BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
direkte Einflußnahme auf die Vorgänge an der Davionfront hatten etwas genützt. Erfolge hatte es nur wenige gegeben.
In einer, wie Constance glaubte, absoluten Fehleinschätzung der Situation hatte Takashi die Lücke im ruhigen Distrikt Pesht durch die Ernennung ihres Vaters, Marcus Kurita, zum Kriegsherrn gefüllt. Natürlich konnte es sich Takashi nicht leisten, den ehrgeizigen Marcus auf eine Gelegenheit warten zu lassen, dem Koordinator in den Rücken zu fallen, ihn jedoch wieder zum Kriegsherrn zu machen, war gefährlich. Andererseits war Marcus dadurch aus der engsten Umgebung des Koordinators entfernt worden, und die Anzahl der Intrigen auf Luthien war seit seiner Versetzung nach Pesht dramatisch zurückgegangen. Das Wissen, daß Einheiten der Pesht-Regimenter für die Kämpfe im Distrikt Rasalhaag abgestellt worden waren, beunruhigte Constance. Rasalhaag war die Machtbasis ihres Vaters gewesen.
Die Abberufung von Marcus als Führer der Otomo hatte den vermeintlichen Grund für Theodores Exil aus der Welt geschafft. Der Weg hätte frei für ihn sein sollen, den traditionellen Posten des designierten Thronerben zu übernehmen. Aber dann war der Krieg ausgebrochen, und Takashi hatte einen wenig bekannten Taisa für den Posten nominiert, der zwar dem Koordinator absolut treu ergeben, in imperialer Staatspolitik jedoch eine Null war. Theodore hatte sich nicht zu dieser Frage geäußert. Er hatte keine Zeit gehabt, um sich über Familienstreitigkeiten und Ehrungen Gedanken zu machen.
Das würde sich bald ändern. Wie so vieles andere auch.
Sie gab ihren Mönchen ein Zeichen, am Rande der Baumgruppe zu warten, und ging alleine zu Theodore, der auf sie wartete. Sie tauschten eine Verbeugung aus.
»Welche Botschaft war so wichtig, daß du sie nicht von einem Boten überbringen lassen konntest?« fragte er.
»Der Krieg ist aus«, stellte sie schlicht fest.
Theodore erstarrte, seine Augen schlossen sich zu schmalen, mißtrauischen Schlitzen, aber Constance ging über seinen Blick hinweg. »Meine Agenten auf Tharkad melden, daß Archon Steiner die Commonwealthoffensive abgeblasen hat«, fuhr sie gelassen fort. »Sie hat vor, ihre Gebietsgewinne zu konsolidieren und ihre Reserven auf die umkämpften Welten zu konzentrieren. Die Gegenangriffe der VSDK haben sich für die Lyraner als zu stark erwiesen. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß sie ihren Davion-Verbündeten den Rat gegeben hat, sich entsprechend zu verhalten.«
»Das sind unwartete Neuigkeiten.« Theodores Stimme war absichtlich neutral. Er wandte sich halb von ihr ab und befingerte den Saum seiner Kampfjacke auf eine Weise, die Constance sehr gut aus den Medienberichten über den Krieger im Feld kannte. »Dein Orden hat mich in den letzten sechs Jahren mit unschätzbaren nachrichtendienstlichen Hinweisen versorgt. Oft war deine Einschätzung verläßlicher als die der ISA. Halt mich nicht für undankbar, und glaube auch bitte nicht, daß ich an den Fähigkeiten deines Ordens zweifle, Constance, aber bist du dir ganz sicher? Es hat keinerlei Anzeichen an der Front und keine vergleichbaren Berichte von der ISA gegeben. Der Befehl des Koordinators, unsere eigenen offensiven Aktivitäten einzustellen, müßte den Gegner in seiner Entschlossenheit bestärkt haben.«
»Meine Quellen sind untadelig.«
»So ka.«
»Der Fluß der Steiner-Ressourcen ist tief, Theodore, aber der Teich ihrer Entschlossenheit ist seicht. Ihre Davion-Verbündeten sind aus härterem Holz geschnitzt, aber ihnen fehlen die Ressourcen, und das ComStar-Interdikt hat ihre Wirtschaft schwer geschädigt. Die Allianz zwischen den beiden Häusern ist noch jung. Sie sind noch nicht vereint. Wie wir sind sie bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit gegangen. Sie sind zu keiner weiteren Offensive mehr in der Lage.«
»Was sollten sie sich denn noch holen?« fragte Theodore skeptisch. »Die lyranischen Streitkräfte haben jetzt auf über fünfzig unserer Welten Garnisonen. Meine Operation Contagion ist durch Heimtücke zunichte gemacht worden, und wir haben nur zwei von ihren Planeten erobert. Bis jetzt haben wir uns nicht sehr gut geschlagen. Aber ich war so nah daran ... die meisten Einheiten an der Front haben Befehle von mir entgegengenommen. Selbst Kriegsherr Sorenson hat meine Befehlsgewalt anerkannt. Wir hatten die Hoffnung, zumindest über die Lyraner die Oberhand zu gewinnen. Gegenüber Davion scheint der Drache impotent zu sein. Tscherenkow hockt immer noch in seinem Bunker und wartet auf
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