BattleTech 08: Woelfe an der Grenze
verantwortlich sein. Er konnte nicht zulassen, daß die Dragoner zu einem ungerechtfertigten Akt der Rebellion gedrängt wurden.
»Also gut, Freund Jaime. Ich werde es versuchen.«
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Villa Hoshon, Cerant, An Ting
Militärdistrikt Galedon, Draconis-Kombinat
1. Dezember 3026
Michi öffnete die Tür zu Minobus Arbeitszimmer in der Erwartung, seinen Mentor bei der Arbeit anzutreffen, aber der Raum war verlassen. In einer Ecke lagen die Scherben mehrerer zerdepperter Vasen, deren fein geschwungene Formen nun für immer zerstört waren. Neugierig betrat er das Zimmer. In der Nähe der Arbeitsstelle fand er Blutspuren.
Michi befürchtete das Schlimmste. Er riß die Schiebetür nach draußen auf und rannte auf die Veranda der Villa Hoshon. Der Garten war leer und auch ruhig, seine Harmonie im Dämmerlicht ungestört.
Wenn Minobu etwas zugestoßen war, würde er hier sicherlich eine Störung spüren können, dachte Michi. Er versuchte seine inneren Sinne zu konzentrieren, wie Minobu es ihn gelehrt hatte. Ja, etwas hatte den Fluß der Energie über dem alten Bauwerk gestört. Es befand sich hoch oben, über dem Niveau der Mauern.
Michi schaute zum Eckturm hinauf. Minobu stand im zweiten Stock und wurde vom Glanz der untergehenden Sonne eingehüllt. Sein Kimono flatterte in einer leichten Brise, und diese Bewegung stand ebenso in Kontrast zu Minobus Regungslosigkeit wie die helle Farbe des Kimonos zu seiner schwarzen Haut.
Michi atmete erleichtert auf. Minobu war heil und unversehrt.
Er rannte zum Turm hinüber und stieg die Innentreppe hinauf, wobei ihm die Laserpistole rhythmisch gegen das Bein schlug. Im zweiten Stock brannte ein Feuer in einer Kohlenpfanne. Von verkohlten Papierfetzen stieg Rauch zur Decke hinauf und suchte nach einem Abzug. Michi trat auf die Brüstung. Er holte tief Luft, dann ergriff er das Wort. »Ich habe Blut in Ihrem Arbeitszimmer gefunden. Haben Sie sich verletzt?«
Minobu sah Michi nicht an. Er hob die rechte Hand, während er weiterhin hinaus auf Cerant starrte. Ein weißes Tuch war um die Handfläche gewickelt. »Es ist nichts von Bedeutung.«
Vielleicht war der Schnitt nicht von Bedeutung, aber etwas anderes gewiß. »Sie sind aufgewühlt. Das spüre ich.«
»Ja.«
Michi wartete auf mehr, aber Minobu wollte offenbar nicht mehr sagen.
»Was macht Ihnen zu schaffen, Sensei?« versuchte Michi es weiter. »Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
»Was mir zu schaffen macht, ist die Nachricht, daß die Ryuken verstärkt werden sollen«, sagte Minobu, wobei er sich schließlich seinem Adjutanten zuwandte. »Jede Kompanie soll den Kader für eine neue Einheit bilden. Diese Einheiten sind alle dazu ermächtigt, sich bis auf Regimentsstärke auszudehnen. Es hat den Anschein, als sei das Experiment trotz der Erfahrung auf Barlow's End ein Erfolg.«
»Das ist eine gute Nachricht.« Michi begriff nicht. Der Erfolg von Minobus Ausbildungsprogramm und die Anerkennung des Ryuken-Konzepts hätte ihn in eine freudige Stimmung versetzen müssen, nicht in eine derart düstere Laune. Satohs Torheit wurde ignoriert und das Genie seines Senseisim Rang erhoben. Warum war er so aus der Fassung? Da stimmte doch etwas nicht.
»Was macht Ihnen also zu schaffen?«
Minobu fuhr in monotonem Tonfall fort, als sei er nicht unterbrochen worden. »Die Ryuken werden nach An Ting, Capra, Misery, Thestria, Delacruz und Marlowe's Rift verlegt. Sagt Ihnen das irgend etwas?«
Michi dachte darüber nach. Er wußte von keiner Gemeinsamkeit zwischen diesen sechs Systemen, abgesehen von ihrer Nähe zu den Vereinigten Sonnen und ihrer Zugehörigkeit zum Militärdistrikt Galedon. Das war zu einfach und offensichtlich. Minobu hatte die ganze Woche über Boten der Dragoner empfangen. Vielleicht war das die Gemeinsamkeit. »Die ersten vier sind Planeten, auf denen die Dragoner präsent sind. Zwischen diesen und den anderen beiden sehe ich keine Gemeinsamkeit.«
»Alle sechs sind jetzt Garnisonssysteme für Wolfs Dragoner. Alpha ist nach Delacruz abkommandiert worden, während Beta nach Marlowe's Rift verlegt wird. In der Nähe dieser Systeme sind erhöhte Davionaktivitäten >ausgemacht< worden.«
Jetzt ergaben die Verlegungen für Michi einen Sinn. Jede Ryukeneinheit teilte sich mit einer Dragonereinheit eine Garnison. Das war gut. Die Ryuken würden die Dragoner ergänzen und von ihnen lernen.
Das Rätsel um Minobus Melancholie blieb jedoch weiter ungelöst. Michi begann die Antwort zu ahnen. Sechs Regimenter würden unter dem
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