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BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen

BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen

Titel: BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charette
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Tatsuyamaberg, Dieron
Militärdistrikt Dieron, Draconis-Kombinat
     
    19. Juli 3034
     
    »Habe ich dem Drachen nicht gute Dienste geleistet?«
    Dexter Kingsleys Gesichtsausdruck war voller Erwartung. Theodore wurde klar, daß der Mann in der Erwartung zum Drachenhort gekommen war, er würde für seine treulosen Taten auf Orestes belohnt werden. Bei dem Gedanken daran drehte sich Theodore der Magen um.
    »Sie haben zunächst sich selbst gute Dienste geleistet, Tai-sho. Das ist eine völlig unannehmbare Reihenfolge der Prioritäten.«
    »Aber ich habe in Ihrem Interesse gehandelt, Kanrei«, protestierte Kingsley. »Ich habe Dieron in Ihrem Namen gehalten.«
    Theodore atmete tief ein und langsam wieder aus. »Wenn das, was Sie getan haben, in meinem Namen geschehen ist, dann haben Sie mich tödlich beleidigt.«
    Kingsley schien schockiert.
»Ein Herrscher, dessen Arbeiter unterdrückt werden, kann die Früchte seines Landes nicht ernten«, fuhr Theodore fort. »Sie haben die Wirtschaft mehrerer Distriktwelten schwer geschädigt und ihren Reichtum geplündert, ohne auch nur einen Gedanken an die Zukunft zu verschwenden. Sie haben das nicht für mich oder für den Drachen getan. Sie haben aus rein egoistischen Motiven gehandelt. Und folglich haben Sie das Kombinat hintergangen.«
Michi Noketsuna trat vor und schloß die Lücke, die Theodore und Kingsley von der Offiziersgruppe in der großen Halle trennte. »Seppuku ist die einzig ehrenvolle Lösung«, sagte er.
Kingsley wurde kreidebleich. Sein Blick sprang zwischen Michi und Theodore hin und her. Keiner der beiden brachte dem Tai-sho Mitgefühl entgegen. Kingsley wollte etwas sagen, überlegte es sich dann aber anscheinend anders. Er stand stramm und salutierte, wobei er sich in Kuritamanier mit der geballten rechten Faust gegen die Brust schlug. Er verbeugte sich, schlug die Hacken zusammen, machte kehrt und verließ die Halle durch die geöffneten Türen. Dabei schaute er weder rechts noch links und beachtete die Rufe seiner Offizierskameraden nicht.
Theodore legte Michi die Hand auf die Schulter und führte seinen Freund aus der Halle. Sie gingen durch eine kleine Seitentür in einen Privatraum. Inmitten der staubigen Regale voller gebundener Bücher entspannte sich Theodore, der erleichtert war, dem Blick der Öffentlichkeit entronnen zu sein.
»Michi kun «, glaubst du, er tut es?«
»Er hat Angst. Aber ich glaube schon.«
»Das ist nicht gut. Ich hatte gehofft, er würde fliehen und somit für alle einen sichtbaren Beweis liefern, daß er im Unrecht ist. Es ist ein offenes Geheimnis, daß er die Explosion arrangiert hat, die Tscherenkow tötete, und alle wissen vom Streit zwischen dem Kriegsherrn und mir. Indem er Tscherenkows Platz unter Benutzung meines Namens eingenommen hat, bringt er mich mit dem Mord in Verbindung. Wenn Kingsley verlauten läßt, daß ich Seppuku von ihm verlangt habe, sitze ich in der Patsche. Manche werden glauben, ich hätte Tscherenkows Tod befohlen und entledigte mich jetzt meines Werkzeugs. Andere werden mich für ein Scheusal mit zwei Gesichtern halten, das Initiative predigt und sie dann bestraft. So oder so, es werden sich einige Ressentiments aufbauen. Wenn nur genug Zeit wäre, die Beweise zusammenzutragen und ihn vor Gericht zu stellen. Eine formelle Hinrichtung wäre die beste Lösung.« Theodore schlug sich auf den Oberschenkel, um seiner Frustration Ausdruck zu verleihen. »Kingsleys Eigennutz muß bestraft werden.«
Es ist nicht die Art des Koordinators, persönlich Gewalt auszuüben, hallte Takashis Stimme in seinem Kopf wider. Unsere Bestimmung verlangt von uns, durch die Hände anderer zu arbeiten.
Theodore hatte diese Worte vor langer Zeit gehört, als er noch ein Kind war. Damals waren sie ihm merkwürdig vorgekommen. Sie waren ihm noch merkwürdiger erschienen, als er ansatzweise die Lehre des Bushido und etwas von der Verantwortung verstanden hatte, die die Last des Kriegers war. Er war in dem Glauben aufgewachsen, die Sichtweise seines Vaters sei mit Fehlern behaftet. Obwohl Theodore nicht Koordinator war, war er doch mehr als ein einfacher Krieger, und die Worte kamen ihm gar nicht mehr so seltsam vor. Jetzt arbeitete er mit Mittelsmännern und ließ andere die Dreckarbeit verrichten. Wann, fragte er sich, habe ich mich verändert?
Michi mußte Theodores gedankliches Abschweifen als Aufforderung zu einer Antwort aufgefaßt haben. »Ich verstehe«, sagte er. Michi verbeugte sich und schlug die Hacken zusammen.

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