BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
einen mystischen Davionangriff, während er ›bedeutende Angriffe‹ startet, die wenig mehr sind als Überfälle. Shotugama und Chi sind aktiv gewesen, aber wir haben wenig erreicht — ein paar unbedeutende Randwelten und die Rückeroberung der Systeme im Galtor-Bogen. Seitdem mein emsiger Vater dort das Kommando übernommen hat, haben wir lediglich höhere Verluste im gesamten Grenzbereich. Da Hanse Davion sich auf die Liao-Offensive konzentriert, hätte es uns eigentlich gelingen müssen, mehr zu erreichen. Und ich hätte auch mehr erreicht, wenn man mich gelassen hätte.« Theodore schüttelte wehmütig den Kopf.
»Trotz ihrer Propaganda, daß Tikonow und St. Ives unabhängige Staaten werden sollen, regiert Davion jetzt über einen Großteil des Liao-Gebiets. Hanse Davion hat das meiste von dem bekommen, was er haben wollte. Die Konföderation Capella ist am Ende, bereit für Davions Gnadenstoß. Das politische Gleichgewicht hat eine dramatische Änderung erfahren. Nun, da Liao aus der Gleichung eliminiert wurde, ist Hanse Davion seinem Ziel, Erster Lord der Inneren Sphäre zu werden, einen Schritt näher gekommen.«
»Näher vielleicht«, stimmte Constance zu, »aber nicht einmal die mächtige Kriegsmaschinerie der Vereinigten Sonnen ist schrankenlos. Auch sie muß innehalten, denn ihre Kommunikations- und Transportkapazität ist über jede Brauchbarkeit hinaus strapaziert.«
»Wir haben es hier nur mit einer vorübergehenden Ruhepause zu tun«, warnte Theodore. »Ich gehe davon aus, daß sie länger dauern wird als die im letzten Frühjahr, aber die Feindseligkeiten sind trotz der scheinheiligen Reden der Steiners und Davions noch nicht beendet. Hanse Davion hat seine wahre Absicht zu erkennen gegeben, sich und seinen Nachfolgern die Regentschaft über die Innere Sphäre zu sichern. Der Fuchs wird sich demnächst um uns kümmern. Sobald er wieder etwas mehr Bewegungsfreiheit hat, wird er uns an die Kehle gehen. Er kann seine neuen Errungenschaften für seine Zwecke nutzbar machen und genug von seinen Verlusten ausgleichen — in etwa fünf Jahren, würde ich sagen. Länger wird er nicht warten, weil er sonst befürchten muß, daß wir uns selber zu gut erholt haben.«
Constance schreckte vor dem Feuer in Theodores Augen zurück.
»Wie kannst du da so sicher sein?«
Theodore lächelte, ein plötzlicher Lichtstrahl in der Dunkelheit seiner Eindringlichkeit. »Jetzt zweifelst du meine Glaubwürdigkeit an. Ich bin so sicher, wie ein Kommandant nur sein kann, der die Gedanken seines Gegners nicht lesen kann. Sein Wille und seine Einstellung gehen ganz klar aus seinen Handlungen hervor, und ich erkenne die Absichten, die hinter seinen Worten stecken. Ich lerne durch die Beispiele, die er gibt. Aber am wichtigsten ist, daß ich mich nicht durch meine Leidenschaft blenden lasse.« Theodore verschränkte die Hände auf dem Rücken und schaute in den Himmel. »Ich bin nicht der einzige, der die gierigen Absichten des Fuchses erkannt hat. Viele andere machen sich ebenfalls Sorgen.«
»Du meinst ComStar?«
»Du weißt also, daß ich einen Kurier des neuen Präzentors empfangen habe«, äußerte Theodore, indem er in gespielter Überraschung eine Augenbraue hob.
»Nur, daß ein Bote angekommen ist«, gab Constance zu. Es war besser, in Theodore keine überzogenen Erwartungen in bezug auf die nachrichtendienstlichen Fähigkeiten des O5S zu wecken. »Über die Botschaft weiß ich nichts.«
»Primus Myndo Waterly möchte sich mit mir treffen.«
Das waren verblüffende Neuigkeiten. ComStar beteuerte immer seine Neutralität in den Angelegeheiten der Inneren Sphäre. Und dennoch hatten vor acht Monaten ComStar-Agenten mit Theodore Kontakt aufgenommen und ihn davon in Kenntnis gesetzt, daß sie kurz davor stünden, die interstellare Kommunikation Haus Davions mit einem Interdikt zu belegen. Nach eingehender Beratung mit Constance hatte er sich dazu entschlossen, die Information an Subhash Indrahar weiterzugeben. Er hoffte, der Koordinator würde besseren Gebrauch davon machen, wenn er glaubte, die Information sei von der ISA beschafft worden. Obwohl ComStar damals nichts von ihnen erbeten hatte, spürte Constance instinktiv, daß die Anhänger Blakes eines Tages eine Gegenleistung für diese vorzeitige Enthüllung erwarten würden.
»Glaubst du, daß ComStar jetzt eine Gegenleistung für die Warnung vor dem Davion-Interdikt verlangt? Oder wollen sie deine Beteiligung an den Friedensverhandlungen?«
»Beides. Aber ich glaube, es
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