BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
Warum sprichst du von Versagen?«
»Ich habe ihn getroffen. Sein Blut klebt an meinem Schwert.« Da ihre Hände nun leer waren, legte sie die Handflächen auf den Boden und verbeugte sich noch tiefer. »Bitte akzeptiere mein Ersuchen um die Entlassung aus dem Orden.«
»Wie ist das passiert?« wollte Oda wissen.
»Er war zu stark für meine Technik.«
Aus dem Augenwinkel sah Constance Florimel lächeln.
»Du bringst gute Nachrichten, Jukurensha«, erklärte Florimel, die das Ersuchen um die Entlassung durch die Anrede mit ihrem Rang innerhalb des Ordens ablehnte.
Die Frau richtete sich auf, Verwirrung und Überraschung waren ihr deutlich anzumerken. Angesichts ihrer eigenen Verwirrung in dieser Nacht hatte die Frau Constances Mitgefühl.
»Es freut mich zu hören, daß der Erbe stark ist. Und noch wichtiger ist, daß du nicht in die Falle gegangen bist, dich für perfekt und unverwundbar zu halten. Niemand ist jemals unverwundbar. Ich bin zufrieden mit dir, Jukurensha.
Ich habe noch mehr Arbeit für dich.« Florimel nickte dem Mönch zu, der die Farbe der Säule des Goldes trug. »Jukurensha Sharilar, hilf ihr bei den Vorbereitungen. Sie wird einen arbeitsreichen Tag haben.«
Florimel beendete die Audienz mit einem knappen Nicken. Während die anderen den Raum verließen, sagte sie zu Constance: »Du hast ebenfalls einen arbeitsreichen Tag vor dir. Viele arbeitsreiche Tage. Laß uns gemeinsam den Sonnenaufgang begrüßen. Wir haben viel zu besprechen.«
Constance lächelte voller Vorfreude.
5
Weisheit-des-Drachen-Schule, Kuroda, Kagoshima Militärdistrikt Pesht, Draconis-Kombinat
18. Mai 3018
»Theodore Kurita.«
Theodore stand stramm, als sein Name aufgerufen wurde. Er war der erste! Die Wärme der Morgensonne, in deren Licht der Hof getaucht war, ging im erhitzten Brausen des Sieges unter. Bis zu diesem Augenblick hatte er es nicht gewußt. Nun, da er es wußte, hätte er seinen Sieg bis zu den Sternen hinaufschreien mögen. Aber das tat er natürlich nicht. Er verbeugte sich steif vor dem Podium und den versammelten Würdenträgern, bevor er sich von der Stelle, wo er zwischen den anderen Schülern der promovierenden Klasse kniete, erhob. Er schritt zum Spalier in der Mitte zwischen den Reihen der knieenden Offiziere, vollführte eine scharfe Wendung und ging auf das Podium zu.
Theodore war sich der Tatsache bewußt, daß aller Augen auf ihm ruhten, während er über den Hof der Akademie ging. Er bildete sich ein, den schweren Blick seines Vaters zu spüren, der sich von der erhöhten Galerie, die den Hof umgab, in seinen Rücken bohrte. So sehr Theodore seinem Vater auch in die Augen schauen wollte, er weigerte sich, die Disziplin dieses besonderen Anlasses zu brechen.
Sieh genau hin, Vater , sagte er sich insgeheim. Ich habe deine Leistung hier übertroffen. Jetzt mußt du doch erkennen, daß ich mich als würdig erwiesen habe.
Als Theodore sich dem Podium näherte, konzentrierte er sich auf das finster blickende Gesicht von Tai-sho Zangi, dem Kommandanten der Weisheit-des-Drachen-Schule. Lächle, altes Ledergesicht, dachte er. Ich bin dein Bester.
Der Tai-sho behielt seinen finsteren Gesichtsausdruck bei, während Theodore auf das Podium stieg und vor ihm niederkniete. Als Theodore die offizielle Verbeugung ausführte, redete ihn der Tai-sho mit so leiser Stimme an, daß ihn selbst die Offiziere, die drei Schritte hinter ihm knieten, nicht hören konnten.
»Du hast hier nicht dein Bestes gegeben.«
»Aber ich bin der Beste.«
»Du bist arrogant. Du hast noch immer viel zu lernen.«
»Nicht von Ihnen.«
»Du sagst es.«
Zangi streckte den rechten Arm aus. Ein Adjutant kam und übergab ihm ein Katana mit Scheide. Der Tai-sho streckte Theodore die Waffe entgegen und sprach mit lauter Stimme, die über den ganzen Hof hallte.
»Dies ist das Kampfschwert eines Kurita-Samurai. An anderer Stelle haben Sie die Fertigkeiten eines MechKriegers und die Wissenschaft der Taktik gelernt. Hier haben diese Fertigkeiten den letzten Schliff erhalten, und Sie haben die Kunst der Strategie gelernt. Nehmen Sie dieses Schwert an, und wollen Sie es in Diensten des Draconis-Kombinats führen?«
»Hai!« Theodore nahm das Schwert aus Zangis Hand, schob es in seine Schärpe und vervollständigte den formellen Empfang mit einer Verbeugung. Nur die Matte sah sein frohlockendes Lächeln.
Zangi streckte erneut den Arm aus. Diesmal gab ihm der Adjutant ein Wakizashi.
»Dies ist das Ehrenschwert eines Samurais des
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