BattleTech 08: Woelfe an der Grenze
hat er sich als Verräter und als unfähig und völlig ungeeignet erwiesen, den Distrikt Benjamin zu befehligen.« Der Kriegsherr unterschlug wohlweislich, daß er Yorioshi durch die permanente Unterminierung seiner Befehlsgewalt zu der Aktion angestachelt und sie durch seine eigenen Unternehmungen und Unterlassungen in Gefahr gebracht hatte.
In dem Versuch, die Aufmerksamkeit von sich abzulenken, wandte sich Samsonow an Shotugama. »Wir müssen uns mit der Zukunft beschäftigen. Alle Einheiten im Distrikt Galedon haben höchstens noch fünfundsiebzig Prozent ihrer Sollstärke. Hat Yorioshis Nachfolger das im Griff?«
Shotugama ließ sich mit seiner Antwort etwas Zeit, was Wassili Tscherenkow, dem Kriegsherrn von Dieron, die Möglichkeit zur Einmischung gab. »Ich fürchte, unser neuer Genösse ist durch die Gesellschaft, in der er verkehrte, zaghaft geworden. Vielleicht muß er eine seiner Nonnen um Rat fragen?«
Takashi war von Tscherenkows Anspielung auf Shotugamas Jugend in einer klösterlichen Umgebung überrascht. Mit seinen persönlichen Angewohnheiten und unhöflichen Kommentaren war der fette Tscherenkow ändern gegenüber oft beleidigend, aber er unterzog sich nur selten der Mühe, seine schlecht verhohlenen Anschuldigungen durch Recherchen zu unterstützen. Dieses Mal mußte er — oder, was wahrscheinlicher war, einer seiner Lakaien — in Shotugamas Vergangenheit gestochert haben. Die offene Feindseligkeit in der Stimme des Kriegsherrn von Dieron zeigte, daß er eine tiefe Abneigung gegenüber seinem neuen Kameraden entwickelt hatte. Dies würde berücksichtigt werden müssen, insbesondere dann, wenn das Gefühl erwidert wurde. Der Distrikt Benjamin lag zwischen Tscherenkows Distrikt Dieron und dem Rest des Kombinats. Jenseits von Dieron lag Terra, und jenseits von Terra waren die unsteten Verbündeten des Kombinats beheimatet. Interne Zwistigkeiten konnten zu einer Unterbrechung der Verbindungslinien führen, was katastrophale Folgen haben würde.
»Es sind bereits alle erforderlichen Konsultationen erfolgt, General Tscherenkow«, erwiderte Shotugama. »Obwohl sich meine Reputation nicht mit Ihrer messen kann, verstehe ich doch etwas von meiner Arbeit.« Die Haltung des kleinen Mannes war rein äußerlich gelassen, aber er zeigte Charakter, indem er Tscherenkows Angriff begegnete, ohne grob zu werden. Er unterdrückte seine Wut zugunsten seiner höheren Verpflichtung dem Kombinat gegenüber. Shotugama war eine gute Wahl gewesen, bestätigte sich Takashi. Das Gleichgewicht hatte weiterhin Bestand.
»Bis März werden wir die Ausrüstungs- und Pilotenverluste der Galtor-Einheiten aufgefangen haben«, fuhr Shotugama fort. »Ihre gegenwärtige Stärke ist unterschiedlich, liegt aber durchschnittlich bei etwa achtundsechzig Prozent der Sollstärke. Äußerst bedenklich sind die Defizite bei der Kampfmoral. Die Schmach des ehemaligen Kriegsherrn Yorioshi hat im gesamten Distrikt ernstzunehmende Folgen gehabt.«
»Der Hund hat nicht das bekommen, was er verdient hätte«, grollte Samsonow.
»Das reicht!« befahl Takashi. Es ging nicht an, daß seine Handlungen als Koordinator in Frage gestellt wurden, selbst hier nicht. »Unsere Verluste auf Galtor haben unsere Grenze zu den Vereinigten Sonnen geschwächt. Aber Haus Davion hat seinen Preis für den militärischen Erfolg bezahlt und ist jetzt ebenfalls geschwächt. Wir werden ihm keine Ruhe gönnen. Wir mögen zwar nicht in der Lage sein, eine größere Offensive zu starten, ohne gleichzeitig unsere Sicherheit zu gefährden, aber wir können Davion weiter unter Druck setzen.
Ich gebe daher den Befehl, das Fünfte Schwertregiment nach Dieron zu verlegen. Es soll entlang des gesamten Korridors, den Davion nach Terra aufrecht erhält, versuchsweise Angriffe ausführen. Wenn es eine Schwachstelle findet, muß sie ausgenutzt werden.
Unsere Freunde von der Konföderation Capella und der Liga Freier Welten werden aufgefordert, ähnliche Vorstöße zu unternehmen. Wenn wir die Verbindung zwischen Davion und Steiner unterbrechen, wird das die Gefahr einer Allianz zwischen den beiden neutralisieren.«
»Kann man von diesen Staaten vernünftigerweise erwarten, daß sie für unsere unmittelbaren Feinde eine ernsthafte Bedrohung darstellen?« fragte Kester Hsiun Chi. Der Kriegsherr des Distrikts Pesht verfolgte immer die Ereignisse außerhalb seines eigenen Distrikts. War der alte Mann in der Ruhe von Pesht fehl am Platze, fragte sich Takashi. Wäre er in einem
Weitere Kostenlose Bücher