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BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen

BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen

Titel: BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charette
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den Kopf und folgte ihm. Aus Erfahrung wußte er, daß sein Begleiter irgendwie spürte, wenn keine Zuschauer da waren, die ihn beobachten konnten.
    Sie gingen auf ein dunkles Gebäude zu und marschierten dann an seiner Mauer entlang, bis der Gerüstete stehen blieb und in Richtung einer Tür nickte, was Dechans Zählung bestätigte: Das war die Tür, zu der sie wollten.
    Dechan nickte ebenfalls und trat vor, um an die primitive Holztür zu klopfen. Einen Augenblick später hörte er ein leises Rascheln von der anderen Seite. Dann öffnete sich knarrend die Tür, in der eine Frau im Nachtgewand stand. Ihr Kopf war in der traditionellen Art der Buddhisten kahlgeschoren.
    »Jokan Tomiko Tetsuhara?« fragte Dechan.
    Sie musterte ihn von oben bis unten. Dechan war sich seines schmuddeligen Äußeren völlig bewußt. Er stand stramm, als würde er von einem Tai-sa inspiziert, und wünschte, er könne die ausgefransten dunklen Stellen verbergen, wo einst die stolzen Insignien von Wolfs Dragonern geprangt hatten. Die Frau runzelte nur kurz die Stirn, als sie ihn aus dem Blick ihrer strahlenden Augen entließ und den Mann neben ihm einer Betrachtung unterzog.
    Wenn ich ihren Anforderungen schon nicht genüge, dachte Dechan, wie soll er es dann schaffen ? Dechan stellte eine eigene Betrachtung des Mannes an, der schweigend neben ihm stand. Seine Körperhaltung war entspannt und ließ kaum etwas von dem Gewicht des Metallkastens erahnen, den er in der linken Hand trug. Ein Vollhelm verbarg seine Gesichtszüge. Die starren Platten seiner Rüstung, die vom langen Gebrauch abgenutzt und zernarbt war, sowie klobige Schultergurte und Armschützer entstellten die Umrisse seines Körpers. Die massige, links geschulterte Waffe ließ das gehalfterte Pistolenpaar — und im übrigen auch Dechans eigene Pistole — wie die Waffen von Kindern erscheinen. Nein, dem würde ich meine Tür nicht mitten in der Nacht öffnen, schloß Dechan.
    »Ich bin Anshin«, sagte die Nonne mit einer anmutigen Verbeugung, als stünde sie vor einem Vorgesetzten. »Ich bin nicht mehr Tomiko Tetsuhara. Mein Herr Minobu ist zu seinen Vorfahren gegangen.«
    Sie stand erwartungsvoll da. Dechan wußte, daß sie auf eine Vorstellung ihrerseits wartete. Das, so beschloß er, würde er seinem Begleiter überlassen. Diese Reise war keine gute Idee gewesen, und er hatte auch von Anfang an seinen Standpunkt klar gemacht, aber es war ihm nicht gelungen, seinen Gefährten davon abzubringen.
    Der Gerüstete stand unter dem Blick der Nonne schweigend da.
»Ich kenne Sie«, sagte sie. »Sie sind ...«
»Ich bin auch nicht mehr der, der ich einmal war«, fiel ihr der Gerüstete ins Wort. Der Außenlautsprecher des Helms ließ seine Stimme schroff, fast guttural klingen. »Ich bringe ein Geschenk.«
Die Kühleinheit auf dem Kasten in seiner Hand surrte leise. Mit der freien Hand öffnete er den Riegel an der Vorderseite. Blaßgrünes Licht strömte aus dem Kasten, als sich der Deckel öffnete. In ihm befand sich, gespenstisch anzusehen in dem grünen Licht, ein abgetrennter Kopf, dessen Gesichtszüge zu einem Ausdruck tiefer Überraschung erstarrt waren.
»Das ist der Kopf von Grieg Samsonow, einem derjenigen, die Ihren Mann damals in seine ausweglose Lage gebracht haben«, erklärte der Gerüstete. »Es war meine Pflicht, ihn in meinen Besitz zu bringen.«
»Ich will ihn nicht!« Die Nonne wich in die Dunkelheit ihrer Zelle zurück. Ihre Gelassenheit war dahin, ihre Stimme zitterte. »Schicken Sie ihn seinem Vater. Der alte Mann wird diese Geste zu schätzen wissen.«
Der Gerüstete kniete nieder, um den Kasten wieder zu schließen. Als das grüne Licht verschwunden war, kehrte ein Anflug der früheren Gelassenheit in die Stimme der Nonne zurück.
»Ich habe hier meinen Frieden gesucht und ihn bis zu einem gewissen Grad auch gefunden. Bitte stören Sie ihn nicht weiter.«
»Wie Sie wünschen.«
Dechans Begleiter verbeugte sich unbeholfen. Dechan verbeugte sich ebenfalls, aber seine Unbeholfenheit entsprang der Situation und der fehlenden Übung und nicht der Rüstung, die seinen Gefährten behinderte. Die beiden Männer gingen langsam über den Hof. Dechan hörte, wie die Tür zur Zelle der Nonne leise geschlossen wurde. Die hölzerne Barriere trug nur wenig dazu bei, ihr Schluchzen zu dämpfen.

38
    Friedenspark, Newbury, Dieron
Militärdistrikt Dieron, Draconis-Kombinat
     
    30. September 3030
    Theodore beobachtete, wie die Frau im grauen Umhang in die Sackgasse einbog, an

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