BattleTech 08: Woelfe an der Grenze
durchsetzen würde.
Wolf blieb während der ganzen Geschichte ausdruckslos. Die höheren Offiziere waren ebenfalls bemerkenswert ruhig, aber einige der rangniedrigeren Offiziere schoben Papiere hin und her und sahen so aus, als fühlten sie sich ganz unbehaglich. Minobu spürte die Spannung, die von der Dragonerseite des Tisches ausging, aber der Kriegsherr und seine Leute schienen dafür unempfänglich zu sein. Als der Adjutant schließlich fertig war, stand Samsonow auf und nützte seine Größe aus, um hoch über den sitzenden Dragonern aufzuragen.
»Wie Sie gesehen und gehört haben, Colonel Wolf, haben Ihre Offiziere die ordnungsgemäße Befehlskette fortwährend unterlaufen. In einigen Fällen sind sie sogar so weit gegangen, sich selbst verantwortliche Kommandogewalt anzumaßen.« Während er sprach, marschierte der Kriegsherr theatralisch gestikulierend im Raum auf und ab. »Der schlimmste Übeltäter ist diese Korscht gewesen. Wie Sie einer Frau so viel Verantwortung über ihre Stellung hinaus einräumen konnten, ist mir völlig schleierhaft.«
Als Wolf nicht reagierte, schien der General dies als Zustimmung zu werten. Minobu fragte sich, wie der Mann so blind sein konnte, aber Samsonow steuerte weiter auf den Punkt zu, auf den er hinauswollte. »Ich bin hier, um Ihnen zu gestatten, Ihre Einheiten direkt meinem Befehl zu unterstellen, und zwar ab sofort.«
»Kriegsherr Samsonow, das steht in direktem Widerspruch zum Vertrag«, unterbrach Minobu.
Ungehalten über die Störung schaute Samsonow auf. Als er den Urheber sah, spannten sich seine Kiefermuskeln, wodurch sein Gesicht einen bösartigen Ausdruck bekam. Minobu spürte eine jähe Woge des Hasses. Wäre der Mann ein K/-Meister gewesen, hätte er sich vor der Stärke seines Gefühls in acht nehmen müssen. »Chw-sflTetsuhara hat recht«, sagte Wolf. Seine Stimme war ruhig, aber sie lenkte Samsonows Aufmerksamkeit von Minobu ab und zurück auf Wolf.
Samsonows Gesicht verzerrte sich. Von Leuten, die er als seine Untergebenen betrachtete, war er keinen Widerspruch gewohnt. Er knallte die Papiere in seiner Hand mit aller Gewalt auf den Tisch. »Ich wollte, daß die Besprechung freundschaftlich verläuft. Die Beweise sind eindeutig. Ihre Feindseligkeit und Ihr Widerstand sind unwichtig. Der Koordinator wird es einfach anordnen, wenn ich ihn darum bitte.«
»Dann bitten Sie ihn«, sagte Wolf.
Das war eine Herausforderung.
»Wenn Sie keine Unterredung wünschen«, fuhr Wolf fort, »haben Sie gewiß nichts dagegen, wenn wir unsere eigenen Beweismittel schicken.«
»Schicken Sie, was Sie wollen«, erwiderte Samsonow auf diese Kampfansage. Aufgeblasen fügte er hinzu: »Ich bin ein Kriegsherr des Draconis-Kombinats und habe die Gunst Fürst Kuritas. Sie sind ein heimatloser Mietling. Meine Stellung ist nicht zu widerlegen.«
Wolf stand auf. Über den Tisch hinweg blickte er Samsonow in die Augen. »Ich werde das Kommando behalten.«
»Das werden Sie nicht!«
Wolfs Blick war durchdringend. »Darauf würde ich an Ihrer Stelle nicht wetten!«
ZWISCHENSPIEL
Einheitspalast, Imperial City, Luthien Militärdistrikt Pesht, Draconis-Kombinat
16. Dezember 3025
Takashi Kurita betrat den Irrgarten der Korridore, aus denen das unterste Stockwerk des Einheitspalastes bestand. Da der richtige Weg in seinem Gedächtnis eingegraben war, nahm er jede Abzweigung ohne zu zögern. Als der Korridor schließlich endete, wurde er im rechten Winkel von einem anderen Korridor gekreuzt. Ohne stehen zu bleiben, ging Takashi geradeaus weiter und durch die gegenüberliegende Wand hindurch.
Diese Wand war ein Hologramm. Direkt hinter der Projektion befand sich eine Treppe mit unregelmäßigen Stufen, die Takashi mit einer aus Gewohnheit geborenen Leichtigkeit nahm. Jeder, der mit diesem Weg nicht vertraut war, konnte sehr schnell das Gleichgewicht verlieren und die Stufen hinunterfallen, an deren Ende zwei der treuesten Otomo des Koordinators den Eingang zur Schwarzen Kammer bewachten.
Von allen Plätzen innerhalb der Grenzen des Draconis-Kombinats, war keiner so sicher wie dieser Raum. Seine Existenz innerhalb des Palastes war kaum ein Geheimnis, da jeder Nachfolgerfürst seine oder ihre Version davon besaß. Der exakte Standort war jedoch nur den höchsten Führern des Kombinats und ausgewählten Mitgliedern der Palastwache bekannt.
Der Zugang zur Schwarzen Kammer wurde strengstens kontrolliert. Das Stockwerk, auf dem sich der Eingang befand, konnte nur über einen Aufzug betreten
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