BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
Darüber hinaus beschrieben sie einen gut erledigten Auftrag. Durch trübe werdende Augen sah sie, wie er sich vor ihr verbeugte, ein letzter Gruß, bevor er das Apartment verließ.
Er würde ungesehen aus dem Gebäude verschwinden und draußen warten, um ganz sicher zu gehen, daß das Feuer nicht entdeckt wurde, bevor es zu spät war. Niemand würde je in Erfahrung bringen, was er dort getan hatte. Er hatte sie außer Gefecht gesetzt, ohne auch nur einen ihrer Knochen zu verletzen. Das Feuer würde alle Anzeichen der Gewalt auslöschen. In der Asche des Apartments würden lediglich die verkohlten Leichen eines Jungen und einer Frau gefunden werden.
Er war sehr gut in seinem Beruf.
Sie hustete Blut. Die hellroten Spritzer veränderten die Farbe des Teppichs vor ihren Augen. Fasziniert starrte sie darauf, während sie in die Dunkelheit glitt. Sie empfand ein trauriges Bedauern, daß der Junge, der hier gestorben war, nicht zum Mann heranwachsen würde. Aber als die Dunkelheit sie umhüllte, galten die letzten Gedanken ihrem Sohn Franklin. Das Landungsschiff, das ihn in die Obhut Marcus Kuritas bringen würde, war am Mittag gestartet.
50
Sanctum Arcanum, Einheitspalast, Luthien
Militärdistrikt Pesht, Draconis-Kombinat
2. Januar 3034
Constance Kurita kniete auf der weißen Leinwandmatte vor der erhöhten Plattform des innersten Raumes im Sanctum Arcanum, dem Schrein der Kurita-Ehre. Vor ihr befand sich ein mit Tatami bedecktes Podest. Die ehrwürdigen Dai-sho, Kurz- und Langschwert des Dynastiebegründers Shiro Kurita, ruhten dort auf einem schwarzlackierten Gestell. Fünf Säulen umgaben das Podest, unsichtbar in der Düsternis mit Ausnahme des altehrwürdigen, mit Schnitzereien verzierten Stoßzahnes eines labrischen Monodons, der in der sanften Beleuchtung schimmerte. Ein geisterhafter Drache, der in den Himmel kletterte. Ebenfalls unsichtbar waren die vier Adepten des O5S, die an den Ecken der Leinwand-Matten knieten. Obwohl sie sie nicht sehen konnte, spürte Constance ihre latente und beschützende Kraft.
Der fünfte Wächter stand am Eingang zum Innersten und verwehrte Theodore Kurita höflich, aber bestimmt den Zutritt, solange Constance ihre Meditation noch nicht beendet hatte. Selbst wenn Theodore seinen Rang hervorgehoben hätte, wäre der Wächter standhaft geblieben. An diesem Ort war Constance sogar ranghöher als der Koordinator.
Sie verabschiedete sich vom Geist Shiros und klatschte einmal scharf in die Hände, als sie sich verbeugte. Die Adepten verbeugten sich vor ihr, als sie sich erhob. Sie spürte die Anerkennung ihrer Autorität und ließ ihre Aura ob ihrer Hingabe Billigung und beifällige Zustimmung ausstrahlen. Bei ihrer Annäherung trat der Türwächter zur Seite, so daß sich Constance vor ihrem Cousin verbeugen konnte.
»Ist alles gutgegangen?«
»Sehr gut. Alle vier Wega-Legionen haben einen hervorragenden Eindruck gemacht.« Theodore lächelte stolz. »Ich hatte anläßlich einer Parade gar keine so große Präzision von ihnen erwartet. Sie mögen nicht mehr der Abschaum des Kombinats sein, aber sie sind immer noch in erster Linie Frontsoldaten. Eine Parade ist nicht gerade das, woran sie ihre Freude haben.«
»Sie sind dir fanatisch treu ergeben, Theodore. Sie würden dich vor den Augen des Koordinators nicht blamieren.«
Theodore zuckte die Achseln, aber er war natürlich stolz darauf, daß seine Legionen stark waren, und fühlte sich geehrt, weil sie ihm gegenüber eine derart tiefgehende Loyalität zum Ausdruck brachten. Constance spürte seine Gefühle in seinem Ki, und auch seine betonte Gleichgültigkeit verriet ihn.
»Der Aufstand auf Tai-sho Rentoshis Heimatwelt scheint ernsterer Natur zu sein«, wechselte Theodore das Thema. Sein Gesichtsausdruck verlor die Leichtigkeit, und seine ganze Haltung veränderte sich ins Geschäftsmäßige. »Der Koordinator hat ihm die Genehmigung erteilt, sich darum zu kümmern. Sein Erstes Regiment des Schwerts des Lichts soll ihn begleiten.«
»Und das Siebente Schwert des Lichts?« hakte Constance nach, die sich sehr wohl der Tatsache bewußt war, daß eigentlich kein Themenwechsel stattgefunden hatte.
»Es soll morgen zu einem Manöver auf Daikokus viertem Mond aufbrechen.«
»Der Koordinator hat bis jetzt immer zumindest ein Schwertregiment auf Luthien gehabt. Wird er den Befehl nicht rückgängig machen?«
»Als Beauftragter für Militärfragen halte ich es für unbedingt erforderlich, daß das Siebente Schwertregiment an diesem
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