BattleTech 08: Woelfe an der Grenze
schiefgegangen.
»Verraten!« Der Sturm brach los. »Die rückgratlosen Söldner sind geflohen!«
Samsonow begann über die Dragoner zu fluchen, aber Akuma hörte nicht hin. Er drehte den Schirm zu sich herum und las den Text. Ein Rückzug der Söldner war das letzte, was er erwartet hatte. Verflucht! Es war schwierig, darüber nachzudenken, was all das zu bedeuten hatte, wenn dieser fette alte Narr so herumtobte. Der Mann hatte wirklich kaum Selbstkontrolle, dachte Akuma, ähnlich wie er selbst noch vor ein paar Jahren. Zumindest zeigte Samsonow nicht mit dem Finger auf ihn. Er würde den Kriegsherrn beruhigen müssen, bevor sie sich mit dieser Katastrophe eingehender befassen konnten.
Eine Stunde später saß Samsonow mit gefalteten Händen vor ihm am Schreibtisch. Seine Wut hatte sich für den Augenblick gelegt, schwelte jedoch noch unter der Oberfläche. »Wolfs Dragoner haben mich in Verlegenheit gebracht und beleidigt«, sagte er. »Ich will sie vernichtet sehen.«
Akuma distanzierte sich innerlich vom kalt formulierten Beschluß des Kriegsherrn. Er wollte ebenfalls die Vernichtung der Dragoner, aber für ihn war das nichts Persönliches. Ihre Vernichtung war ein Mittel, Tetsuhara weh zu tun, und mußte sorgfältig geplant werden. Sie war ein Prozeß, der Schritt für Schritt vonstatten gehen mußte. Tausend winzige Einzelheiten, die sich zusammenfügen mußten, bis es kein Entrinnen mehr gab. Kleinigkeiten mochten schiefgehen, aber das große Ganze mußte gehegt und gepflegt werden, bis der Prozeß nicht mehr zu stoppen war. Überstürzte Aktionen, die in einem Anfall von Wut unternommen wurden, würden mit größerer Wahrscheinlichkeit fehlschlagen und den Gesamtplan gefährden. Derartige Aktionen konnten für den Vernichter ebenso gefährlich sein wie für sein Ziel. Wenn Samsonow irgend etwas Idiotisches unternahm, konnten sie beide dabei auf der Strecke bleiben. Akuma hatte nicht die Absicht, sich selbst den Bauch aufzuschlitzen. Er versuchte Samsonow zur Vorsicht zu bewegen. »Ist das klug ohne die Erlaubnis des Koordinators?«
»Nein. Nein, das ist es nicht.«
Ein seltenes Lächeln des Vergnügens zerfurchte Samsonows Gesicht. Akuma hoffte, daß es ein Zeichen für das Heraufdämmern eines brillanten Plans war und nicht einfach die Vorfreude auf ein Blutbad. »Wir müssen nur raffiniert genug vorgehen.« Er lachte schrill. »Rufen Sie den Präzentor zurück.«
Obwohl Akuma befürchtete, daß er die Kontrolle über den Kriegsherrn verloren hatte, hatte er keine andere Wahl, als zu tun, wie ihm geheißen.
27
Königlicher Palast, Avalon City, New Avalon
Mark Crucis, Vereinigte Sonnen
15. November 3026
Quintus Allard passierte die Wachen am Eingang des Privatflügels des Palastes, wobei er ihnen nicht mehr als einen freundlichen Gruß gönnte. Der alte Mann und der abgetragene, etwas zu große Geschäftsanzug, den er gewohnheitsmäßig trug, waren der Königlichen Garde wohlbekannt, die Prinz Hanse in seinem Palast in Avalon City diente. Die Wachen sorgten dafür, daß der Prinz über das Eintreffen seines Ministers für Geheime Untersuchungen und Operationen informiert wurde.
Als sich die schwere Tür zum privaten Audienzzimmer öffnete, begrüßte Hanse Davion seinen Besucher mit einem Willkommenslächeln. »Eine Sonderlieferung, Quintus? Keine schlechten Nachrichten, hoffe ich.«
»Ich bin nicht sicher, ob es überhaupt Neuigkeiten sind, mein Prinz.« Allard zog eine grüngoldene Holokassette aus der Tasche und hielt sie hoch.
Hanse war verdutzt. Wenn Quintus Allard nicht sicher war, mußten die Umstände in der Tat verwirrend sein.
»Nicht, daß die Umstände verwirrend wären«, fuhr Allard fort, als hätte er die Gedanken des Prinzen gelesen. »Mich verwirrt das Motiv, das deinen innig geliebten Schwager dazu bringt, diese Botschaft zu schicken. Ich frage mich, was er damit zu gewinnen hofft.«
»Nun, jetzt hast du mich neugierig gemacht. Schauen wir uns die Botschaft an.«
Allard nickte und steckte die Kassette in das Abspielgerät. Das Licht verdunkelte sich, als der Bildschirm zum Leben erwachte. Das erste Bild war das von Michael Hasek-Davions persönlichem Wappen, ein goldener Löwe auf grünem Grund. Das Kunstwerk ging dann in ein Bild Michaels über, der hinter seinem Schreibtisch saß. Der HoloTech hatte den Übergang sehr sorgfältig angelegt, so daß Michaels grüne Augen exakt dort auftauchten, wo vorher die Augen des Löwen gewesen waren. Der Einfall, Michael mit dem edlen Tier
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