BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
»Ein Unfall also.«
Als er gehen wollte, hielt Theodore ihn am Ärmel seiner Galauniform fest. »Warte. Ich will nicht, daß man dich mit Kingsleys Tod in Verbindung bringen kann.«
Michi starrte Theodore direkt ins Gesicht. »Ich bin vielleicht nicht dein ISA-Ninja, aber ich habe ausreichend Übung, Theodore. Es wird keinerlei Hinweis auf eine Verbindung zu dir geben.«
»Ich wollte nicht deine Fähigkeiten herabsetzen, mein Freund. Außerdem habe ich etwas ganz anderes gemeint. Ich glaube, du wirst in naher Zukunft noch genug Schwierigkeiten haben. Gerüchte der Art, du hättest dir wie Kingsley den Weg zur Distriktherrschaft freigemordet, kannst du überhaupt nicht gebrauchen. Du nicht, und das Kombinat auch nicht.«
Michi riß sich von Theodore los. »Wovon redest du überhaupt?«
Das Mißtrauen in der Stimme seines Freundes verschlug Theodore für einen Augenblick die Sprache. So wollte ich es ihm nun wirklich nicht sagen.
Er zog ein kleines Kästchen aus der Tasche, öffnete den schwarzlackierten Deckel und hielt es Michi entgegen. Auf weißer Seide lag ein Satz apfelgrüner Insignien: zwei stilisierte Katakana-Zitfern und ein Paar segmentierte Streifen, deren zweites Segment vergoldet war. »Ich ernenne dich hiermit zum Tai-shu von Dieron.«
»Ich bin keine gute Wahl«, widersprach Michi. »Es wird Probleme geben.«
»Aber nichts, womit du nicht fertig wirst. Ich brauche dich hier.«
Michi ging zum Fenster, von dem man einen Ausblick auf die Bergkette hatte, an die sich Tatsuyama City schmiegte. Ohne Theodore anzuschauen sagte er: »Im Namen unserer Freundschaft und der gemeinsamen Erlebnisse bei der Suche nach Soldaten in den Reihen der Yakuza bitte ich dich darum, das nicht von mir zu verlangen.«
»Ich muß.« Theodore war verwirrt. Warum empfand Michi die Ernennung als so große Bürde? Er bot ihm einen Posten an, der mit viel Macht und Ehre verbunden war. »Dieser Distrikt ist der Eckpfeiler der Verteidigung des Kombinats. Ich sehe niemanden sonst, der alles so handhaben könnte, wie ich es mir vorstelle.«
»Es gibt andere, die politisch... unbedenklicher sind.«
»Für gewisse Personen ist niemand, der eng mit mir verbunden ist, politisch unbedenklich. Du hast die Fähigkeiten und die notwendige Willenskraft. Ich brauche dich auf dem Posten. Das Kombinat braucht dich.«
Michi seufzte. »Als wir uns zum erstenmal begegnet sind, hast du mir von der Gefahr erzählt, in der das Kombinat schwebt. Ich glaubte, du würdest die Gefahr richtig erkennen und sie bannen können. Ich habe zugestimmt, meine persönlichen Angelegenheiten zurückzustellen und dem Kombinat zu dienen, bis die Gefahr beseitigt ist. Ich nehme den Posten an.«
Michi drehte sich um und nahm die Rangabzeichen von Theodore. Während er sie an seinem Kragen anbrachte, fiel kein einziges Wort. Theodore konnte die Feindseligkeit nicht begreifen, die Michi ausstrahlte. Er hatte gedacht, sein Freund würde sich über diesen Vertrauensbeweis freuen.
Ein lautes Klopfen an der Tür störte ihre Abgeschiedenheit. Ohne eine Antwort abzuwarten, trat ein Sho-sa ein. Mit einer Verbeugung meldete die Frau die Ankunft der Gesellschaft des ComStar-Präzentors. Theodore entließ sie mit einem verdrießlichen Winken, aber noch bevor sie sich zurückziehen konnte, hatte er seinen Entschluß, den Präzentor warten zu lassen, revidiert. Er befahl dem Sho-sa, die Abgesandten ComStars in den kleinen Raum zu eskortieren.
»Ich gehe jetzt, Kanrei.«
»Nein. Ich will, daß du bleibst.« Der neue Tai-shu hielt mitten im Schritt inne. Die Gesichtshälfte mit Michis Glasauge war Theodore zugewandt, und das irisierende Weiß glitzerte hart und kalt. »Das ist ein Teil deines neuen Postens.«
»Wie du befiehlst, Kanrei.«
55
Drachenhort, Tatsuyamaberge, Dieron Militärdistrikt Dieron, Draconis-Kombinat
21. Juli 3034
Primus Myndo Waterly schritt majestätisch ins Zimmer. Ihre goldene Amtsrobe glitzerte im kalten Licht der durch das Fenster scheinenden Sonne. In ihrem Kielwasser befand sich die langbeinige Sharilar Mori, die die scharlachrote Robe mit den Goldborten trug, die ihrer Stellung als Präzentor von Dieron und Angehöriger des Ersten Bereichs entsprach. Sobald der Primus und der Präzentor das Zimmer betreten hatten, stellte sich der Sho-sa, der sie hergeführt hatte, in die Tür und blockierte den anderen Abgesandten ComStars den Zutritt. Der Sho-sa verbeugte sich, schloß die Tür und schnitt damit die Proteste der ComStar-Delegation ab.
Theodore
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