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BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen

BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen

Titel: BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charette
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Pistolengurt, den er nach Beendigung der Stabsbesprechung über eine Stuhllehne gehängt hatte. Er erstarrte mitten in der Bewegung, als er sah, daß der schwarzgekleidete Mann bereits eine Waffe auf ihn gerichtet hielt. Seine blauen Kurita-Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Er wog seine Chancen ab. Offensichtlich kam er zu dem Schluß, daß er seine Waffe nicht erreichen konnte, denn Marcus entspannte sichtbar seine Muskeln. Ninyu konnte jedoch die innere Anspannung erkennen. Dieser Mann hatte noch nicht aufgegeben.
    »Offensichtlich nicht gut genug, um Sie von dieser Störung abzuhalten.«
    »Offensichtlich.«
»Wenn Sie, wie Sie sagen, einen Alarm ausgelöst haben, wird man in Kürze hier nach Ihnen suchen. Sie werden nicht lebend entwischen.«
    »Sie haben ausdrücklich darum gebeten, nicht gestört zu werden. Ihre Männer werden diesem Wunsch Folge leisten, bis sie einen besseren Beweis für einen Eindringling haben als das Anschlagen eines einzigen Sensors. Ihre, nennen wir es mal Unduldsamkeit gegenüber Untergebenen, die sie mit Nebensächlichkeiten belästigen, ist wohlbekannt. Was meine Flucht anbelangt, wollen wir erst einmal abwarten. Oder vielmehr, ich warte ab. Sie, Tai-shu, werden bis dahin tot sein.«
    »Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, wie wir beide am
    Leben bleiben können.«
»Unwahrscheinlich.« Marcus' Unverfrorenheit war beeindruckend. Vielleicht ließ er sich durch die Kommandouniform des Lyranischen Nachrichtencorps täuschen. Wenn ja, würde er bald eines besseren belehrt werden. »Ich habe ein paar Neuigkeiten für Sie«, fuhr Ninyu fort. »Ihr stümperhafter Verbündeter bei der Invasion Rasalhaags, Tai-shu Tscherenkow, ist zu seinen Ahnen gegangen. Sein Atlas ist beim ersten Angriff auf die Verteidigungstruppen von Orestes enthauptet worden. Sein Stellvertreter, Tai-sho Kingsley, hat das Kommando übernommen und den Rückzug befohlen. Offenbar hat er nicht so viel Vertrauen in Ihren Endsieg wie Sie. Kingsley hat den Kanrei für die unbedachten Handlungen des Militärs von Dieron um Vergebung gebeten und seinen Rückzug als Beweis dafür angeführt, daß er den Kanrei unterstützt. Ich gehe davon aus, daß Theodore Gnade vor Recht ergehen läßt. Allerdings sind das schlechten Nachrichten für Sie. Den Vorstoß aus Dieron zur Unterstützung Ihrer Aktionen hier können Sie abschreiben.«
Bei der beiläufigen Erwähnung des Kanrei und seiner Pläne nahmen Marcus' Augen einen neuen Glanz ein. Ninyu konnte seine Angst jetzt förmlich riechen. Marcus schien plötzlich zu realisieren, daß er es nicht mit einem geldgierigen lyranischen Halsabschneider zu tun hatte.
»Der Kanrei wünschte, er könnte bei Ihnen ebensoviel Milde walten lassen, aber es geht nicht. Diesmal sind Sie zu weit gegangen.« Ninyu hob unmerklich die Waffe. »Das ist eine Schnellfeuerpistole der Marke Mauser und Gray und gehört zur Standardausrüstung der
Geheimagenten des Lyranischen Nachrichtencorps. Sie zieht ihre Munition mit unglaublicher Geschwindigkeit aus einem Block ballistischen Plastiks und verschießt dadurch eine Serie von Hochgeschwindigkeitsprojektilen, die den Körper eines Menschen regelrecht zerfetzen. Eine äußerst häßliche Waffe, aber im Betrieb praktisch geräuschlos. Nach Ihrem Tod werde ich Ihnen Ihre Waffe zurückgeben. Da, wo meine Waffe liegen wird, werden sich Blutspritzer finden. Sie haben den Attentä- ter verwundet, so daß er seine Waffe fallen lassen muß- te — der Tod eines Kriegers für ein Mitglied des Kuritaclans. Das ist der Wunsch des Kanreis. Der verwundete Attentäter gerät in Panik und flieht, entkommt aber Ihren wachsamen Sicherheitsleuten. Ein weiterer Erfolg für die Lyraner bei ihrer Einmischung in die Souveränitat eines anderen Staates. Eine höchst beklagenswerte Tat, finden Sie nicht auch, Marcus?«
Die Ironie war verschwendet. Der Schweiß lief dem Tai-shu in Strömen über das Gesicht, und er stolperte rückwärts, bis er vom Konferenztisch aufgehalten wurde. Seine Lippen bewegten sich, aber kein Laut war zu hören.
Bemitleidenswert, dachte Ninyu. »Dies ist der letzte Dienst, den Sie dem Drachen erweisen.«
Achtzehn Pfund Druck auf dem Abzug lösten einen Schwarm Plastiknadeln aus, die Marcus' Körper förmlich in Stücke rissen. Blut spritzte auf den Datenschirm und ertränkte alle Eroberungspläne.
Dann tat Ninyu genau das, was er angekündigt hatte.
Er war einen Kilometer weit weg, bevor der Alarm das Lager in Aufruhr versetzte.

54
    Drachenhort,

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