommunalität Sian, Konföderation Capella (Souveränität Sian)
15. Dezember 3029
Ein Ausdruck der Verzweiflung huschte über Romano Liaos Gesicht, als sie den Thronsaal betrat und ihren Vater auf den Schirm des Holovidspielers starren sah, den er neben dem Thron hatte aufbauen lassen. Der dunkle Widerschein des Bildes grub tiefe Falten in das abgehärmte Gesicht ihres Vaters und warf bronzefarbenes Licht auf sein weiß gewordenes Haar. Seine Hände umklammerten die Armstützen des Thrones mit der wilden Verzweiflung eines Ertrinkenden, der sich an ein Floß klammert. Romano wußte, daß Maximilian Liao im Begriff war, den Kampf mit dem gähnenden Abgrund des Wahnsinns zu verlieren.
Schnell trat sie an die Seite ihres Vaters, um ihn dem elektronischen Buhlgeist zu entziehen, der ihm die letzte Kraft raubte, aber sie beging den Fehler, selbst einen Blick auf den Schirm zu werfen, bevor sie die Maschine abzustellen versuchte. Das Bild zog auch sie in ihren Bann.
In der blauen Uniform der Davion Heavy Guards saß Hanse Davion hinter seinem Schreibtisch und lächelte seine Zuschauer an. Das Lächeln schien echt, ohne die Hinterlist des Fuchses in den blauen Augen. »Und deshalb möchte ich dir noch einmal dafür danken, Maximilian, wie fürsorglich du dich um meinen guten Freund Justin Xiang Allard gekümmert hast. Ich möchte dir ganz besonders dafür danken, daß du ihn zu meiner Hochzeit mitgebracht hast. Damit hast du mir eine große Freude bereitet. Für den Fall, daß du es nicht wußtest, im Innern seines linken Armes ist eine Laserwaffe versteckt. Er setzte sie auf der Insel ein, um den Attentäter zu erschießen, den deine Tochter Romano auf seinen Vater angesetzt hatte. Und welch ein Glück, denn sonst wärt Ihr unter Interdikt gestellt worden. Und der Himmel allein weiß, was das für den Krieg bedeutet hätte.«
Romano durchfuhr es wie ein elektrischer Schlag. Unwillkürlich fuhr ihre Hand an die rechte Wange, als sie sich an die Ohrfeige erinnerte, die Justin Xiang ihr für den Mordversuch an seinem Vater versetzt hatte. Ich hätte schon damals erkennen müssen, daß er ein Verräter war! Candace muß es von Anfang an gewußt haben. Sie hat ihn als Boten benutzt, um sich mit Hanse Davion zu arrangieren. Der St. Ives-Pakt — lächerlich!
Sie versteifte sich. Ihr Vater stöhnte leise auf. Auf dem Holovid blickte Hanse Davion hinter dem Schreibtisch auf, als ein zweiter Mann ins Bild trat. »Habe ich meine Sache gut gemacht, mein Prinz?« Der echte Hanse Davion nickte freundlich und half seinem Doppelgänger aus dem Bild. Als er in die Kamera blickte, war von dieser Freundlichkeit jedoch nichts mehr zu sehen.
»Du hast dich doch sicher schon die ganze Zeit gefragt, warum ich dich angegriffen habe, nicht wahr? Er war der Grund. Nicht, weil du versucht hast, mich durch ihn zu ersetzen. Nein, das war ein ausgezeichneter Schachzug, und beinahe hätte er sogar funktioniert. Dafür entbiete ich dir meinen Respekt.«
Die Augen des Prinzen funkelten wie ein arktischer Schneesturm. »Ich habe dich angegriffen, weil du bei einem Anschlag auf mich gewagt hast, ihn zu vernichten. Du hast ihm sein Gesicht geraubt, seine Erinnerungen, sein Leben. Wenn du das tun konntest, wenn du einem Menschen alles nehmen konntest, was ihn zu einem Individuum macht — für das Wohl des Staates —, gibt es nichts, was du in deinem kranken Hirn nicht rechtfertigen könntest. Aus diesem Grund mußte ich dich zerschmettern, und genau das habe ich getan.«
Hanse blickte seinem Doppelgänger hinterher aus dem Bild. »Wir werden versuchen, wieder einen ganzen Menschen aus ihm zu machen. Für die Leute, die wir befreit haben, werden wir dasselbe tun. Aber für dich und deine Träume, Erster Lord eines neuen Sternenbunds zu werden, gibt es keine Heilung. Adieu.«
Beim ersten erbärmlichen Schluchzen ihres Vaters brandete Zorn durch Romano. Sie trat aus und ließ das Bild des Holovidschirms in einem großen Lichtblitz explodieren. Die Disc, die Justin zurückgelassen hatte, schoß aus der Maschine und rollte in die Schatten an der Wand. Sie wirbelte herum und hob die Hand, um mit einem Schlag dem Schluchzen ihres Vaters ein Ende zu machen, aber in seiner Hilflosigkeit rührte er selbst ihr Herz.
Ihre Hand fiel herab. Sie stieg die Stufen zum Thron hinauf und nahm ihren Vater am Arm. Sie führte ihn hinunter und klatschte zweimal in die Hände. Tsen Shang trat herein.
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