BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
steckt noch mehr dahinter. Sie haben Waterlys Nachfolgerin als Präzentor von Dieron, Sharilar Mori, als Boten geschickt. Ein Mitglied des Ersten Bereichs ist ein zu hoher Funktionär, um lediglich Kurier zu spielen.«
Constance runzelte beim Namen des Boten die Augenbrauen. Das ließ die Situation in einem ganz anderen Licht erscheinen. Theodore hatte sicherlich recht mit seiner Einschätzung, daß ComStar ein ernsthaftes Interesse an den gegenwärtigen Vorgängen hatte. Die neue ComStar-Führung schien für ihre Organisation eine größere, aktivere Rolle zu wünschen. Man durfte sie nicht mehr aus den Augen lassen.
»ComStar scheint aus dem Hintergrund hervorzutreten«, kommentierte sie.
»Das macht kaum einen Unterschied. ComStar ist schwach, schwächer als sie uns glauben machen wollen. Ihr Interdikt hat die Davion-Kriegshetzer nicht gebremst. Die Vereinigten Sonnen und ihre Steiner-Lakaien haben ihren Eroberungskrieg fortgesetzt.«
»Die Allianz hatte den ›Pony Express‹.«
»Eine derartige Kette von Sprungschiffen ist sehr teuer und kann auch nur wenige Planeten erreichen. Die Kette allein hätte nicht für das Kommunikationsnetz ausgereicht, das für eine so weitreichende militärische Operation erforderlich war. Ihnen müssen noch andere Kommunikationsmethoden zur Verfügung gestanden haben.«
»Meinst du die Kästen, die dein Kowalski untersucht hat?«
»Kowalski-san ist sicher, daß es sich dabei um Kommunikationsgeräte handelt.«
Theodore schaute in den wolkenlosen Himmel. »Wir müssen das Geheimnis dieser Kästen enträtseln und sie kopieren. Ich möchte, daß du einige Ordenstechniker für diese Aufgabe abstellst.«
»Das wird ComStar nicht gefallen. Es bedroht ihr Monopol.«
»Das ist bereits durch das Schwinden ihres philosophischen Einflusses bedroht. Stellung und Prestige des Ordens werden in den Vereinigten Sonnen immer schwächer. Wenn man das bedenkt, wird ComStar eine unter der Sonne und dem Schwert Davions geeinte Innere Sphäre viel weniger gefallen als die Tatsache, daß das Kombinat Zugang zu einer begrenzten interstellaren Kommunikationsmöglichkeit hat. Wir brauchen diese Technologie und noch mehr, wenn das Kombinat den Sturm überstehen soll, der da kommen wird.«
»Du kannst dich auf die Unterstützung des Ordens der Fünf Säulen verlassen. Das Draconis-Kombinat muß stark bleiben.«
Theodores dunkle Augenbrauen wölbten sich über plötzlich geweiteten Augen. »Bei jedem anderen würde ich das als einen Ansporn verstehen, den Koordinator zu stürzen.«
Durch sein Wahrnehmungsvermögen erschreckt, bemühte sich Constance, zu beschwichtigen. Sie lachte leichthin. »Bei einem anderen vielleicht. Aber ich bin die Wahrerin der Ehre des Hauses, und das spirituelle Wohlergehen Kuritas ist meinen Händen anvertraut. Trotz Takashi-samas jüngster ... äh ... Exzesse dürfen wir den Clan nicht entzweien. Zum jetzigen Zeitpunkt würde ein Bürgerkrieg das Kombinat zerstören.«
»Das würde er in der Tat. Aber du hast nicht bestritten, daß der Koordinator abgelöst werden sollte.«
Constance war verblüfft. Mit den Jahren hatte sie gelernt, die verborgenen Anspielungen wahrzunehmen, mit denen die höfische Sprache unterlegt war. Im Chaos des Krieges mußte Theodore eine Offenbarung gehabt haben. Das war nicht der junge Mann, der vor seinem Vater zu toben begonnen hatte. Theodore war tatsächlich in mehr als nur in körperlicher Hinsicht gewachsen.
»Du hast viel dafür getan, den Körper des Drachen zu retten«, sagte sie, weiterhin auf die höfische Sprache bauend. »Jetzt mußt du darum kämpfen, sein Herz zu retten.«
»So ka«, erwiderte Theodore und nickte. »Und sollte es meine Seele kosten, genau das habe ich vor.«
37
Izumi Shoin, Shandabbar, Awano
Militärdistrikt Benjamin, Draconis-Kombinat
11. Januar 3030
Mondlicht überflutete den Hof des Klosters mit kalter Helligkeit. Rauhreif funkelte auf dem metallenen Dachschmuck und auf den goldenen Verzierungen der großen Bogengänge. Im Zentrum des Hofes hing die große Tempelglocke, umgeben von Schwaden glitzernder Eiskristalle, einsam und imposant auf ihrer Tribüne.
Überrascht stieß Dechan Fräser den Atem aus, der zu einer weißlichen Dunstwolke kondensierte, als er und sein Begleiter den ungeschützten Hof betraten. Stundenlang waren sie durch die Stadt und die Trabantenstädte der Umgebung geschlichen, und jetzt trat der Mann in der Rüstung einfach ins Freie, als gehöre ihm das Kloster. Dechan schüttelte verwundert
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